ein schneelein
legt sich
auf die hänge
das winterlein
ballt seine
kleine faust
© evelyne w.

wenn die hölle
ihre flammen
aus dem himmel schleudert
regnet es blut
auf der erde
© evelyne w.
das neue jahr
trägt einen rucksack
und schwere stiefel
um auf dem glatten weg
weiter zu gehen
mit den geschenken
der vergangenheit
die uns ernähren
bis wir barfuß
durch die felder
der gegenwart laufen
ohne gepäck
© evelyne w.
Nenne mich irgendwie. Doch nenne mich. Sag nicht einfach du. Oder Sie. Oder sie.
Ich will nicht im neutralen Schatten der Menge mich an Mauern ranken. Ich will blühen als das, was nur ich blühen kann. Im Ich-Rot und im Ich-Blau will ich mich auf dem Ich-Grün meines Stängels entfalten und von dir erkannt werden. Nicht rot wie eine Rose und nicht blau wie ein Vergissmeinnicht. Vergiss mich nicht im Anblick meiner Farben. Nenne sie irgendwie. Doch nenne mich.
© evelyne w.
honigtage
im november
in meinen blick
strömt bernstein glanz
in der luft
liegt satte süße
auf meiner zunge
schmilzt dein kuss
© evelyne w.
lasst uns gehen
wohin wir wollen
dann kommen wir
auch gerne wieder
nur in der enge
des gefängnisses
sieht die freiheit
wie ein vogel aus
ist der mensch frei
sucht wände er
zum anlehnen
und türen
die er schließen kann
ein vogelhaus
ist kein nest
© evelyne w.
wo gingst du hin
sohn des herrn
geboren mir
aus unbeflecktem schoß
doch übersät
vom schandmal
unseligen menschentums
vertränt hebt sich
der weg des schmerzes
aus dem auge
die schmach
grinst hämisch
mit dem schlangenkopf
es gibt
nur eine hoffnung:
auferstehung
in deinem unbeflecktem geist
© evelyne w.
ich höre sie
all die worte
die du jetzt
nicht sagst
ich sehe sie
aufsteigen wie störche
mit schwerem flügelschlag
beginnen
um in den höhen
elegant zu gleiten
in ihrem nest
brüten und füttern
um großzuziehen
gedichte deines lebens
© evelyne w.