Ich bin nicht hilflos

Des öfteren bereits wurde ich in den letzten Tagen auf meine Abhandlungen über Hilf- und Machtlosigkeit angesprochen.
„Na, was machst jetzt mit deiner Theorie? Jetzt fühlst dich aber schon auch hilflos, oder?“
Meine Antwort:
Nein! Ich fühle mich auch jetzt nicht hilflos und da ich keine Macht ausüben will, ist die Machtlosigkeit eigentlich gewollt.

Wenn ich Macht ausüben wollte, dann wäre es selbstverständlich, um Frieden in der Welt und Gesundheit für die Menschen zu etablieren. Aber ehrlich, diese Macht ist utopisch, und mit dem Streben danach werde ich mit Sicherheit nicht meine Energie vergeuden.
Auch nicht, wenn es als Aussage dann so schön klingt, wie man oft in diesen wunderbaren Spruchbildern lesen kann, die dann von einem sensiblen, mitfühlenden Gemüt zeugen sollen.

Nein, nicht ich, bitte!

Eigentlich ist es eher so, dass meine damalige ja-nur-Theorie nun auch in der Praxis Bestätigung erfährt.

Was war mein Ausgangpunkt, als es um die Abstraktheit der Hilflosigkeit ging?
Das grundsätzliche Ja zum Leben, zu meinem und zum Lebendingen an sich.
Ereignisse sind davon nicht betroffen. Die Ereignisse bestimmen nicht meine Einstellung, meinen Zugang zum Leben.
Sie bilden den Rahmen. Der Rahmen wiederum stellt Herausforderungen an mich. Die ich dann einzig mit meinen eigenen Entscheidungen bewältige.

Wie schon auch seinerzeit geschrieben, sind meine Entscheidungen nicht so zu fällen, dass sie nur mein eigenes Wohl im Blickpunkt haben, sondern sie müssen mein Wohl und das Wohl der Gemeinschaft auf einer Achse bedienen.

Nun gibt es derzeit Vorgaben für die Allgemeinheit, deren Richtigkeit ich in keinem Fall verifizieren kann. Deshalb ist es für mich logisch, mich den gemeinschaftlichen Forderungen anzuschließen, weil ich eben nicht entscheiden kann, ob sie richtig oder falsch sind.
Experten gibt es für eh alles (wie Günther Paal so schön sagt) und deshalb für alle Richtungen. Denen ist also nicht zu vertrauen.

Zu vertrauen ist mir und meinem eigenen Wollen. Dieses wird nach meinem Ansatz, und deshalb auch nach meiner Einstellung, davon bestimmt, nicht nur mir sondern auch der Gemeinschaft nicht zu schaden. Also bleibt doch eindeutig nur eine einzige Entscheidungsmöglichkeit übrig.
Ich trage die Entscheidung für die Allgemeinheit mit.

Meine Gedanken sind frei und sie bringen einiges an Zweifel und Kritik mit sich. Für mich ist das, was passiert, nicht wirklich denkfähig. Ich kann an dem Virus, mit dem sich Millionen anstecken, die dann leichte Beschwerden haben, das aber für eine bestimmte Gruppe, nämlich für die „Alten und Kranken“ tödliche Auswirkungen haben kann, nichts Ungewöhnliches erkennen. Das ist sogar bei Erkältungen so.

Dass sich irgendein Staatschef nun auf einmal für die Alten und Kranken einsetzt, und dafür sogar die Wirtschaft, das goldene Kalb, schlachtet, ist allerdings absolut absurd für mich. Das haben die alle miteinander bisher nicht einmal nur ansatzweise getan. Also muss was anderes dahinterstehen. Was auch immer. Ich werde mich nicht in Verschwörungstheorien ergehen.

Denn wie ich schrieb:
Zum Unterschied von ich glaube, es besser zu wissen, folge ich meinem Wissen, dass ich es eben NICHT weiß.

 

nicht hilflos

 

Da es mir logisch erscheint, dass in der Distanzhaltung der größte Schutz für mich liegt – ich bin auch nicht an anderen Infektionen interessiert -, ist es ein Leichtes für mich, den entsprechenden Anordnungen zu folgen und die dadurch entstehenden Beschwerlichkeiten mitzutragen.

Über sonstige Gründe zum Auseinanderdividieren der Gesellschaft möchte ich aber lieber nicht nachdenken. Weil sie eben aufgrund meines „Nichtbesserwissens“ in Verschwörungstheorien münden würden. Doch die Auswirkungen zeigen sich ja bereits.

