Gespräch unter Freundinnen V

 
Warum lässt du dir nicht die Oberlippe machen?
Wozu?
Du hast da ganz ordentliche Rüschen.
Na und?
Die muss man heutzutage nicht mehr haben.
Und was bringt es, keine zu haben?
Du siehst dann jünger aus.
Und was bringt es, jünger auszusehen?
Man muss heute nicht mehr so alt aussehen, wie man ist.
Warum soll ich nicht so alt aussehen, wie ich bin?
Weil es heute nicht mehr nötig ist.
Was ist heute nötig?

Es ist besser für die Psyche. Du fühlst dich dann als Frau besser.
Ich?
Ja.
Aber ich fühle mich super!
Du fühlst dich dann besser.
Besser als wer?
Besser als du dich jetzt fühlst. Weil du nicht mehr so alt aussiehst.
Aber ich bin so alt.
Das muss man doch nicht sehen.
Warum nicht?
Weil es nicht nötig ist.

Glaubst du, dass du dich besser fühlst als ich?
Ich hab mir die Oberlippe machen lassen.
Und nun fühlst du dich besser als ich?
Ich sehe jünger aus.
Aber ich fühle mich wohl in meiner Haut.
Ich natürlich auch.
Ah ja.

© evelyne w.

 

Lerne . Selbst . Lieben!


Oft werde ich gefragt, woher denn mein selbsternannter Titel „Liebesforscherin“ käme.
Ich antworte hier mit einem Teil aus dem Vorwortkapitel „Warum“ aus meinem Buch, in dem ich mich der Liebesforschung widmete.
Die Erkenntnisse, die ich in diesem Buch niederschrieb, haben die Richtung meines Lebens vor ca. 25 Jahren entscheidend verändert. Sie haben mich aus Krankheit und Sinnentleertheit in ein kreatives, glückliches Leben gewiesen.
Ich habe auch erst danach zu schreiben begonnen …

Dieses Buch ist eigentlich kein Buch, sondern ein gebundenes Manuskript. Da es leider keinen Verlag gefunden hat, ich aber bekanntlich immer wieder zu Lesungen und Diskussionen eingeladen werde, habe ich dieses Referenz- und Lektoratsexemplar angefertigt.
Gegen eine Schutzgebühr von € 9,90 gebe ich es bei meinen Lesungen an meine Hörer ab und versende es an Interessenten, die mir ein Mail schicken.

Inhaltsangaben und Textproben befinden sich
auf meiner Homepage unter Lerne Selbst Lieben!

lerne selbst lieben


Warum

Die Liebe als Phänomen zu beschreiben, ist ein schwieriges Unterfangen. Denn in dem Augenblick, in dem man die Liebe mit Worten zu erklären versucht, ist sie von der Liebe bereits weit entfernt. Sie wird zur Theorie. Ich meine nun nicht damit, dass Liebe ein theoretisches Phänomen ist, sondern es ist ganz einfach so, dass die Liebe nur zu spüren ist. Sie ist nicht zu erklären.
Warum will ich es dann überhaupt versuchen?
Ich will es deshalb versuchen, weil es so viele Erklärungen der Liebe gibt, die für mich mit dem Wesen der Liebe absolut nichts zu tun haben, die aber von einer so großen Anzahl von Menschen bereitwillig aufgenommen wurden, dass sie sich zu einer allgemeinen Meinung über die Liebe verdichtet haben. Und leider bringt sie den Menschen dadurch nicht ihre wesensmäßige Erfüllung. Denn die Liebe ist ein vollkommen autarkes Phänomen. Sie kann von Meinungen nicht verändert werden. Auch wenn viele Menschen das Gleiche meinen, so bleibt die Liebe noch immer die Liebe und ist nicht das, was die Menschen daraus zu machen versuchen.

Selbstverständlich kann auch ich nur mit meiner Meinung die Liebe zu erklären zu versuchen. Und deshalb auch der einleitende Hinweis auf Theorie. Meine Erkenntnisse über die Liebe stellen für mich einen Anhaltspunkt dar, der ein Umdenken ermöglicht. Wenn man niemals die Möglichkeit findet, eine wesensgerechte Perspektive auf die Liebe zu gewinnen, dann muss man einfach in der allgemeinen Meinung über sie verharren.

