dritter advent

 
wenn die stille
nach mir greift
und ruhe
in mein herz breitet

das kerzenlicht
mich sanft umfängt
und alle schatten
aus mir spült

aus deiner stimme
glockenklänge
nach mir rufen

und dein blick
sterne
in meine augen malt

dann
ist das fest
der liebe
nicht mehr weit

© evelyne w.

weihnachtspodcast

 

Weiße Weihnachten?

 
Weiße Weihnachten? Ich mag den Schnee nicht. Und ich weiß auch nicht, was der Schnee mit Weihnachten zu tun haben soll. In Bethlehem gab es sicher keinen Schnee. Aber dieses Faktum gehört auf ein anderes Blatt.

Ich mag einfach den Schnee nicht. Mochte ihn schon als Kind nicht. Das liegt wahrscheinlich daran, weil ich andauernd fror. Als ich noch sehr klein war, hatte ich nicht einmal einen Mantel. Meine Mutter bekam von der Nachbarin eine Jacke geschenkt, weil sie auch keinen hatte. Sie war ihr viel zu groß und deshalb schnitt sie Teile heraus und machte für mich einen Umhang.
Winterschuhe kannte ich nicht. Ich hatte nur ein Paar. Für alle Jahreszeiten. Das höchste der Gefühle waren gestrickte Socken, aber dann passten mir die Schuhe nicht mehr. Besonders wenn ich sie schon jahrelang trug. Durch die Löcher in den Sohlen drang es immer nass herein. Manchmal waren meine Zehen so kalt, dass ich sie gar nicht mehr spürte. Dann allerdings machte mir meine Omi einen Ziegelstein heiß, wickelte ihn in Zeitungspapier und legte ihn mir zu meinen Füßen ins Bett.
In den Händen fror ich auch ständig. Ich hatte zwar Fäustlinge, die aus der Wolle gestrickt waren, die von einem aufgetrennten Pullover stammte, aber die waren keine großen Wärmespender. Und die Schnur, an der sie befestigt waren, kratzte am Hals und wurde auch immer rasch zu kurz und spannte dann unangenehm. Und bis dann wieder jemand Zeit hatte, sie zu verlängern …
Das Christkind jedenfalls hatte nie Zeit für mich. Gut, ich konnte noch nicht schreiben und ihm deshalb keinen Brief schicken, aber ich erzählte meinem Schutzengel jeden Abend vor dem Einschlafen von meinem Frieren und bat ihn, dem Christkind meine Wünsche nach ein bisschen Wärme auszurichten.
Aber, es hatte wohl zuviel damit zu tun, Briefe zu lesen.
Oder mein Schutzengel war nicht der richtige Bote. Er war anscheinend eher dafür zuständig, meine Zehen vor dem Abfrieren zu schützen.

Und sehen ließ es sich auch nie, das Christkind. Es brachte wieder gestrickte Socken und Fäustlinge und eine kratzige Haube und verschwand, bevor ich ihm meine zu kleinen Schuhe mit den Löchern zeigen konnte.

Aber es brachte auch jedes Jahr einen Baum. Über den freute ich mich immer. Er war so lustig schief und die Glasscherben, die darauf hingen, glitzerten so schön, wenn die Kerzen angezündet wurden. Und Süßigkeiten hingen auch drauf. Da halfen meine Omi und ich dem Christkind in der Vorweihnachtszeit. Wir schnitten in kleine Papierstücke Fransen und wickelten Würfelzucker ein, banden einen Faden darum und das Christkind hängte sie dann auf den Baum. Wir sammelten schon das ganze Jahr buntes Papier dafür. Und manchmal kaufte Omi ein Stück Kochschokolade und das teilten wir dann auch in kleine Stücke und packten es ebenfalls in fransiges Papier.

Im Großen und Ganzen freute ich mich auf Weihnachten. Ich hoffte immer, dass das Christkind doch einmal auch meine Wünsche erhörte. Oder wenigstens den Schnee für sich behalten würde, damit ich nicht jeden Winter so fror.

© evelyne w.