Meine Gefühle sind frei und ich fühle mit den Menschen an die ich denke und trage sie in mir. Egal ob Alte oder Kranke, aber auch nach wie vor Flüchtlinge und alle, die leiden, mit und ohne Zutun anderer. Sie gehören zu mir, zu meinem Menschsein, sie machen mich zu „meinem Ganzen“.

Deshalb sehe ich auch darin eine Verpflichtung mein Leben anzunehmen, und angstfrei und mit Freude zu gestalten.
Weil ich die Möglichkeit dazu habe!

Ich sprach in diesen Tagen schon mehrmals von Gnade und Demut. Denn es gibt viele Menschen, die nicht die Möglichkeit vorfinden, in dieser Situation so dazustehen wie ich.
Und dennoch sind auch all diese Menschen, die es nun so viel schwerer haben als ich, keineswegs hilflos. Ihre Entscheidungen, wie sie mit den Bedingungen umgehen und ihr Leben weiter gestalten, bleiben trotzdem ihre eigenen.

Sie alle haben in meinen Gedanken und meinem Gefühl eine Heimat, aber ich kann ihnen nicht helfen. Das liegt in der Natur der Sache, nicht am Prinzip der Hilflosigkeit. Wir können nicht ALLEN helfen. Dem Menschen sind nun einmal Grenzen gesetzt. Er ist nicht Gott und nicht allmächtig und er tut gut daran, dies anzuerkennen.

Indem ich mein Leben annehme und so gut wie möglich gestalte, schaffe ich Raum und Kraft in mir, um die Anderen nicht aus mir hinausdrängen zu müssen, ihr Leid, ihre Sorgen usw.

Und es gibt mir auch freie Sicht und dadurch Möglichkeiten zu erkennen, die ich vielleicht umsetzen kann. Weil mein Blick nicht von Angst, Hilflosigkeit oder Ohnmacht, Verdrängung oder Abstumpfung getrübt wird.

Viele Menschen die ich kenne, fühlen sich zwar als Opfer der Maßnahmen, lassen sich aber gerne von den öffentlichen Vorgaben einlullen. Sie glauben, wenn sie diese brav umsetzen, wird die Welt oder die Situation sich als Lohn darstellen und alles wieder gut werden.
Sie folgen dem Gehorsam!
Und kaum tritt jemand aus diesem Muster heraus, wird Sanktion gefordert.

Der Ruf nach Strafen, Blockwartmentaliät und Naderei sind die Begleiter dieser ach so wohlmeinenden Mitbürger.

Wie man sofort sieht, wollen sie nur Verantwortung abgeben und folgen ihrer Angst – und in ihrer Angst einem Führer – und nicht der eigenen freien Entscheidung zum Wohle der Gemeinschaft. Was dann auch zu ihrem eigenen Wohle wäre.

Aber das kennen wir ja auch aus anderen Situationen sehr gut. Da hat sich nur das Erscheinungsbild geändert. Die Einstellung der Leute ist ja immer dieselbe. Diese Ansinnen richten sich nun halt gegen „unsere eigenen Leut“.

Was sich nicht geändert hat ist, dass wir nach wie vor eigene Entscheidungen treffen und deshalb keinerlei Hilflosigkeit auftritt.

Wer sich hilflos oder als Opfer fühlt, täte meiner Meinung nach gut daran, dies nicht auf die Gesellschaft abwälzen zu wollen. Es wäre weitaus gesünder, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen, um erkennen zu können, warum man Verantwortung abgeben will. Das würde nämlich auch das Immunsystem stärken.

Kommt gut durch diese herausfordernde Zeit!

Auf der Suche nach der Freiheit
I. Hilflosigkeit

Ich glaube, die meisten Menschen träumen davon, ihr Leben selbstbestimmt und frei zu leben. Die wenigsten können es. Unter diesen befand auch ich mich.


Die „Kunst des Liebens“ und die Anerkennung der Selbstverantwortung hatten mich schon sehr weit gebracht. Auf jeden Fall so weit, dass ich meinem Leben eine andere emotionale Qualität geben konnte, als ich sie bei den meisten meiner Mitmenschen erkannte.


Und doch – etwas fehlte. Frei und selbstbestimmt fühlte ich mich dennoch nicht.


Und auf einmal machte es mir sogar Beschwerden. Die Situationen, die ich außerhalb meines schon recht wohlsortierten Ichs vorfand, begannen mich zu ängstigen. Die politische Entwicklung in meinem Heimatland, das Erkennen der mangelnden Empathie und Menschlichkeit bei vielen meiner Mitbürger, die unmenschlichen Auswüchse der Konsumgesellschaft und des damit einhergehenden Erkennens der zunehmenden Sinnentleerung des Lebens, die Weltlage an sich, die von Kriegen, Hungersnöten und Umweltkatastrophen geprägt wurde.


hilflosigkeit

 

Mit meiner Selbstverantwortung, die ich ja schon gut gelernt hatte, kam ich da nicht wirklich weiter. Die Ängste wuchsen. Ich fühlte mich wie eine Trauminsel, die von außen bedroht wurde.


