zufluchten

 
und dann kommt sie.
angst kriecht aus meinen zufluchten. krieg tritt in mein blickfeld. lächeln, wie geht das? zufriedenheit spüre ich als hohn. glück als naivität. freude erfriert an meinem gesicht.

 
und dann kommen sie.
aus den trümmern ihrer gegenwart. auf den nackten füßen der hoffnung. vorurteile fluten den menschenstrom. im schlamm der unbarmherzigkeit ertrinken ideale.

 
und dann sind sie da.
in den gehirnen hitzt die angst. die dürftigkeit der not lockt die notdurft der dummheit aus den ärschen des volkes. die unsicherheit bricht zacken aus der krone der menschlichkeit. wellen der unwissenheit stürzen als lüge und hatz über diffuse bedrohlichkeit. abwehr bläst zum angriff des pöbels. der überfluss regiert den wert.
mensch, wohin trägt dich die gier?

 
und dann sind sie da.
menschen erkennen menschen. nachbarn treten aus ihren schatten. springen über die zäune der feigheit in die pferche der ignoranz. reißen der oberflächlichkeit die masken vom gesicht. lichterketten zeigen den weg in eine kriegslose zukunft. schulter an schulter pflückt sich die blume der zuversicht leichter. hände öffnen sich zum geben. umarmungen legen sich um zitterndes erwachen. belohnung fällt aus augen. glück fällt aus gemeinsamkeit. angst kehrt sich zum mut.

 
und dann ist sie da.
leben ist entscheidung. nur dinge haben zwei seiten. eine lebenseinstellung ist kein ding. ich weiß mich zu entscheiden.

 
und dann bist du da.
du lächelst. wie geht’s? fragst du. und ich denke: mir geht es gut. aber wie geht es wohl dir? denn du kannst es mir nicht sagen. dein deutsch ist noch nicht gut genug dafür. doch du lächelst. mir freude ins gesicht.

 
© evelyne w.

lintschi liest

 

Miteinander-Abend

so, ich hab mich bisher – außer in meinen schnipseln – zurückgehalten, etwas über flüchtlinge, asylanten und dgl. abzusondern. das tun eh alle anderen. und meine einstellung ist hinlänglich bekannt.
heute jedoch möchte ich eine kleine ausnahme machen. aber ich möchte nicht von not und tod, angst und krieg schreiben, oder mich mit unhaltbaren lösungsansätzen wichtig machen.
sondern darüber, was ich gestern erleben durfte.

in unserer nachbargemeinde gibt es ein flüchtlingshaus mit 80 männlichen bewohnern.
ein unglaublich engagierter betreuer versucht, nicht nur im haus für betreuung zu sorgen, sondern auch kommunikation mit der bevölkerung herzustellen.
er hat ein „cafe intercult“ eingerichtet. also im haus, nicht als lokal und gestern gab es einen miteinander-abend im seerestaurant. jeder teilnehmer lud einen flüchtling zum gemeinsamen essen ein.
erfreulicherweise kamen sogar mehr eingesessene, als zuwanderer.

hier aber nun meine ganz persönlichen eindrücke.

selten habe ich in dieser größenordnung eine ansammlung von derart freundlichen, netten, höflichen, respektvollen und sogar glücklichen männern erlebt. und durchwegs alle höchst gepflegt – mit wunderschönen zähnen, z.b.

das abschütteln der anspannung der flucht und auch des lagers traiskirchen haben die jungen männer jetzt erstmals mit entspannung und glück erfüllt.
es ist ihnen deutlich anzumerken, wie sehr sie es genießen, wieder mit menschen in berührung zu kommen, akzeptiert zu werden. sie freuen sich, deutsch lernen zu können. sie möchten kommunizieren.
sie sind offen, nicht verschlagenes ist an ihnen, und – meine damen! – den frauen absolut nicht abwertend oder despektierlich gegenüber. es ist auch so, dass viel der ehrenamtlichen betreuung von frauen bewerkstelligt wird. man merkt sofort, wie gut der emotionale draht funktioniert.
naturgemäß sind es ältere damen, aber diese werden nahezu vergöttert von ihren schützlingen.
aber auch am umgang mit den jüngeren frauen konnte ich nichts auffälliges entdecken. gerade bei uns am tisch waren welche zugegen.

