versponnen


in der schale wird sie es vor sich hertragen. ihr herz. oder was von ihm noch übrig. von ihm. ja, auch von ihm, der ihre finger an seine küsse band. der seine finger aber löste aus den unversponnenen fäden. die sie aus ihren augen drehte. sie wird es tragen. alles wird sie tragen. was ihr herz splitterte. und was sie daraus spann.

© evelyne w.

 

abendlandrot

 

rot flimmert es am horizont. im himmelsdunst in blasser mondsichel schaukelt ein kleiner krieg. die welt hebt kurz den blick. so schön das abendrot! so schön der mond! der kleine krieg lässt sich zur erde fallen. zieht große spur in fackelnd rot. der mond erschrickt und ward nicht mehr gesehen. doch ihn trifft keine schuld.

© evelyne w.

lintschi liest abendlandrot

 

der name der tränen

 

sage es mir. sage es mir. immer wieder. nein, schreie es gegen den wind. damit er es an meine lippen stürmt. lass einen namen aus der sonne fallen. einen namen. den du mir gibst. wenn dein schrei sich aus der tiefe bricht. gegen den wind. der salz in meine wunden treibt. die dieser augenblick verschließt. wo tränen zwischen glück und leid nicht unterscheiden.

© evelyne w.

lintschi liest der name der traenen

 

entladen

 
die wolken
hängen tief
regenschwere trieft
aus meinen säumen

die füße haltlos
im schlamm
der bis zum horizont
sich drängt

bevor jedoch
die nacht anbricht
entlädt sich das gewitter

der sturm trocknet
mein kleid
den boden

und
die sonne steigt
unbelastet
aus dem dunst
des morgens

© evelyne w.