Ich selbst habe mich jahrzehntelang dieser allgemeinen Meinung angeschlossen und bin damit sehr unglücklich, und in weiterer Folge, auch krank geworden. Meine innere Leere wurde immer größer und ich konnte die Sinnhaftigkeit meines Daseins nicht erkennen.
Was sollte es für einen Sinn haben, 70 oder 80 Jahre lang auf dieser Welt zu verweilen, sich abzurackern und abzuplagen und dann, wenn man vielleicht ein bisschen etwas erreicht hatte, diese Welt wieder zu verlassen? Auch erschien mir das, was ich schon erreicht hatte, andauernd gefährdet durch meine Mitmenschen. Die Machtlosigkeit des Einzelnen gegenüber der Mehrheit schien Anstrengungen überflüssig zu machen. Was nützte es, friedlich und zufrieden dahinleben zu wollen, wenn politische Entscheidungen und Kriege, Frieden und Zufriedenheit empfindlich störten? Was nützte es, selbst gut und hilfreich sein zu wollen, wenn die Bösen alles zerstörten und die geleistete Hilfe zur eigenen Bereicherung verwendeten? Auch die Machtlosigkeit anderen einzelnen Menschen gegenüber schien dieses Dasein schwer zu beeinträchtigen. Was nützte es denn, zu lieben, wenn der, den man liebte, einen Anderen liebte? Was nützte es denn, für andere Menschen etwas zu tun, wenn einen die dann doch verließen oder zumindest das für sie Geleistete nicht anerkannten? Auch wurde das Leben immer beschwerlicher, je älter man wurde und wofür das alles? Um eines Tages in der Ewigkeit einfach zu verschwinden? Das ergab keinen Sinn.

Ich entdeckte dann den Sinn des menschlichen Daseins in der Liebe. Doch das, was ich entdeckte, unterschied sich so gravierend von der herkömmlichen Meinung, dass es mir zuerst einmal nur Angst bescherte. Angst, allein dazustehen. Und sofort traten wieder die alten Denkmuster auf: Was sollte es nützen, wenn ich den Sinn der Liebe erkennen konnte und diese Erkenntnis mich allein dastehen ließ? Weil meine Umwelt die Liebe nicht so erkennen konnte.
Doch ich war bereits infiziert. Ich sah das Scheitern meiner Mitmenschen an der Sinnlosigkeit, ich sah die Resignation meiner Mitmenschen an der Bürde ihres Lebens und ich spürte die Gefahr in mir, ebenso zu scheitern und ebenso zu resignieren. Und die Angst vor dieser Gefahr war größer als die Angst vor dem Alleinsein.
Heute weiß ich, dass dies bereits ein Akt der Selbstliebe war, ohne die es keine Liebe gibt. Ohne diesen Funken Selbstliebe wäre es mir niemals möglich gewesen, die Liebe zu finden und deshalb ist es für mich auch so furchtbar, mitansehen zu müssen, wie tief die Menschen diesen Funken Selbstliebe in sich vergraben haben, sodass es ihnen mit noch so großer Anstrengung nicht mehr möglich ist, die Liebe zu finden. Denn der Wunsch nach Liebe ist in jedem Menschen fundamental vorhanden.

Doch erschien es mir plötzlich logisch: Wenn ich nicht so leben wollte, wie die Mehrheit der Menschen, dann musste ich mich trauen, mich vom Allgemeindenken zu lösen. Dann musste ich mich trauen, mich der Allgemeinheit gegenüber zu sehen. Ich musste mich trauen, meinen eigenen Weg zu suchen, das für mich Wesentliche finden zu wollen. Ich erkannte, dass es nur so möglich war, den Anderen die Macht über mich zu entziehen, indem ich ihnen die Macht über mein Denken entzog. Mich nicht von ihrem Denken mitziehen ließ, sondern auf meine eigenen Gedanken und Gefühle achtete. Das war nun so konträr zu meiner bisherigen Einstellung und damit auch zur Einstellung der Mehrheit, dass ich mich einfach allein fühlen musste. Die Angst vor der Einsamkeit ist aber, ebenso wie die Liebe, ein fundamentaler Bestandteil der Menschlichkeit. Weil der Mensch als Gemeinschaftswesen, selbstverständlich Angst vor einem Leben ohne Gemeinschaft haben muss. Und auch meine Angst vor der Einsamkeit erschwerte mir die Sicht auf die Liebe noch längere Zeit.
Doch, wie gesagt, ich war infiziert. Ich hatte ein Zipfelchen gefunden, das ich bis dahin nie entdeckt hatte und ich wollte dieses Zipfelchen nicht mehr hergeben, weil es mir zu diesem Zeitpunkt, als ich es entdeckte, enormen Halt gegeben hatte. Doch Leben und Lieben sind lebendige Prozesse. Ausruhen auf einem entdeckten Zipfelchen kann man sich nur kurze Zeit. Dann muss man seinen Weg fortsetzen, denn sonst ist Leben und Liebe zu Ende.

