man sagt
die hoffnung
stirbt zuletzt
doch vom sterben
ist noch lange
nicht die rede
von hoffnung
jeden tag
man sagt
die hoffnung
stirbt zuletzt
doch vom sterben
ist noch lange
nicht die rede
von hoffnung
jeden tag
langsam bergauf
auch schnecken
lieben das leben
mit wehenden schleiern
tanzen die nebelfeen
manchmal öffnen sie
die münder
und lächeln sonnenstrahlen
manchmal öffnen sie
die augen
und geben blicke frei
auf sattes gelb
und leuchtendes orange
und manchmal
lüpfen sie die röcke
und enthüllen
wie der wein
dem neuen wachstum
entgegenschlummert
ein herbstlich lächeln
zupft an meinen lidern
träufelt farbe in mein herz
die liebe blüht
als wäre frühling
wenn dein blick
zu mir zurückkehrt
und auch die welt
wieder umschließt
dein mund
worte spricht die
nicht nur ich verstehe
und das lächeln sich
aus deinem inneren befreit
dann falle ich
in meinem herzen
voll demut auf die knie
die dankbarkeit
reicht mir die hände
und stellt mich
wieder auf die beine
wenn die sonne
mir das herz wärmt
und die weite
meinen blick küsst
strömt das glück
von meinen haarwurzeln
bis zu den zehenspitzen
und meine freiheit
ist grenzenlos
weil mich mein leben liebt
tanze ich
auf dem vulkan
mit wehenden röcken
und blumen im haar
inmitten von unfrieden
meinen frieden zu spüren
und keine verdrängung
dafür zu brauchen
das nenne ich
glück.
sprache ist ein teures gut
in missverständnissen
liegt ihr höchster preis
© evelyne w.
Ich bin durch eine Freundin auf einen sehr interessanten Lyriker gestoßen,
auf Eugen Gomringer. Diesen führt man als „Vater der Konkreten Poesie“.
Ich finde diese Wortspielereien, die aber keineswegs willkürlich gestaltet werden, sondern einer bestimmten Ordnung oder/und einem Versmaß folgen müssen, absolut spannend.
Und eine dieser Formen habe ich nun für zwei Gedichte für meinen Herbst im Burgenland angewendet. Wahrscheinlich einigermaßen unzulänglich, aber weil ich es einfach unglaublich inspirierend fand.
golden
gold
gold und rot
rot
rot und violett
violett
violett und rot
gold und rot und violett und
sturm im glas *)
schilf
schilf
schilf und wellen
wellen
wellen und winde
winde
winde und schilf
schilf und wellen und winde und
abflug der störche
© evelyne w.
*) für meine deutschen leser/innen: federweißer nennt man in österreich sturm
der tag neigt sich. unter seiner last. er schleppt die bürde seines zorns. zynismus wirft geröll auf seinen weg. müdigkeit torkelt durch seine adern. er starrt auf seine leeren hände. brot schimmelt in verschlossenen truhen. wasser verfault in geschliffenen karaffen. dagobert duck badet in seinem münzensee. voyeure des todes schaufeln gräber. bedienen die geilheit schau-lustiger. kein platz für nackte überlebende.
erst wenn auch sie zu zahlentoten werden.
© evelyne w.