zufluchten

 
und dann kommt sie.
angst kriecht aus meinen zufluchten. krieg tritt in mein blickfeld. lächeln, wie geht das? zufriedenheit spüre ich als hohn. glück als naivität. freude erfriert an meinem gesicht.

 
und dann kommen sie.
aus den trümmern ihrer gegenwart. auf den nackten füßen der hoffnung. vorurteile fluten den menschenstrom. im schlamm der unbarmherzigkeit ertrinken ideale.

 
und dann sind sie da.
in den gehirnen hitzt die angst. die dürftigkeit der not lockt die notdurft der dummheit aus den ärschen des volkes. die unsicherheit bricht zacken aus der krone der menschlichkeit. wellen der unwissenheit stürzen als lüge und hatz über diffuse bedrohlichkeit. abwehr bläst zum angriff des pöbels. der überfluss regiert den wert.
mensch, wohin trägt dich die gier?

 
und dann sind sie da.
menschen erkennen menschen. nachbarn treten aus ihren schatten. springen über die zäune der feigheit in die pferche der ignoranz. reißen der oberflächlichkeit die masken vom gesicht. lichterketten zeigen den weg in eine kriegslose zukunft. schulter an schulter pflückt sich die blume der zuversicht leichter. hände öffnen sich zum geben. umarmungen legen sich um zitterndes erwachen. belohnung fällt aus augen. glück fällt aus gemeinsamkeit. angst kehrt sich zum mut.

 
und dann ist sie da.
leben ist entscheidung. nur dinge haben zwei seiten. eine lebenseinstellung ist kein ding. ich weiß mich zu entscheiden.

 
und dann bist du da.
du lächelst. wie geht’s? fragst du. und ich denke: mir geht es gut. aber wie geht es wohl dir? denn du kannst es mir nicht sagen. dein deutsch ist noch nicht gut genug dafür. doch du lächelst. mir freude ins gesicht.

 
© evelyne w.

lintschi liest

 

6 Gedanken zu „zufluchten“

  1. Zitat:
    mensch, wohin trägt dich die gier?

    Es ist wirklich grauenvoll – die Ware Mensch – wo soll das hinführen? Ja und mit der Angst der Menschheit kann man auch viel Geld machen.
    Niemand macht sich wohl bewusst, dass es nur ein Zufall ist, wo man selbst geboren ist und dass das nicht die eigene Leistung ist.

    Liebe Grüße
    Fini

  2. Ein unter die Haut gehender Text, liebe Evelyne.
    Diese Zeit wird sooo zukunftsprägend sein, dass wir wirklich aufpassen müssen, welche Spur wir einschlagen.
    Ich fürchte, der Mensch und die Menschlichkeit werden auf der Strecke liegenbleiben.
    Hab gerade was ähnliches bei mir – aber ich fühle, dass man zunehmend immer weniger Menschen erreicht.
    Mit lieben Grüßen,
    Michael

  3. lieber michael,

    ich teile deine befürchtung voll und ganz.
    ich konzentriere mich halt voll und ganz auf mein umfeld und das, was ich tun kann.
    das ist sowieso meine einstellung zum leben. und davon weiche ich jetzt auch nicht ab.

    aber immer öfter streift mich mutlosigkeit. und manchmal wut und ekel, wenn ich in das drumherum blicke …

    auch zu dir liebe grüße
    lintschi

  4. Zitat von MichaelHermann
    Hab gerade was ähnliches bei mir – aber ich fühle, dass man zunehmend immer weniger Menschen erreicht.

    Nicht nur, dass man sie nicht erreicht, man wird abgelehnt und……………..
    ich enthalte mich der Stimme.
    Menschlichkeit ist nicht mehr gefragt.:-(

    Lg
    Fini

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