 

In der Umarmung des Alters X.

 

Das Wichtigste

„Du kannst leicht reden“, sagt sie. „Du bist gesund und gut verheiratet. Hast keine Sorgen. Da kann man gut alt sein.“
Kann man das?
Ja, das kann man. Ich weiß es.
Aber wieso machen es dennoch so wenig andere?

„Gesundheit ist das Wichtigste“, sagt sie.
Aha, denke ich. Da scheiden sich schon unsere Geister.
„Zufriedenheit“, sage ich. „Zufriedenheit ist das Wichtigste.“
Sie schüttelt den Kopf. „Ohne Gesundheit ist alles nichts.“

„Faschistoid“, sage ich. „Ist dieser Gedanke.“ Und spüre, wie die Jugend in mir hochdrängt. Als Kämpfergeist für all die Kranken. Deren Leben dadurch pauschal abgewertet wird.

„Und dein Mann. So einen findet man selten. Da hast du viel Glück gehabt“, sagt sie.
Gehabt? Frage ich mich. Und bin glücklich.
„Zufriedenheit“, sage ich. „Zufriedenheit macht glücklich.“
Sie schüttelt den Kopf. „Aber wenn man keinen solchen Mann hat.“

„Nicht jede war mit ihm glücklich“, sage ich. Und spüre wie die Jugend in mir hochdrängt. Als Egoismus. Diesen Mann lieben zu wollen. So wie er ist.

„Hast keine Sorgen“, wiederholt sie.
Nicht? Denke ich. Und an meinen Alltag voller Ansprüche. An mich.
„Zufriedenheit“, sage ich. „Zufriedenheit schafft viele Sorgen aus der Welt.“
Sie schüttelt den Kopf. „Aber wenn man kein Geld hat.“

„Geld bringt Sorgen in die Welt“, sage ich. Und spüre wie die Jugend in mir hochdrängt. Als ich mit sehr viel weniger genauso glücklich war, wie ich es heute wieder bin.

Demut breitet sich in mir aus. Weil ich nach all den Jahren auf der Jagd nach Gesundheit, Partnerschaft und Geld zu der Erfahrung fand:
Zufriedenheit ist das Wichtigste.
Und glücklich alt werden kann.

 

In der Umarmung des Alters IX.

 

Die Einladung

Ich warte. Ein Paar tritt an die Theke.
Ist hier noch frei, fragt der junge Mann höflich. Ich nicke. Und lächle.
Sie küsst ihn.
Es dauert nicht lang, sagt sie. Er lächelt. Wissend.
Sie küsst ihn nochmals. Ihr Blick streift über mich. Sie lächelt. Beruhigt.

Ein schnuckeliges Kerlchen. Die schönen Hände. Dieser knackige Hintern. Denke ich. Und lächle. In mich hinein.
Sein Blick streift über mich. Gelangweilt. An mir vorbei.
Der Kaffee ist gut hier, sage ich. Und lächle. Einladend. Ich kann mir das leisten. Jetzt.
Danke für den Tipp, sagt er. Und lächelt. Überrascht.

Unser Gespräch ist spannend. Er ist entspannt. Ich bin es auch.
Mein Mann tritt zu uns.
Dich kann man nirgends allein lassen, sagt er. Und grinst.
Oh, sagt der junge Mann. Und grinst ebenfalls.

Die junge Frau tritt zu uns. Sie lächelt. Beruhigt.

 

die einladung - audio

 

 

In der Umarmung des Alters VIII.

 

Gewinnbringend

Und dann denke ich nach.
Ich trete aus meiner persönlichen Erfahrung heraus. Und schaue mich um.
Jugend bis ins hohe Alter wird propagiert. Propagiert? Nein, gefordert!
Nur so scheint Alter lebenswert.