Und wieder war es Erich Fromm, der mich auf die richtige Spur brachte. Diesmal mit „Furcht vor der Freiheit“. Ich erkannte die fatale Manipulation, durch die allgemeine Auslegung von Hilflosigkeit und Machtlosigkeit, die keinerlei Freiheit zulässt.


Denn – Wir können nicht frei sein, wenn wir uns hilflos fühlen.
Wir können nicht frei sein, wenn wir uns der Macht beugen.
Hilflosigkeit und Machtlosigkeit ins Leben einzubinden, bringt Unfreiheit.


Und wir selbst sind es, die diese beiden Kräfte in unser Leben einbringen! Diese sind nämlich keineswegs unbedingt zur menschlichen Ausstattung gehörig und deshalb ganz und gar nicht „gottgegeben“. Sich in diesem Zustand zu fühlen, ist uns schlicht und einfach anerzogen.


Die Erkenntnis dieser Wesensgrundlagen ermöglichte es mir, sie weitgehendst aus meinem Leben zu entfernen. Und sofort winkte mir die Selbstbestimmung zu, die uns die größte Grundlage zur Freiheit bietet.


 

I. Hilflosigkeit

 

Der wache erwachsene Mensch ist niemals hilflos. Er kann gar nicht hilflos sein, weil er immer die Entscheidung für sich und sein Leben trifft. Die kann ihm niemand abnehmen und deshalb gibt es auch keine Hilflosigkeit, weil wer entscheidet, ist nicht hilflos.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass auch die Bitte um Hilfe oder Hilfe anzunehmen, keinerlei Hilflosigkeit beinhaltet. Weil auch dies wieder die eigene Entscheidung ist.

Und da erkennt man doch sofort: Auf diese Art zu denken, wurden wir nicht erzogen!


Wir kommen aus der Hilfsbedürftigkeit des Kindes in eine Erziehung, die nicht darauf ausgerichtet ist, Entwicklung zu fördern. Kinder werden erzogen und zwar mit den endlos überlieferten Gedanken und Ritualen ihrer Altvorderen.
Je weiter ein Kind ins Bewusstsein schreitet, desto weniger wird es jedoch hilfsbedürftig. Die Hilflosigkeit wird ihm also erst danach anerzogen.

Es wird ihm anerzogen, dass es dieses und jenes nicht kann und deshalb auf Hilfe angewiesen ist. Anstatt die Kreativität zu fördern, diese scheinbar hilfebedürftigen Situationen meistern zu können. Mit Hilfestellung, das ist etwas anderes als einem Kind Hilflosigkeit anzuerziehen.
Wir sollten Kindern Hilfestellung geben, damit sie sich selbst erfahren können, um ihre Möglichkeiten und Fähigkeiten entwickeln und ausbauen zu können. Da ist kein Funken Hilflosigkeit drinnen und ein Kind, das dieserart unterstützt würde, müsste die vermeintliche Hilflosigkeit auch nicht in sein weiteres Leben mitnehmen.


Die Hilflosigkeit ist ein Status, dem die meisten Menschen ihr ganzes Leben lang ausgesetzt sind. Weil es so konditioniert ist, aber nicht weil es so der Wahrheit des Menschen entspricht.


Die Wahrheitsgrundlage des Menschen ist sein Leben.
Und wie anfangs beschrieben, ist der Mensch derjenige, der immer seine eigenen Entscheidungen trifft.
Es erscheint sofort überhaupt nicht logisch, warum ein Mensch nicht Entscheidungen aufgrund seiner Daseinsgrundlage fällt, sondern aufgrund dessen, was ihm irgendjemand vorgibt.


Eigentlich ist es ja so, dass bereits Babys und Kleinkinder ihre eigenen Entscheidungen treffen. Nur funktioniert es dort nicht auf bewusster und selbstbestimmter Ebene, sondern geschieht auf intuitiver und emotionaler Ebene. Aber auch ein Baby entscheidet bereits, wie es mit den äußeren Bedingungen umgeht.

Freud baute sein Lust-Unlust-Prinzip genau darauf auf.


