Was heißt denn bitte ALLE lieben?

Wenn Gesprächspartner das Prinzip des „ALLE liebens“ als Theorie auch oft anerkennen können, so macht es vielen dann am meisten Kopfzerbrechen, wie das Prinzip der Liebe auf den Alltag anzuwenden ist.
Jeder hat doch Menschen oder Tiere oder auch die Natur, die er „mehr“ oder „besonders“ liebt.
Und schon gar nicht ist es oft erklärlich, wie man eben einen Trump oder einen Erdogan lieben soll.

alle lieben


Das ist nichts anderes als ein festgefahrenes Denkmuster!
Das uns leider die Sicht auf die Liebe sehr verstellt.

Auf der einen Seite verwechseln viele Menschen Liebe mit etwas anderem, mit Trieben, Reizen oder Inutuitionen. Auf der anderen Seite spielen Besitzdenken, oder verschobene Verantwortungsbereiche, die uns oft über das Kollektive Unbewusste antrainiert werden, eine sehr große Rolle. Viele wollen über die Liebe ihre Defizite füllen.

Das ist selbstverständlich okay, aber die Liebe ist kein Kuhhandel.
Sie ist in der Grundausstattung des Menschen angelegt, um ihn zu dem zu machen, was er ist: zu einem Menschen. Niemand sonst kann bewusst lieben! Die Betonung und auch der Unterschied liegen in der bewussten Entscheidung zur Liebe.
Denn an sich ist Liebe natürlich in allem. In der gesamten Schöpfung Gottes.
Alles, was sich in einen gebenden Prozess einbringt.

Und nun kommen wir zu dem Prinzip, das für die Anwendung zum „Alle und alles lieben“ wesentlich ist.

Liebe ist unteilbar. Sie ist eine Einstellung zum Leben und zum Selbst.
Die Liebe erfüllt uns.
Wenn wir nun jemanden hassen, dann tritt der Hass an ihre Stelle. Wenn wir Angst haben, tritt die Angst an ihre Stelle.

Es heißt keineswegs, dass wir deshalb unkritisch sein müssen. Dass wir alles erdulden müssen.
Die Liebe braucht offene Augen!
Wenn mich jemand bedroht oder verletzt, dann ist es wichtig mir Schutz zu geben – also Selbstliebe – und nicht die Liebe durch Angst oder Hass zu ersetzen.

Wenn ich Gefühle und Reaktionen annehme, wie z.B. Angst, Trauer, oder auch Wut, dann schließt das die Liebe noch nicht aus! Es kommt darauf an, wie ich damit umgehe. Ob ich sie gegen die Liebe, gegen Andere, oder auch mich selbst richte.

Liebe lebt in der Entscheidung zur Liebe! Ohne diese Entscheidung können wir nicht lieben.
Und sind dann Einflüssen von außen fast hilflos ausgesetzt.

Wenn man sich zur Liebe entscheidet, ist man nie hilflos!

Liebe ist ein agierender Prozess des Wollens! Kein reagierender Prozess, der durch Ereignisse bestimmt wird.

 

Die Kunst des Liebens

Die Erklärungen, die Fromm liefert, sind immer hilfreich für mich. Das habe ich schon oft erlebt. Wenn ich besser verstehe, was mit den Menschen los ist, dann verliere ich kurioserweise Angst, anstatt sie weiter aufzubauen.

Aber wirklich helfen kann mir dann nur die „Kunst des Liebens“!

Es geht um Individuation. Umso mehr wir uns als Individuum erkennen, desto mehr erleben wir uns abgetrennt von der Gemeinschaft.
Wir sind aber abhängig von ihr und müssen auch die Verantwortung für sie übernehmen – für die Menschheit, mit der wir untrennbar verbunden sind. Deshalb lenken wir in unserer Angst unser Augenmerk auf sie.

Um der Angst entgegenzuwirken, müssen wir aber das Verbindende suchen. Und das geht nur von uns aus!

Nur wir selbst können uns über die Liebe und die produktive Arbeit mit der Gesellschaft sinnbringend und erfüllend verbinden.

Die Kunst des Liebens ist, die Liebe nicht auf einzelne Personen zu zentrieren. Denn man kann nicht einzelne lieben und andere Menschen, Tiere, die Natur oder Gott nicht.
Entweder man kann lieben oder nicht.

Wenn wir nun Trump oder Erdogan nicht lieben können, dann geht es lediglich um diese Perspektive.
Sie sind Menschen mit furchtbaren Mängeln, die müssen wir nicht goutieren oder sanktionieren, aber es schadet uns selbst, wenn wir dadurch die Liebe nicht mehr als das erkennen und praktizieren, was sie ist. Und sie deshalb nicht mehr spüren. Der Anklage, dem Hass und der Angst zu viel Raum geben.

Wir dürfen nicht in den Fehler verfallen, von der Menschheit zu ERWARTEN, dass SIE uns die Liebe gibt.
WIR müssen UNS und IHR die Liebe GEBEN.

Und sofort ist alles anders.

Einer der wichtigsten Sätze war für mich der folgende. Ich habe ihn zwar zuerst auf die Anderen bezogen, auf die Ereignisse, die in der Welt ablaufen, wo die Leute, unter dem Mäntelchen der Liebe zu ihren Nächsten, soviel Leid anrichten.
Aber als ich ihn endlich auf mich bezog, war sofort wieder alles klar.
ALLE Menschen sind zu lieben. ALLE, nicht einzelne!
Dann stimmt die Richtung. Immer!

 

kunbst des liebens