Das genaue Gegenteil ist der Fall. Doch die Vorzüge des Alters werden versteckt. Sie bringen keinen Gewinn. Für die Wirtschaft.

Ist Jugend wirklich nur ein straffer Körper? Hat Jugend nur in diesem Platz?
In einem welken Körper ist sehr viel Platz für Jugend.
In jeder Falte bietet sich Raum für Interesse und Spontaneität. In jeder Runzel ist eine Sammelstelle für Zärtlichkeit und Wärme. Jede Dioptrie mehr schafft Möglichkeit zum schärferen Hinsehen. Und jede Rüsche um den Mund verliert sich beim oftmaligen Lachen.

Ein schlaffer Geist macht alt. Kein schlaffer Körper!
Ein enger Blick. Ein starrer Mund. Eine leere Hand.

Viel zu oft treffe ich Menschen, jünger an Jahren, die älter sind als ich.
Gewinnbringer. Für die Wirtschaft. Nicht für sich selbst.

 

In der Umarmung des Alters VII.

 

Geistzeit

Ich bin ein Wirtschaftsfaktor. Sonst nix. Mehr.
Für die Gesellschaft. Im Allgemeinen.
Für meine Familie und Freunde natürlich nicht. Dafür habe ich gesorgt.
Vorsorgen ist wichtig. Wenn auch anders als in der Werbung propagiert.

Als Wirtschaftsfaktor hat man ein gutes Leben. Es werden viele Produkte und Aktionen angeboten. Man kann sie nützen. Oder nicht. Aber es gibt sie. Immerhin.
Wieder einmal: die Gnade der Geburt!

Dass man dem Alter in der Öffentlichkeit sonst keinen Raum gibt, schafft der Persönlichkeit große Räume. Ein Schritt neben dem Mainstream lebt es sich angenehm. In jedem Alter.
Doch in der Jugend wird das bemerkt. Und ist ein Makel. Den Makel des Alters gibt es nur pauschal. Als Zeitgeist.
Doch was interessiert mich der Zeitgeist?

Ich habe vorgesorgt. Mein Geist ist zeitlos. Und meine Zeit nicht geistlos.

 

In der Umarmung des Alters VI.

 

Erfahrungen

Sie stampft mit dem Fuß auf.
„Mama sagte – das verstehst du nicht. Da bist du noch zu jung dafür. Wieso glauben die Alten immer, dass sie gescheiter sind?“
Ich lächle. Ich verstehe sie gut.
„Liebes“, sage ich, „wir sind nicht gescheiter, sondern erfahrener.“
„Aber deshalb kann ich doch auch etwas verstehen.“
„Selbstverständlich. Und deine Sicht auf die Dinge sollte für die Alten immer interessant bleiben.“
Sie schmiegt sich flüchtig an mich.
„Entschuldige bitte!“
„Wofür?“
„Für die Alten.“
„Komm, lass uns nicht an Begriffen hängen bleiben. Du nicht am Zu-jung-sein. Ich nicht am Alt-sein. Doch deine Sicht auf die Dinge haben die Alten wahrscheinlich schon hinter sich. Du aber musst noch viele Erfahrungen machen, um eine reifere Sicht auf die Dinge zu bekommen.“
„Wenn ich das schon höre. Erfahrungen machen. Ich will einfach leben.“
Ich lächle wieder.
„Leben ist, aus Erfahrungen zu lernen.“
Sie kräuselt die Nase.
„Wie das schon klingt …“
Wieder verstehe ich. Doch wie kann ich ihr helfen, zu verstehen?
Meine Erfahrung wird mir einen Weg zeigen.

 

Lebe vor dem Tod!

 

Weil ich in den letzten Tage in den verschiedensten Situationen damit konfrontiert wurde, eines meiner Lieblingszitate, von einem meiner hohen geistigen Mentoren.
Leider ist er viel zu früh verstorben und es blieb mir verwehrt, ihn persönlich kennen lernen zu dürfen.

Prof. Erwin Ringel:
Ob es ein Leben nach dem Tod gibt, wir wissen es nicht.
Aber eines ist sicher: Es gibt ein Leben vor dem Tod.

Lebe es!
Denn für dich ist es nicht egal, wie dieses Leben vor dem Tod aussieht,
so lange du am Leben bist.
Unser Sinn liegt in uns selbst, nicht in dem, was uns umgibt.