selbstverständlich ist klar, SO kann es nicht bleiben. auf dauer können wir erwachsene männer nicht einfach wie kinder betüteln. wenn die erste entspannung abflaut, werden die traumata hervorkommen. die untätigkeit zu der sie verdammt sind, wird ebenfalls ihr scherflein beitragen.
aber der weg muss eindeutig auf dieser linie basieren!
so funktioniert integration und – prävention!

wir müssen dafür sorgen, dass diese menschen sich integrieren können, nicht umgekehrt!
wir können den politischen weg nur durch wahlen beeinflussen und behördenwege nicht beschleunigen, aber wir können den unterstützung suchenden dabei helfen, die zeit nicht untätig zu verbringen. unsere sprache, etwas über uns und unsere lebensweise zu lernen.
ihnen werte, wie akzeptanz und interesse am miteinander vermitteln.

denn in diesem zusammenspiel wird bald erkennbar, wer nicht lernen will, wer sich mit den gegebenheiten nicht anfreunden will. und ich glaube, dass diese zuwanderer dann selber eine distanzierung zu ihren schwarzen schafen herstellen werden.
zu gern möchten diese männer ihr leben in die hand nehmen, es auf positive beine stellen, eine perspektive haben.

man muss ihnen zeigen, wie es bei uns läuft, wie die gesellschaft funktioniert.
wie bei kindern darf man nicht davon ausgehen, dass sie es einfach von selbst wissen. sie kommen aus einem anderen kulturkreis. aber sie sind nicht gekommen, um uns hier ihren stempel aufzudrücken, sondern um mit uns zu leben. sie wollen perspektiven!
keineswegs möchte ich erwachsene männer auf kinderniveau pressen, doch das prinzip ist einfach das gleiche:
antiautoritäre erziehung ist genauso schlecht wie streng autoritäre.
forderung führt leicht zu überforderung und wird zu abwehr und aggression.
je empathischer wir vorgehen, desto besser wird das problem bewältigt werden können – das unser aller ist. DAGEGEN werden wir absolut NICHTS tun können.
aber dass wir es bewältigen, DAFÜR können wir sehr viel tun.

und noch etwas: wir in unserer übersättigten gesellschaft kennen dieses tolle gefühl ja gar nicht mehr, wie es ist, wenn sich jemand über das, was man ihm gibt, freut. unsere kinder und enkel nehmen ihre geschenke und nach minimalster zeit sind sie uninteressant. meistens wissen wir gar nicht mehr, was man ihnen schenken soll und es werden nur mehr geldbeträge abgegeben.

hier haben menschen an gebrauchten dingen freude, an einem glas cola, auf das man sie einlädt, kinder freuen sich über ein bisschen schokolade oder zuckerl. wo gibt es das bei uns denn noch?
alle sind so überfressen, dass sie nur mehr diätcola trinken und die so toll beworbene schokolade (weil konsum ja funktionieren muss) nur mehr im geheimen fressen. von freude weit und breit keine spur.

ach ja: ihre vielzitierten smartphones verwenden sie, um zu übersetzen …

ich jedenfalls bin sehr dankbar für diesen tollen abend, den ich miterleben durfte. SPÜREN durfte, wie es läuft und deshalb in zukunft nicht erst meine gedanken vom müll trennen muss, der mir täglich über den kopf geleert wird.
ich bin froh, in solcher nachbarschaft zu leben und und ich kann euch sagen, es gibt einen haufen leute in meinem umfeld, von denen ich das absolut nicht sagen kann. und das sind keine zuwanderer …