Writer’s Life in miniatures II.

 

Bauchladenautor

Ich bin ein Bauchladenautor. Nein. Nein. Kein Buchladenautor.
Bauchladenautor. Ein Genre. Geboren in den Jahren des Digitaldrucks.
Grenzen wurden dichtgemacht. Andere geöffnet. Von der Marktwirtschaft. Im Verlagswesen.
Ich nütze. Möglichkeiten, die es Jahrhunderte vor mir nicht gab.

Im großen Zirkuszelt. Üben sich Clowns im Flic Flac. Unter der Peitsche der Dompteure.
In den Clubs. Tanzen Autoren nackt. An der Stange ihrer Texte. Nur in der Arschfalte findet sich Platz. Für die Geldscheine der Investoren.
Auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten. Drängt sich das teuer blutende Druckwerkvolk. Hinter den Ständen aus durchsichtigem Plexiglas. Wächst ein Müllberg. Aus verrottenden Haufen an Geschwätzpapier.

Ich drehe meine Orgel selbst. An der Ecke. Die ich mir ausgesucht. Im Tingel-Tangel ist das Leben bunt. Und echt.
Abgeschminkt steht man vor dem Publikum. Direkt. Verantwortlich.
Man liest. Man diskutiert. Man verkauft. Wird nicht verkauft. Auch nicht gekauft.

Ich stelle es geschickt an. Finde Münzen in dem Hut. Den ich am Abend leere.

Immer und überall. Trage ich meinen Bauchladen bei mir. Klappern gehört zum Handwerk.
Aktiv muss man sein. Als Bauchladenautor. Kreativ. Schreiben allein genügt nicht. Muss zu allem stehen. Können. Was man tut. Immer und überall.

Und ist kein Hampelmann. Kein Spiegelküsser. Sondern ein Profi.
Eine Ich-AG. Nennt man das heute. In der Marktwirtschaft.
Ich. Nenne mich. Verlagswesen.

 

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