Nominiert!

 
Da komme ich so herrlich entspannt und vollkommen ahnungslos vom Urlaub nach Hause und erfahre so irgendwie nebenbei, dass mein Buch „In der Umarmung des Vergessens – Dementielles“ für den Burgenländischen Buchpreis nominiert ist.
Ich kann es nicht anders beschreiben, es fühlt sich einfach geil an.
Nominiert! Das klingt ja wie bei Oskar am Sofa.
Ich muss schon gar nicht mehr gewinnen. Ich bin damit allein auch schon glücklich.
Aber vielleicht …
Wenn beim Lotto alles möglich ist, was weiß man, was dann im Burgenland noch so alles möglich ist …

Also, liebe Burgenländer, wenn ihr an einer Buchhandlung vorbeikommt, dann bitte geht doch hinein und füllt einen Stimmzettel aus. Ihr könnt dort Büchergutscheine gewinnen.
Und ich … vielleicht die große Ehre …

 

in der umarmung des vergessens

 

Video von meiner Lesung im Pflegeheim

 
lesung frauenkirchen

Eine Begleitperson machte einen Mitschnitt. Auch wenn das Material nicht sehr gut war, so bin ich doch sehr dankbar, dass ich es zur Verfügung habe. Es ist eine schöne Erinnerung für mich und vielleicht ja trotzdem auch ein Anstoß …

Leider fehlt der Anfang, die Begrüßung und der Einstiegs-Walzer (um den mir ein bisschen leidtut, weil der wirklich super ankam) und musste auch die Pendeluhr gestückelt werden. Natürlich habe ich auch sonst einiges herausgeschnitten. Aber 10 Minuten sind eh lang genug …

Mein Mann meinte, dass leider die Stimmung nicht so herauskommt, wie sie vor Ort war. Ich glaube, das liegt daran, weil man die Damen fast nicht sieht und die ja eher nonverbal kommunizierten.
Aber wie gesagt, eine sehr schöne Erinnerung und ein bissl was sieht man ja doch …

 

MemMini No. 02 – Schürzenkinder

 
Schürzenkinder

Als ich ein Kind war …

trugen wir Schürzen.
Die Kleider mussten geschont werden. Manche hatten nur eines.
Ich trug Kleiderschürzen mit Rüschen an den Armen.
Andere trugen Latzschürzen mit großen Schleifen auf dem Rücken.

Alle Mädchen fanden sie lästig
und freuten sich, wenn es ihnen gelang,
einmal ohne Schürze zu entwischen.

© evelyne w.

schuerzenkind

 

Dementia-Poetry – Die Idee III. – Ergänzung

 

Immer wieder werde ich darauf angesprochen, dass einerseits so viele Wiederholungen in den Gedichten sind. Knapper wäre besser, meinen Viele. Andererseits sind die Geschichten so nett, aber da könnte man noch viel mehr hineinpacken.
Es „fehlt“ den Lesern so manches. Und meine Autorenkollegen hätten viele gute Ideen zur Ausschmückung.

Ich glaube, hier zeigt sich ein wesentlicher Punkt, warum so viele Menschen Probleme mit Demenzkranken haben. Weil sie immer von der eigenen Warte ausgehen.
Auch hier noch immer, obwohl ich versucht habe, mein Projekt und seine Zielgruppe so gut als möglich zu erklären.

Umso länger diese Geschichten dauern, umso mehr beschrieben wird, umso weniger können die Dementen folgen! Sie hören ja nicht zu, in diesem Sinn. Also die Geschichte, die erzählt wird, ist dabei unerheblich.
Es geht um Worte, Begriffe, die etwas in den Hörern auslösen. Aber eben immer nur vereinzelte Worte. Dieses Wort löst einen Ablauf in ihnen aus. Aber es nützt nix, einen Ablauf zu beschreiben. Sie haben ihre eigenen Abläufe dafür.
Das ist ja die Schwierigkeit dabei, Demente zu verstehen … wichtiger Bestandteil jedes Validationsprogramms.

