Die Schreibtischtäter IV. – Im Namen der Gerechtigkeit

Alle grausamen Menschen
tarnen sich als gerecht.

Tennessee Williams

IV. Im Namen der Gerechtigkeit
 

Dass es auf der Welt niemals Gerechtigkeit geben kann, ist wohl auch eine Tatsache, gegen die anzukämpfen einfach vergeudete Energie ist. Weil Menschen lediglich zur Selbstgerechtigkeit fähig sind und diese keine allgemeingültige Gerechtigkeit erzeugen kann. Nicht einmal Gott ist gerecht, wie ja von allen Religionsgegnern zur Genüge proklamiert wird.
Und warum? Weil Gerechtigkeit im Auge des Betrachters liegt.

Deshalb kann man auch hier gleich erkennen, dass da irgendetwas nicht stimmen kann, wenn unter diesem Deckmantel Sanktionen gefordert werden. Dass da nur jemand seine eigene Gerechtigkeit durchsetzen will.

Ich möchte diesen Autoren nun keineswegs pauschal unterstellen, dass sie grundsätzliche Aufwiegler sind. Leider ist es auch so, dass viele vor lauter Gerechtigkeitseifer gar nicht erkennen, dass sie Gift und Galle in die Welt sprühen, sich als Rächer der Schwachen und Geschundenen wähnen und dabei nichts anderes machen, als Schulterschließer zu suchen, um ihrer eigenen Angst nicht ausgeliefert zu sein.
Und der Großteil – ist sowieso schlichtweg zu dumm, um aus eigenem Antrieb gefährlich sein zu können. Zu dumm, um andere Perspektiven einbeziehen zu können.

Das ändert jedoch nichts daran, dass sie keine Friedensstifter sind, als die sie sich gerne selbst darstellen, sondern Menschen, die das Böse in der Welt vermehren.
Und dort liegt ihre enorme Gefährlichkeit.

© evelyne w.

 

8 Gedanken zu „Die Schreibtischtäter IV. – Im Namen der Gerechtigkeit“

  1. Oh, wie recht du hast und ich unterschreibe das sofort mit. es gruselt mich, wenn ich an so manches jüngst gelesenes denke. künstlerische freiheit, oh ja … aber um welchen preis.

    ich grüße dich freundschaftlichst
    isabella

    1. ja genau … ich musste das jüngst gelesene und diskutierte für mich auf diese weise verarbeiten!
      weil ich für mich klarstellen musste, ob ich nicht vielleicht nur persönlich reagiert habe …
      selbst wenn es nun so war, dann weiß ich jetzt sicher, dass meine impulse und intuitionen in solchen fällen äußerst verlässlich sind 😉

      künstlerische freiheit … ja, leider wird diese halt oft von selbst-sicht-künstlern in anspruch genommen, die dann nur ihr eigenes mütchen auf diese weise kühlen wollen.

      danke,liebe isabella,
      ich freue mich sehr, mich bei diesem thema von dir verstanden zu wissen!

      gute nacht gruß
      lintschi

  2. liebe Lintschi
    im Namen der Gerechtigkeit den Schlachter zu geben, Menschen mit Füßen zu treten, was ist das für eine Gerechtigkeit. Das Böse ausrotten, ausmerzen, vernichten. All die Ausdrücke haben wir schon gehört. Ich sage, ich kann ein Verbrechen nicht mit einem neuen Verbrechen ungeschehen machen. Wer dies beführwortet will nur neues Blutvergießen.
    Aber immernoch gibt es die schweigende Mehrheit. Ist die Nichteinmischungsstrategie nicht automatisch eine Parteinahme für eine Seite?
    herzlich Ilona

    1. Ist die Nichteinmischungsstrategie nicht automatisch eine Parteinahme für eine Seite?

      ich möchte das nicht so hart ausdrücken.
      der mensch müsste sonst den ganzen tag mit nichts anderem verbringen, als sich in alle belange einzumischen. so kann das nicht funktionieren.

