Gianni Schicchi – Wiener Volksoper, 27.2.2012

 
Gianni Schicchi, Oper in einem Akt von Giacomo Puccini

Am Totenbett von Buoso Donati, einem reichen Florentiner, erfahren seine Hinterbliebenen, dass die erwartete Erbschaft zur Gänze an die Kirche fällt.
Sein Neffe Rinuccio, der Lauretta, die Tochter des Gianni Schicchi liebt, diese aber nicht heiraten darf, weil sie dem Standesdünkel der Familie nicht entspricht, holt den verpönten Emporkömmling hinzu, um ihn zu Rate zu ziehen.
Und wirklich bietet Gianni Schicchi, nach flehendem Bitten seiner Tochter (mit der berühmten Arie „o mio babbino caro“) der Familie seinen Dienst an.
Da noch niemand vom Tode des Signor Donati weiß, spielt er dem rasch geholten Notar den kranken Padrone vor und diktiert ihm ein neues Testament.
Die Strafe für diese Tat würde auch die Mitwisser treffen, deshalb können sie sich gegen eine kleine Änderung der vorher getroffenen Vereinbarung zu Gunsten Gianni Schicchis nicht wehren. Lauretta wird dadurch vermögend genug, um ihren Rinuccio nun heiraten zu können.

Pucchinis komödiantische Kurzoper in der Regie von Volksopern-Direktor Robert Meyer verschaffte mir gestern einen amüsanten Abend.

Die Inszenierung ist flott, das Ensemble gut gelaunt und auch stimmlich in der Lage, Puccini gut zu interpretieren. Das Orchester der Wiener Volksoper unter der Leitung von Alfred Eschwé, übertönt hin und wieder die Gesangsdarbietung, was aber mit Sicherheit nicht an den Sängern liegt. Es stellt dies vielmehr ein immer wiederkehrendes Problem in der Volksoper dar, das auch bei dieser Produktion nicht in den Griff zu bekommen war.
Das Bühnenbild wurde von Christof Cremer in einen Bilderrahmen auf der Bühne gesetzt, was eine originelle Ergänzung zu der angenehm nostalgischen Ausstattung bildete.

Andrea Bogners berühmte Arie der Lauretta klang sauber und berührend
Michael Kraus gab dem Gianni Schicchi einen klingenden Bariton
Sebastian Reinthaller war für mich als Rinuccio überzeugend und
die Ensembleleistung ebenfalls.

Alles in allem keine sensationelle Aufführung, aber wie schon erwähnt, eine kleines Opernhäppchen, das durchaus schmackhaft dargeboten wurde.

Infos, Szenenfotos und ein Videobeispiel gibt es unter
Wiener Volksoper – Gianni Schicchi

Und zum Dahinschmelzen die berühmte Arie der Lauretta von meiner heißgeliebten
Maria Callas


 

Die Zauberflöte – Wiener Staatsoper, 15.6.2011

Die Zauberflöte – Wiener Staatsoper, 15.6.2011

Schon lange habe ich mich auf diese Aufführung gefreut. Ich bin ein erklärter Mozart-Fan, wenn auch nicht DIE große Opernliebhaberin. Aber die Arien der Zauberflöte begleiten mich schon viele Jahre. Allerdings in den grandiosen Aufnahmen von Ingeborg Hallstein und Fritz Wunderlich. Deshalb hatte ich natürlich auch großes Bauchweh. Es würde nicht leicht sein, da heran zu kommen. Aber ich hoffte, es würde nicht allzu weh tun.
Aber wie ich schon einmal an dieser Stelle schrieb. Ich lasse mich gerne erstmal auf den Abend ein.

Und dieses Mal hat es sich auch wieder gelohnt.
Eine sehr gelungene Aufführung für mich. Das Bühnenbild modern und mit einigem Schnickschnack, worauf ich verzichten hätte können. aber zumindest nicht störend.. Und die Kostüme schienen mir einigermaßen passend. Wenn mir auch nicht ganz klar war, warum die Götter und Priester alle Masken tragen mussten. Oder vielleicht doch *gg*
Miteinander hatte es doch etwas Sinnliches, Märchenhaftes. Viel zum Schauen und auch zum Grinsen.

