Ein Schulterbruch ist kein Beinbruch

Ich hab eine unglaublich gute Zeit!
Unglaublich deshalb, weil die meisten Leut das nicht glauben können.
Mein derzeitiges Motto: Ein Schulterbruch ist kein Beinbruch!
Es lässt sich glücklich damit leben!

 
weinberg
 

Ich weiß gar nicht, wo ich beginnen soll, zu beschreiben, wo auf einmal Glück hervorspringt.

Also beginne ich bei den Grundbedingungen. Die rechte Schulter ist gebrochen. Das erste Glücksbüschel: Ein wunderschöner glatter Bruch, der super aufeinanderliegt und keine Korrektur oder Operation erfordert.
Der rechte kleine Finger ist zum Glück – gegen die Erstprognose – doch nicht gebrochen und die Prellung der ganzen Hand und die blaue Geschwulst verliert sich bereits in schlankes grünlich-gelb.
Der rechte Oberarm ist mit einem festen Gurt für 4 Wochen an den Körper fixiert, der nicht abgenommen werden darf. Da geht nicht viel, bis gar nix. Und vor allem die Körperpflege stellt große Herausforderungen. Aber gerade diese Herausforderungen machen das Leben spannend!

Es ist unerwartet viel, das ich auf einmal ausschließlich mit der linken Hand bewältige, mit der ich früher nicht einmal Nase bohren konnte.
Weiters bin ich äußerst kreativ geworden, wie ich Situationen meistern kann. Und geduldig!

 

Mein inneres Kind springt und tanzt um mich herum. Es lernt und ist aufgeregt, und möchte dauernd noch was probieren.

Mein Alltag hat sich selbstverständlich verändert. Das meiste das vorher so wichtig schien, hat sich aufgelöst, ist es also offensichtlich gar nicht gewesen.

Ich habe das große Glück, einen wunderbaren Mann zu haben! Der mich am liebsten derzeit wo hinsetzen und in Watte packen würde, und alles machen tät.
Das geht aber mit der Lintschi nicht so leicht. Denn siehe oben: Da will was in mir lernen, springen und tanzen.
Aber natürlich ist es glückstreibend, dass er so ist, weil es halt wirklich ein paar Sachen gibt, die ich allein und nur mit der linken Hand nicht hinbringen würde, kochen z.B. Und da habe ich eben dieses große Glück, dass er dann „einfach“ da ist.

 

Doch ich habe gelernt, mich mit einer kleinen Ausnahme, nämlich linke Achsel und Rücken, selbst zu pflegen – hab dafür eigene Hilfsmittel entwickelt – mich anzuziehen, die Betten zu machen, das Bad normal zu putzen (ohne Böden, die wischt er – und für besonderes Putzing habe ich ja eh alle zwei Wochen eine Hilfe), kleine oder Küchenhilfsarbeiten zu erledigen, Wäsche schrankfertig zusammen zu legen. Waschmaschine und Geschirrspüler einräumen ist ja sowieso nicht das Problem. Es läuft alles recht gut – was sehr befriedigend ist. Und das macht glücklich!
Wann wart ihr das letzte Mal bei diesen Arbeiten glücklich?

 

Natürlich kann ich einiges, das vorher so unabdingbar wichtig für mich schien, derzeit nicht. Na und? Zeit für Neues oder Wiederentdeckungen.

 

Ich kann meine Maus mit links bedienen und wie man sieht, mit der Linken saubere Texte schreiben.
Außerdem habe ich begonnen, Klavier, bzw. Keyboard spielen zu lernen, was ich schon einige Zeit vor mir herschob (Keine Zeit …). Nun, ich bin wohl einer der wenigen Menschen, die mit der linken Hand beginnen.
Auf einmal ist auch wieder Zeit da, um klassische Musik zu hören – die ich mir leider auch schon viel zu lange nicht mehr genommen hatte.

 

Und da ich nicht schwimmen kann, gehe ich halt wieder in den Weinbergen herum. Als ich hierher gezogen bin, bin ich viele Jahre hier herumgelatscht und hab dabei hunderte Gedichte aus mir herausgeholt. Z.B die erotischen Burgenlandtexte. Und viel sonstige Poesie, auch weihnachtliche.
Dann kam die Luise – und auf einmal rannte nur mehr sie da herum. Ich hatte keine Zeit mehr dafür. Bin schon gespannt, ob jetzt auch wieder Gedichte kommen, die ja bei mir immer Gefühlsausdruck sind. Ich schreibe sie nicht, sondern lediglich nieder.

 

Und Gehen in der Natur löst enorme Glücksgefühle, ja Euphorie in mir aus, wie ich wieder draufgekommen bin.
Also bin ich sehr glücklich.

 

Und all das verdanke ich meinem kleinen Fehltritt.
Mein Motto lautet derzeit also nicht: Des Glück is a Luiserl, sondern ein Schulterbruch ist kein Beinbruch, nein, kann vielmehr sogar ein Glücksbringer sein.

 

 

4 Gedanken zu „Ein Schulterbruch ist kein Beinbruch“

  1. Was für ein toller und positiver Post! (Und so, sehen Weinberge aus, aha.) (;
    An den Burgenlandtexten mag ich das Hineingezogen werden ins Geschehen sehr. Davon hängt für mich bei Gedichten viel ab.
    Und deine Worte, auch beim Luisl, schaffen eine unglaubliche Nähe dazu.
    Wusstest du denn da schon vorher wer der Täter ist, oder ergab sich das erst beim Schreiben?
    Lieber Gruß
    Gundel

    1. liebe gundel,
      danke für dieses tolle feedback!
      du klingst ja wie eine totale insiderin

      ich kenn immer den anfang und das ende meiner krimis. und dazwischen lass ich die luise einfach ermitteln und schau selber immer, was dabei rauskommt 😉
      allerherzlichsten gruß zu dir
      lintschi

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