 

Ankunft

 
Leise rieselt der Schnee
Und draußen wird es kalt
Ich gehe in die Stadt
Denn Weihnacht wird es bald

Christkindlmärkte locken
Ein Kindertraum ersteht
Der Duft von Zimt und Nelken
Durch meine Sinne weht

Wangen die erglühen
Augen im Kerzenglanz
Lieder aus Kindertagen
Klingen im Flockentanz

Aufregung und Stille
Im Tannereisigduft
Unter geschmückten Bäumen
Das ist’s was mich ruft

Dann
steh ich im Gedränge
Durchdröhnt von Rockmusik
Eingehüllt in Schrille
Desillusion im Blick

Schneeflocken werden zu Tränen
des Schmutzes
in dem ich steh
Aufregung wird zur Hektik
Advent tut plötzlich weh

Und ich fliehe heimwärts
Mit gesenktem Blick
Mit Bitterkeit im Herzen
kehre ich zurück

Doch –
Was erklingt da plötzlich?
Leiser Glockenklang?
Kling Glöckchen klingeling
Es ist Kindergesang

Ich gehe durch die Straßen
Die so sehr vertraut
Die Weihnachtliches bieten
Wohin mein Auge schaut

Auf weißzuckrigen Bäumen
Ein helles Sterngefunkel
Lächelnd tritt ein Weihnachtsmann
zu mir aus dem Dunkel

Geschmückt sind die Geschäfte
Und auch der kleine Markt
Wunderbar weit weg
Der Vorweihnachtsinfarkt

Viele Leute grüßen
Mich hier fast jeder kennt
Niemand mich hier anrempelt
Oder fast niederrennt

Ein Punschstand lädt mich ein
Nicht vorbeizuhasten
Im Duft von Rum und Zimt
Mich wärmend auszurasten

Mit Nachbarn Freunden
Menschen
die mein Leben teilen
Die mein verstörtes Herz
augenblicklich heilen

Geborgenheit und Wärme
Breiten sich in mir aus
Weihnacht ist diese Heimat
Und ich
bin hier zu Haus

© evelyne w.

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Was ist Weihnachten für mich

 
Ich beginne meine Weihnachtslesungen mit dem Gedicht,
das meinem Buch den Titel gab:

Weihnachten
Ist der Liebe Geburtstagsfest
Die Nacht
Die uns darauf besinnen lässt
Dass an diesem Tag vor ca. 2.000 Jahren
Die Welt das große Glück erfahren
Dass Jesus auf die Erde kam
Um die Menschen zu lehren
Was die Liebe kann

Und gesegnet ist jeder
Der nie vergisst
Dass Jesus Christus
Die Liebe selber ist
Weil er immer nur liebt
Und immer nur gibt

Christus
Den als Baby man Christkind nennt
Den im heutigen Christkind
Man fast nicht mehr erkennt
Weil die Menschen
Lieben
Durch besitzen ersetzen
Und geben
Mit dem Kauf von Geschenken
Gleichsetzen

Weil so viele Menschen
Durch die Weihnachtszeit jagen
Und in ihrer Hast
Niemals danach fragen

Wie geb‘ ich Geborgenheit?
Wie gebe ich Halt?
Wie gebe ich Wärme
Wenn jemandem kalt?
Wie gebe ich Hoffnung?
Wie gebe ich Mut?
Wie gebe ich Freude?
Wie gebe ich gut?

Die Frage
Die durch unsere Weihnachtszeit schwingt
Ist die Frage danach
Wieviel das Christkind uns bringt

Wir tauschen Geschenke
Wir geben sie nicht
Das Geschenkte
Bekommt nur durch Wert Gewicht

Wir tauschen auch die Liebe
Wir lieben sie nicht
Die Liebe
Trägt nicht mehr Jesus’ Gesicht

Und doch
Ist Weihnachten für mich die Zeit
In der immer wieder
Ich zur Hoffnung bereit
Mich finde
Dass noch nicht alles verloren
Weil am Hl. Abend das Christkind geboren

Das Christkind
Das doch auch Herzen aufmacht
Mit seinem Liebreiz
Der strahlt durch die Nacht
Und viele Menschen darauf besinnen lässt
Wie man richtig feiert
Der Liebe Fest

Und die Liebe
Dann das Wunder vollbringt
Zu spüren
Was Weihnachten wirklich ist

Dass das was uns das Christkind bringt
Nur
In uns selbst
Zu finden ist

© evelyne w.

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