ein herbstlich lächeln
zupft an meinen lidern
träufelt farbe in mein herz
die liebe blüht
als wäre frühling
ein herbstlich lächeln
zupft an meinen lidern
träufelt farbe in mein herz
die liebe blüht
als wäre frühling
Sowas von schön! Aber sowas von! Eigentlich gar nicht fotografierbar, dieses Herbstpaket von Farben, Düften und Gefühlen. Sinnlichkeit pur!
Ich bin durch eine Freundin auf einen sehr interessanten Lyriker gestoßen,
auf Eugen Gomringer. Diesen führt man als „Vater der Konkreten Poesie“.
Ich finde diese Wortspielereien, die aber keineswegs willkürlich gestaltet werden, sondern einer bestimmten Ordnung oder/und einem Versmaß folgen müssen, absolut spannend.
Und eine dieser Formen habe ich nun für zwei Gedichte für meinen Herbst im Burgenland angewendet. Wahrscheinlich einigermaßen unzulänglich, aber weil ich es einfach unglaublich inspirierend fand.
golden
gold
gold und rot
rot
rot und violett
violett
violett und rot
gold und rot und violett und
sturm im glas *)
schilf
schilf
schilf und wellen
wellen
wellen und winde
winde
winde und schilf
schilf und wellen und winde und
abflug der störche
© evelyne w.
*) für meine deutschen leser/innen: federweißer nennt man in österreich sturm
wie samtene herzen
schwebt das weinlaub
in die stille
hagebutten
streuen letzte rosenblätter
auf oft begangenen weg
rot.
bin ich der herbst?
bin ich noch bunt?
bin ich noch warm?
und sonnig?
die füße kalt
die träne blinkt
farblos mein kleid
das haar zerdünnt
und doch bin ich
kein winter
denn auch
in kalten füßen
wohnt der tanz
und meine tränen
lachen
© evelyne w.
der herbst
schüttelt sein gefieder
paradiert
bunt
ehe der nebel fällt
© evelyne w.
der herbst trägt
noch ein sommerkleid
grün schwingt es in den reben
die trauben schmiegen
ihre wangen an sonnenfinger
zwischen die rieden
knüpft die malve
ihre teppiche
nur leicht der wind
doch wühlt im see
er hoch den schlamm
weht seine würze
über die hänge
der frühe abend
legt sich als ahnung
auf das land
© evelyne w.
herbstaugen
trägt dieser winter
orange und gelb
legt er mit seinen blicken
auf die nackten hänge
lockt ein viel zu frühes
blinzeln aus den nestern
© evelyne w.