Leider benutzen die Menschen ihre Entscheidungspflicht nur selten dazu, sich zur Aktion zu entscheiden. Die meisten entscheiden sich zur Passivität, bzw. gar Unterordnung. Und die meisten merken nicht einmal, dass sie es tun


Dort kommen wir dann zum Machtstreben. Aber jetzt sind wir noch bei der Hilflosigkeit. Wer sich hilflos fühlt und eine Aktion setzt, wird sofort merken, dass die Hilflosigkeit verschwindet. Auch wenn man dies jetzt als These liest, ist das doch sofort vollkommen logisch. Das heißt nichts anderes, als dass die Hilflosigkeit eine Folge der passiven Haltung ist. Viele glauben jedoch, es läuft umgekehrt. Sie verhalten sich passiv, weil sie sich hilflos fühlen. Aber das stimmt so nicht, weil – ja, nun schon bekannt – die Entscheidung immer bei uns liegt.


Selbstverständlich kann jeder Mensch in Situationen geraten, wo er einer größeren Hilfsbedürftigkeit ausgesetzt ist.


Doch können wir in der Zwischenzeit wohl schon unterscheiden, dass Hilflosigkeit und Hilfsbedürftigkeit zwei verschiedene Paar Schuhe sind.
Das ist deshalb wichtig, weil sich viele Menschen in alltäglichen Situationen hilflos fühlen, wo weit und breit keinerlei Hilfsbedürftigkeit in Sicht ist.
Und diese Hilflosigkeit verstellt ihnen das Leben, verkürzt ihnen die Freiheit, macht ihnen Beschwerden, bringt ihnen Probleme und Krankheiten.


Da ich weiß, dass diese meine Sicht viele Einwände hervorbringen wird, möchte ich auf einige gleich vorweg eingehen.

Für mich ist es immer wichtig, ein Prinzip zu erkennen, das selbstverständlich Gegenargumente zur Reflexion zulässt, um das Prinzip als Wahrheit zu erkennen. Erst wenn man es von allen Seiten hinterfragen kann, und es sich nicht verändert, ist dies der Fall. Also muss es auch für Extremsituationen Gültigkeit haben.


Andererseits bedeutet dies aber selbstverständlich nicht, dass man denjenigen, die nicht danach handeln (können) nun abwertend gegenüberstehen darf. Und schon gar nicht entspricht es dem Wesen des Menschsein, Hilfsbedürftige nicht zu unterstützen!


Hier geht es darum, denjenigen, die sich gern selbst helfen wollen, eventuell eine Perspektive aufzuzeigen, woran es im Leben manchmal hapert.
Da es mir immer wieder gelingt, durch Erkenntnisse mein Leben wesentlich leichter zu bewältigen und eine höhere emotionale Qualität einbringen zu können, beschäftige ich mich gern damit und würde es natürlich auch gern an andere weitergeben.


Nun aber zu den Einwänden, die selbstverständlich sehr leicht auftauchen können. Es gibt ja viele Menschen auf der Welt, die nicht in derart privilegierten Verhältnissen leben, wie wir. Die Gewalt, Unterdrückungen, Hungersnöten und noch viel mehr ausgesetzt sind.
Selbstverständlich kann man sich da hilflos fühlen.
Weil man sich die Situation, in der man sich befindet, nicht selber ausgesucht hat – was halt bei den meisten Menschen in der westlichen Welt doch weitgehendst nicht so ist. Wenn einem die Bomben um die Ohren fliegen, kann man leicht glauben, dass man nicht mehr selbst entscheidet. Und doch – das stimmt letztendlich vom im Menschen angelegten Prinzip her nicht! Immer noch liegt die Entscheidung, wie jemand mit einer solchen Situation umgeht, bei ihm selbst.
Die Situation konnte er nicht bestimmen, aber seinen Umgang damit sehr wohl. Und wahrscheinlich werden in solchen Fällen auch meistens Intuition und Überlebenstrieb die Entscheidung übernehmen. Aber von außen wird sie nicht gefällt.


Viktor Frankl schreibt in seinem Buch „… trotzdem ja zum Leben sagen“:

Wer von denen, die das Konzentrationslager erlebt haben, wüßte nicht von jenen Menschengestalten zu erzählen, die da über die Appellplätze oder durch die Baracken des Lagers gewandelt sind, hier ein gutes Wort, dort den letzten Bissen Brot spendend? Und mögen es auch nur wenige gewesen sein – sie haben Beweiskraft dafür, daß man dem Menschen alles nehmen kann, nur nicht, die letzte menschliche Freiheit, sich zu den gegebenen Verhältnissen so oder so einzustellen. Und es gab ein „So oder so“!


Doch mir geht es sowieso um Hilfestellung für Menschen in unseren Lebensbereichen. Die sich oft hilflos fühlen und es tatsächlich aber überhaupt nicht sind. Und durch genau diese Erkenntnis ihr Leben ungemein erleichtern können.

 

 

Die „Machtlosigkeit“ folgt … demnächst … (wahrscheinlich 😉 )