Wie schon oft ganz deutlich geschrieben, ist es für mich sehr wichtig, dass Demenzkranke nicht wieder zu Kindern gemacht werden. Und gerade hier liegt ein wesentlicher Unterscheidungspunkt. Der für das Verständnis so unbedingt wichtig ist:

Kinder müssen erst lernen. Man kann ihnen etwas erzählen, das sie noch nicht kennen oder so noch nicht kennen, sie nehmen ihre Fantasie und bauen sich ein Filmchen. Umso mehr man erzählt, umso mehr können sie vielleicht dazu basteln. Sie lernen aus dem, was ihnen erzählt wird und aus ihrer Fantasie.

Bei Dementen gibt es keine Fantasie, sondern Erinnerung. Eigene Erinnerung!
Sie basteln keinen Film aus dem, was man ihnen erzählt, sondern aus dem was sie in sich finden.

Deshalb hat es keinen Sinn, ihnen Abläufe vorgeben zu wollen, Sie verwirren diese Menschen nur.

Begriffe müssen abgerufen und angesprochen werden und es muss ihnen Zeit gegeben werden, diese auch wirklich in sich zu finden und zuzuordnen. Umso mehr man darum baut, umso weniger können sie diese wichtigen Worte finden …

Es ist also kein Regress ins Kinderstadium, sondern eine Entwicklung, die aus ihren Lebenserinnerungen abgerufen wird! Selbst wenn sie sich vermehrt an ihre Kindheit erinnern, dann ist der Prozess aber ihrem Alter und ihrer Krankheit entsprechend und nicht dem Kinderstadium! Deshalb muss man mit diesen Menschen anders umgehen als mit Kindern, darf sie nicht zurückstufen, und dadurch herabwürdigen!

Und unter diesen Gesichtspunkten schreibe ich diese Texte.

Ich wiederhole, nicht weil mir nichts anderes einfällt und ich schmücke meine Geschichten auch nicht deshalb nicht aus, weil mir die Fantasie fehlt oder ich keinen größeren Wortschatz habe, sondern weil dies das Besondere an diesen Texten sein muss. Sonst könnte ich ja auch einfach nette Kurzgeschichten aus früheren Zeiten oder Kurzlyrik mit Erinnerungspotential verfassen.

Feedback zu diesen Texten ist ausdrücklich erwünscht! Und gerne auch Kritik! Aber bitte die vorgenannten Punkte dabei zu berücksichtigen, Kürzungen in den Gedichten oder Ausschmücken der Geschichten anzuregen, sind kein hilfreicher Kritikpunkt.

Danke!

 

Dementia Poetry – Die Idee II.

 

Memory in miniatures

Bei der geistigen Vorbereitung einer Lesung bin ich auf eine weitere Facette gestoßen. Es gibt in diesem Hörerkreis Menschen in unterschiedlichen Stadien der Demenz.
Man darf also nicht alle auf das fortgeschrittenste Stadium reduzieren. Es muss auch für die anderen etwas angeboten werden.
Die weiter fortgeschrittenen Personen werden dabei einerseits einfach als Anwesende integriert. Können aber vielleicht sogar ebenfalls noch mit dem Vortrag, oder einzelnen Erinnerungsworten angesprochen werden.

Deshalb werde ich meine Dementia-Poetry-Serie um eine Sparte erweitern:
Die Memory-Miniaturen = MemMinis.

Es handelt sich dabei um kurze einfache Prosatexte, die sich mit Erinnerungen aus längerfristig zurückliegenden Situationen beschäftigen.
Um den Bogen besser vom Vortragenden zum Hörer schaffen zu können, wähle ich als perspektivischen Eingangssatz:
„Als ich ein Kind war …“

 

DemPoem No. 6 – Waschtag ist!

Und auch heute eine kleine Hilfestellung: Waschrumpel
.

Waschtag ist!

In der Waschküche
dampft es warm
Im Kessel kocht
die Wäsche

Wir gießen sie
in den Waschtrog
Und krempeln uns
die Ärmel hoch

Und wir waschen
und reiben
die Wäsche im Waschtrog

Was nicht gekocht wird
muss gerumpelt werden
Dafür nehmen wir
die Waschrumpel

Und wir waschen
und rumpeln
die Wäsche im Waschtrog

Dann holen wir
die Kinder rein
und stellen sie
in den Waschtrog

Und wir waschen
und baden
die Kinder im Waschtrog

Und dann
auch noch uns

© evelyne w.

waschtag ist - audio