      ABER –
      ich finde, man muss dort aufzeigen, wo man selber damit konfrontiert wird.
      und zwar nicht als „streiter“ – denn auch das würde ja wieder zu unfrieden führen.
      sondern darauf hinweisen und eigene perspektiven bringen. sich positionieren. nicht unwidersprochen hinnehmen.
      wer dann nicht wach wird und mitgeht, den kann man mit noch so viel energieaufwand nicht dazu bringen.
      da ist es besser, diese energie dafür zu verwenden, menschen zu informieren, zu suchen, die eine andere richtung mitgehen.

      passiver widerstand! das schlagwort der „weißen rose“ – um wirklich diesen themenkreis zu schließen.

      aber mir fällt gerade ein, das kapitel widerstand kommt erst. es fehlen noch ein paar kleine korrekturen, aber heute werde ich es posten und dann wird auch noch einmal einiges „klarer“.

      noch einmal danke
      und lg lintschi

  3. ..grundsätzlich gebe ich Dir auch Recht, allerdings aus meiner Erfahrung heraus, da mir Eure „Quellen“ im Moment nicht bekannt sind … seit Tagen stelle ich mir allerdings auch die Frage, oder Fragen: WAS ist Gerechtigkeit ? und WAS ist g e r e c h t … und wer ist es wann in welchen Bereichen, in welchen Situationen und zu WELCHEM ZWECK !!!!!!???? Kritisch habe ich mich gefragt, ob ich mich in diesen Fragen so neutral verhalte, dass ich nicht auch hin und wieder in eine Selbstgerechtigkeit verfalle …???!!! Aber-, da ich , wie gesagt im Moment nicht weiß, um welche konkreten Fälle es hier geht ,,, sage ich abschließend: Bin mit meiner Meinung bei Euch … herzliche Grüße Ursa

    1. liebe ursa,

      es gibt keine gerechtigkeit! es kann sie nicht geben. deshalb ist jeder mensch selbstgerecht.
      und deshalb will auch jeder mensch seine eigene gerechtigkeit durchsetzen, der unter diesem begriff zu irgendetwas „aufruft“.

      ich habe meine artikelserie mit absicht neutral gehalten. weil es bei konkreten fällen dazu kommt, dass menschen wieder nicht hinterfragen. sondern einfach sagen: ja, gewalt darf man nicht fordern, aber … mit dem oder jenem hat er nicht unrecht …
      und meisten ist es dieser teil, der dann brutale sanktionen für täter fordert.

      denn diese autoren fordern ja nicht zur gewalt gegen „unschuldige“ auf, sondern sie wählen ein feindbild und zwar eines, das der masse angst erzeugt: diktatoren, attentäter, vergewaltiger, „nazischweine“ … heute auch schon oft tierquäler oder fleischesser …

      danke noch einmal
      und liebe grüße auch zu dir
      lintschi

  4. „Autoren“, „Gerechte“, „Denker“ wurden oft zu Staatsoberhäuptern. Leider fiel die „Tarnung“ oft viel zu spät auf.
    Und das Volk…?
    Hierzu schrieb ich vor Jahren einige Zeilen – denke aber oft, ich hätte sie erst gestern geschrieben haben können:

    „Hurrraaa…?!“

    Eisern stand der Vorhang da,
    gepflegt in Köpfen die ihn machten.
    Und die Menschen die ihn wachten
    standen bereits dem Kriege nah.

    Auf dem Prüfstand standen gegenüber
    sich Systeme im Duell.
    Das Eine ging im Irrtum nieder.
    War die Idee zu intellektuell?

    Nun sprachen Sieger von Podesten
    und die da unten hörten wieder zu.
    Man schmeckte Früchte nach Protesten.
    Das Goldene Kalb wuchs auf zur Kuh.

    Irgendwann – da bröckelten Fassaden,
    Fundamente erwiesen sich als klein.
    Man baute wieder Barrikaden.
    Hohe Türme stürzten ein.

    Schuld und Unschuld führten Kriege.
    Gut und Böse schliefen nie.
    Lag denn der Hass schon in der Wiege?
    Ein „Hurrraaa!?“ auf die Ideologie.

    (c) Michael Hermann aus „Entspiegelung“

    Herzliche Grüße,
    Michael

    1. ganz genau, lieber michael!

      die tarnung fiel zu spät.
      und doch hätte man bei etwas aufmerksamkeit auch schon früher etwas erkennen können …

      und danke für dein gedicht. das trifft es.
      im kampf der ideologien, unterscheidet sich das böse wieder nicht vom guten. wie du bereits sagtest …

      schönen sonntag, lieben gruß
      evelyn

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