harold und maude – volkstheater wien – 7.3.2011

harold und maude – volkstheater wien – 7.3.2011

eine fulminante inszenierung, die da derzeit am volkstheater in wien zu sehen ist.

die geschichte ist ja wohl noch vom film her bekannt. ein 18jähriger aus reichem haus, depressiv und überspannt, pflegt als hobby die inszenierung seiner selbstmorde und liebt besuche auf dem friedhof. dort lernt er eine woche vor ihrem 80. geburtstag die unkonventionelle und lebhafte maude kennen. sie bekommt zugang zur gefühlswelt des verschlossenen jungen mannes und sie werden ein liebespaar. doch auch maude hat sich zur inszenierung ihres eigenen todes bereits entschlossen …

was hier im volkstheater aus dieser geschichte gemacht wurde, muss sich hinter dem film nicht einen millimeter verstecken und ist ein unbeschreibliches erlebnis für den zuschauer.
die vielschichtgkeit des stückes wird gekonnt dazu benützt, um aktuelle zeitgeisterscheinungen und das heute weitverbreitete unvermögen zur kommunikation satirisch einzubinden. der schwarze humor treibt einem die lachtränen in die augen und philosophische weisheiten füttern den geist.

im laufe des stückes wechselt man eindeutig auf die seite von menschen, die einen im täglichen leben wohl selber eher unbehaglich zumute werden ließen.
der junge mann mit seiner todessehnsucht – oder dem krankhaften bestreben, mit todesinszenierungen die aufmerksamkeit seiner mutter zu erlangen. er hantiert mit stricken, messern, pistolen, särgen und sprengstoff und hackt sich bei einem verkuppelungsversuch mit einem beil augenscheinlich die hand ab.
auf der anderen seite maude, die bäume rettet, seelöwen aus dem zoo befreit, autos oder fahrräder stiehlt und gefühlserweiternde tees zubereitet.
und dann noch der altersunterschied des liebespaars.
das sind nicht die leute, mit denen sich der normalbürger so gerne einlässt.

doch in dieser bunten schwungvollen aufführung möchte man am liebsten auf die bühne springen, mittanzen, mittrinken und die guten leutchen umarmen und vor der bösen gesellschaft beschützen.

wäre es doch im wahren leben nur auch so …

und einfach genial die besetzung.

allen voran die wunderbare elfriede irrall – die 73jährig über die bühne springt und tanzt, wie eine elfe. die frau sieht entzückend aus, bringt eine unglaubliche präsenz über den bühnenrand und macht tatsächlich auf offener bühne einen kopfstand!
der junge mann, claudius von stolzmann, hölzern bis an die knochen, kann die kälte seiner verkümmerten seele so gekonnt spielen, dass einen nicht nur einmal das frösteln anspringt.
und susa mayer, die tolle mutterbesetzung, die wohl vollkommen zu unrecht natürlich ein wenig im schatten der genialen elfriede irrall steht.
dazu ein sensationell dynamischer auftritt der unfassbar beweglichen, molligen stefanie reinsperger in der rolle einer der von der mutter bestellten heiratskandidatinnen,ein aussagekräftiges bühnenbild und eine musikauswahl vom feinsten.

meinetwegen hätte die aufführung noch ein paar stunden dauern können!

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