Zur Handlung werde ich diesmal nichts schreiben. Ich setze einfach voraus, dass die Zauberflöte doch hinlänglich bekannt ist.

Gedanken zum Inhalt kann man sich natürlich viele machen.
Dieser Kampf der beiden Mächtigen, den sie nicht direkt gegeneinander austragen, sondern andere dafür als Instrumente verwenden.
Die Aufgabenstellung an die Männer, sich von den Umgarnungen der Frauen nicht beeindrucken zu lassen – wahre Männlichkeit zu zeigen! Uiiii …
Der bööööse Schwarze, der sich nach Liebe sehnt, nach der Liebe der Weißen.
Ja da gibt’s schon einiges.
Und doch mag ich mich an der Zauberflöte dann doch lieber den sinnlichen Bildern und der Musik hingeben. Deshalb bin ich auch so dankbar, dass nicht übermodern inszeniert wurde und Papagena nicht in Strapsen herumlaufen musste.
Letztendlich stecken in allen Märchen solche Konflikte und Lehren.

Zu den Ausführenden:

Allen voran erfreulicherweise eine tolle Königin der Nacht: Julia Novikova, eine junge russische Sängerin, die mir kein Magensausen verursachte. Dafür bin ich dankbar und werde mich in das Fangefolge dieser bezaubernden jungen Dame einreihen.
>>> Homepage von Julia Novikova

Sarastro – Georg Zeppenfeld: Ein schöner, sauber klingender Bass, der mir zu Gänsehautschauern verholfen hat (Ich bin nicht so die Tenor-Freundin, habs lieber männlich-sonor).

Auch Papageno kommt mir deshalb in der Stimmlage wesentlich näher als Tamino.
Hans Peter Kammerer war ein liebenswerter, lebendiger Papageno, spiel- und sangesfreudig. Ein Gute-Laune-Papageno mit einem hörenswerten Bariton.

Auch bei Pamina Alexandra Reinprecht konnte ich keinen Abfall zu meinen Erwartungen verzeichnen.

Der Tenor Benjamin Bruns in der Rolle des Tamino; wie gesagt, ich bin nicht so die Tenor-Freundin, aber ich glaube, er hat seine Sache auch recht gut gemacht. In manchen Passagen kam er mir allerdings zu langsam vor, was aber wohl nicht ihm anzukreiden ist.

Der Dirigent Ivor Bolton war mir bisher unbekannt, muss ich zu meiner Schande gestehen. Doch bis auf die Tenorlangsamkeiten ist mir nichts Negatives an der musikalischen Leitung und Leistung aufgefallen.

Der Rest des Ensembles – ich hatte das Gefühl, bis in die kleinste Rolle sehr gut besetzt und gut gesungen. Zumindest fiel mir niemand unangenehm auf. Und das ist auch nicht immer so!

Im Großen und Ganzen ein wirklich schöner Opernabend, den ich sehr genossen habe.

Wer noch ein paar Fotos und ein kleines Video anschauen möchte, bitte sehr: Wer noch ein paar Fotos und ein kleines Video anschauen möchte, bitte sehr:
Wiener Staatsoper – Zauberflöte

 

turandot – volksoper wien, 28.3.2011

turandot – volksoper wien, 28.3.2011

nun ja, die begeisterung meines letzten theaterbesuchs (harold und maude) kann ich hier nicht verbreiten. es war mit sicherheit kein vergeudeter abend, aber um die vorstellung weiterzuempfehlen …

die geschichte, vielleicht so manchem bekannt, spielt an und für sich im alten china. die wunderschöne, aber eiskalte prinzessin turandot stellt den männern, die um sie werben 3 rätsel. können sie nicht gelöst werden, lässt sie die werber hinrichten.

