noch schüchtern
blinzelt die mandel
über die nackten reben
ich lächle ihr zu
und sie erzählt mir
vom nahenden frühling
noch schüchtern
blinzelt die mandel
über die nackten reben
ich lächle ihr zu
und sie erzählt mir
vom nahenden frühling
Ich bin durch eine Freundin auf einen sehr interessanten Lyriker gestoßen,
auf Eugen Gomringer. Diesen führt man als „Vater der Konkreten Poesie“.
Ich finde diese Wortspielereien, die aber keineswegs willkürlich gestaltet werden, sondern einer bestimmten Ordnung oder/und einem Versmaß folgen müssen, absolut spannend.
Und eine dieser Formen habe ich nun für zwei Gedichte für meinen Herbst im Burgenland angewendet. Wahrscheinlich einigermaßen unzulänglich, aber weil ich es einfach unglaublich inspirierend fand.
golden
gold
gold und rot
rot
rot und violett
violett
violett und rot
gold und rot und violett und
sturm im glas *)
schilf
schilf
schilf und wellen
wellen
wellen und winde
winde
winde und schilf
schilf und wellen und winde und
abflug der störche
© evelyne w.
*) für meine deutschen leser/innen: federweißer nennt man in österreich sturm
wie samtene herzen
schwebt das weinlaub
in die stille
hagebutten
streuen letzte rosenblätter
auf oft begangenen weg
rot.
ist das glück?
das ist glück.
nicht euphorie
nicht romantik
glück.
es ist einfach da
man kann es nicht erzeugen
nicht festhalten
nur erkennen
und annehmen
gerne lacht es
manchmal weint es
meistens wärmt es
doch es kühlt auch die wut
verliert die angst
aus den augen
sammelt die freude
als mut ein
wächst in der stille
schreit sich aus dem bauch
teilt den nebel des alltags
für den blick ins licht
die einförmigkeit der tage bringen mir puren genuss.
ruhe. dankbarkeit. zufriedenheit. spaziergangsglück.
umarmungen von natur und heim.
gedanken und gedenken in liebe.
freude auf die ankunft des herrn.
in besinnlichkeit.
und stille.
wahrhaftige weihnachtsstimmung.
die liebe zu spüren
zu dem das mich umgibt
ist mein beitrag
die liebe
in die welt zu bringen
ich spüre freiheit
obwohl die ganze welt
sich darauf einschwört
mir unfreiheit zu suggerieren
ich spüre lebenswillen
sinn
und liebe
mein blick ist offen
und darauf gerichtet
dahin zu geben
wo es gebraucht wird
die angst ist die begleiterin
der sich vor ihr duckenden
in mir
blüht zuversicht
und frieden
mein gang bleibt aufrecht
der nebel
weht seine fahnen
über das land
breitet sie
über kahle reben
mein schritt gedämpft
auch das gekrächz der krähen
wie ferne sinfonien
manchmal blinzelt
die sonne bleich
erhellt das grau
zu mattem weiß
ich trinke
die milch der lüfte
lächelnd begrüße ich die schemen
die meinen weg nach hause
säumen
nackt stehen die reben
recken die kahlen arme
voll stärke in den wind
unbeugsam
im wissen um den neubeginn
ich trinke
von den ewig fließenden säften
ihrer zuversicht
und wandere weiter
auf dem weg
in meine soeben beginnende
zukunft
die freiheit ruft
ihr folgen zu können
hüllt mich in demut