Vom Überleben

Und dann schaue ich auf den Kalender. Und ich sehe, dass ich in meinem achten Lebensjahrzehnt stehe. Und ich habe überlebt.

Und zwar alles, was mir bisher in den Weg getreten ist. Alles, was mir an Prügeln vor die Füße geworfen wurde. Alles, was ich selbstverschuldet an mir angerichtet habe. Aber auch, was andere an mir anrichteten, bevor ich es erkennen konnte. Denn später ließ ich es nicht mehr zu.

Mein Leben war nicht leicht und luftig, nicht rund, nicht angstfrei. Das Alter hat mich befreit. Deshalb liebe ich es so.

Und dann kommen Leute, die glauben, sie müssten mir sagen, was ich tun müsste, um zu überleben.

Doch ich weiß zu gut, dass ich vieles überlebt habe, weil ich Medikamenten und auch so manchen Ärzten ausgewichen, manchmal sogar davongelaufen bin. Es gab nur wenige, denen ich vertraute. Und diese haben mich dann auch bei meinen Überlebensritualen unterstützt.

An dieser Stelle Dank dafür!

Ich habe überlebt, weil ich materiell aus dem Nichts kam und wusste, dass nur, was ich mir selber schaffen konnte, für mich von Bedeutung sein würde. Selbst wenn es wenig und unspektakulär wäre. Ich arbeitete viel und war zufrieden. Und bin es immer noch. Zufrieden mit dem was mir das Leben gab und gibt. Weil ich nicht darauf vertraue, was irgendwelche Kakophonier als das Ziel im Leben hinausschreien und das aufgeblasene Konsumgetue in meinem Sein eine weit untergeordnete Rolle spielt.

Deshalb bin ich für Erspressungen nicht die richtige Partnerin.

Doch jetzt kommen Leute, die mir sagen wollen, wie ich überlebe.

  • Ich müsste irgendwelchen windigen Pharmalobbyisten gehorsam folgen.
  • Oder korrupten Politikern, die ohne jegliche Erfahrung im Überleben, über das Volk hinwegstürmen.
  • Sogenannten Experten, deren Expertisen nur durch Honorare zustandekommen.
  • Der Mehrheit hinterherrennen, die zu allen Zeiten zu bequem war, um eigene Überlebensstrategien zu entwerfen und sich lieber dubiosen Führern überließ.
  • Genussabhängigen und Medikamentenjunkies.
  • Nachplapperern und Selbstverantwortungsverweigerern, die Schutz unter den Fittichen der Masse und Machthaber suchen.

Ich habe überlebt! Ich weiß, wie es geht. Und wenn es einmal nicht mehr geht, dann habe ich GElebt.

Mein Leben, nicht eins, das man mir aufs Auge oder sonstwohin drücken wollte. Und ich war gesund, zufrieden und unabhängig. Auf jeden Fall schon mal bis in mein achtes Lebensjahrzehnt.
Warum also sollten nun Abhängigkeit und Unterordnung plötzlich Lebensqualität für mich darstellen?

Nein danke! Euch, die ihr so um mein Überleben besorgt seid, aber die ihr gar keine Ahnung vom Überleben habt, weil ihr euer Leben so bereitwillig aus der Hand gebt, und denen freudig folgt, die euch ans Bein pinkeln und erklären, es sei warmer Regen.
Auf diese Weise möchte ICH nicht überleben.