zu einer dieser hinrichtungen kommt calaf, der sohn des entthronten königs der tartaren. er trifft seinen totgeglaubten vater wieder, der von der jungen dienerin liu begleitet wird, die bei ihm geblieben ist, weil der junge calaf sie im palast einmal angelächelt hat.
das wiedersehen ist von kurzer freude.
calaf verflucht wohl erstmal die harte, blutrünstige turandot, aber nur solange bis er sie sieht. denn in diesem augenblick entflammt auch er in unlöschbarer sehnsucht nach ihr.
er stellt sich gegen alle bitten und warnungen den 3 rätseln. kann sie lösen, jedoch turandot will sich ihm trotzdem verweigern. mit gewalt will er sie nicht nehmen, also gibt er ihr seinerseits ein rätsel auf. sie muss bis zum morgengrauen seinen namen erfahren, dann will auch er sterben.
sie ordnet schlaflosigkeit für das ganze volk an, alle müssen nach dem namen des jungen mannes forschen. der singt derweil die berühmte arie (nessun dorma – keiner schlafe!)
liu wird gefunden, die – um den alten könig zu schützen – zugibt, dass sie als einzige den namen weiß, ihre unerwiderte liebe gesteht und sie so beweisen will, dass sie lieber stirbt, als den namen bekannt zu geben. sie weiht ihren tod der liebe des geliebten zu prinzessin turandot.
diese muss sich eingestehen, dass sie calaf vom ersten augenblick an fürchtete, weil sie spürte, dass er ihrer harten schale gefährlich werden könnte. dieser härte, die sie in sich aufgebaut hatte, weil eine vorahnin von ihr von den tartare verschleppt, vergewaltigt und getötet wurde …
es gibt ein happy end auf den gräbern so vieler toter … aber das ist halt nun mal oper. da gibt es das ja öfter …

die musik von puccini ist pucciniresk, also melodiös und leicht ins ohr gehend, bis hin und wieder dramatisch anschwellend. ab dem liebesduett gegen ende allerdings nicht mehr von puccini, weil dieser leider schon vorher verstorben ist.

die musik in der volksoper war für mich eindeutig zu laut und zu scheppernd. vielleicht lag es auch unseren karten, wir saßen auf dem ersten rang in der ersten reihe der 2. balkonloge. da sitzt man ziemlich genau über dem orchestergraben. was die lautstärke einigermaßen erklären oder gar entschuldigen könnte, aber das scheppern eher nicht.
in den dramatischeren passagen kamen die sänger oftmals nicht über die musik hinweg, was aber meines erachtens nach nicht an der qualität ihrer darbietung lag, sondern eben daran, dass die musik zu laut war.

der tenor – mario thang – ein sehr guter! ja, der hat wirklich alles schön gebracht und sein „nessun dorma“ war begeisternd. leider war in der inszenierung keine pause für einen zwischenapplaus gelassen, was mich auch ein wenig störte …
liu – melba ramos – einfach zum schwärmen! von stimme und vortrag her. beides sehr emotional. leider in einem unbeschreiblich unkleidsamen kostüm, wozu ich aber später noch komme.
die drei minister ping, pang, pong – gute stimmen, guter vortrag, gute choreographie, unterhaltsame auftritte.
ja, und das wars aber auch schon.

bühnenbild und kostüme – eine mittlere katastrophe für jemanden wie mich. ich mag kein regietheater! und in der oper noch weniger.
hier wurde die geschichte also aus dem alten china in ein fanatsiereich transformiert, die kostüme waren sämtliche an insekten erinnernd ausgerichtet. bunt und prächtig und sollen vielleicht ein sinnliches erlebnis sein. aber halt nicht für jemanden wie mich. für mich kam das alles wie eine schlechte revue herüber.
turandot ist für mich china. und da hätte ich es gerne ein wenig chinesisch. und nicht mit bunt geschminkten gesichtern wie im fasching und kostümen wie aus jonkes insektarium.

gut, aber das mag geschmacksache sein …

aber die „heldin“, die war nicht geschmacksache.
frau turandot, namens anda-louise bogza steht auf der bühne wie walküre, bewegt ihre arme in abgezirkelten bewegungen wie sie ihr einfallen, dass der regisseur sie dazu ermahnt hat und so singt sie leider auch. seelenlos und hölzern. und wenns dramatisch wird, dann klirren orchester und die prinzessin um die wette.

und deshalb war dieser abend einerseits wohl nicht verloren und auch nicht, um in der pause zu gehen, aber andererseits die aufführung nicht, um sie (meinerseits) weiter zu empfehlen.

hier noch ein link, da gibt es auch ein kleines video …
turandot an der volksoper wien