In der Umarmung des Alters IX.

 

Die Einladung

Ich warte. Ein Paar tritt an die Theke.
Ist hier noch frei, fragt der junge Mann höflich. Ich nicke. Und lächle.
Sie küsst ihn.
Es dauert nicht lang, sagt sie. Er lächelt. Wissend.
Sie küsst ihn nochmals. Ihr Blick streift über mich. Sie lächelt. Beruhigt.

Ein schnuckeliges Kerlchen. Die schönen Hände. Dieser knackige Hintern. Denke ich. Und lächle. In mich hinein.
Sein Blick streift über mich. Gelangweilt. An mir vorbei.
Der Kaffee ist gut hier, sage ich. Und lächle. Einladend. Ich kann mir das leisten. Jetzt.
Danke für den Tipp, sagt er. Und lächelt. Überrascht.

Unser Gespräch ist spannend. Er ist entspannt. Ich bin es auch.
Mein Mann tritt zu uns.
Dich kann man nirgends allein lassen, sagt er. Und grinst.
Oh, sagt der junge Mann. Und grinst ebenfalls.

Die junge Frau tritt zu uns. Sie lächelt. Beruhigt.

 

die einladung - audio

 

 

9 Gedanken zu „In der Umarmung des Alters IX.“

  1. Köstlich! Während ich den Zeilen lauschte, stellte ich mir die Szene bildlich vor.:-)
    Gefällt mir richtig gut Dein Gedicht. So mitten aus dem Leben aufgegriffen.

    Vielen Dank
    LG
    Fini

  2. hihi, ja gell – das kann man richtig vor sich sehen.
    und genießen …
    ich liebe es einfach, dass ich jetzt jederzeit junge männer ansprechen kann *ggg*

    alles liebe!

  3. Beste:-)))) Ich war in deiner Haut, köstlich, ich mag diese kleinen Flirts,
    die gar keine sind, die einfach nur noch aus unserer Überzeugung heraus
    passieren, eben weil wir wissend sind.

    Ich hoffe, mein Kommi geht ab, duuu, ich drück dich einfach dolle lieb (dolle ist sächsisch, lach, kein Fehler)

    von Herzen, Edith

  4. Nicht zu jung (bin auch schon alt!!!), aber jung gefühlt dabei, griiins…

    Aber wir dürfen das!!!

    Einen feinen Abend noch für dich, du Liebe…

    von Herzen, Edith

  5. jung und alt Diskussion.
    Ob es denn moeglich ist, das Wort „alt“ da herauszunehmen?
    Ich denke gaaanz selten, „alt“.
    Je aelter ich werde, um so weniger denke ich „alt“, sondern ich denke oft „how lucky am I“ oder „mir geht’s gut“

    1. ach, ich habe kein problem mit dem wort „alt“. keine berührungsangst damit.
      was ist alt, was ist jung?
      wichtig ist, wie es uns geht.

      ich liebe mein alter – ich möchte nicht mehr „jung“ sein.
      und war doch nie jünger als jetzt …

      ich mag die abwertung des alters nicht, deshalb schreibe ich diese texte und deshalb verwende ich dieses wort so gerne.
      und deshalb heißt diese serie auch „in der UMARMUNG des alters“.

      der angst, die über das kollektive unbewusste durch den jugendwahn geschürt wird, muss man doch irgendetwas entgegensetzen!
      aber durch das aussparen des wortes „alt“ wird diese angst nur weiter geschürt …

      und ja, ich denke auch jeden tag – ach, gehts mir gut. das schließt einander überhaupt nicht aus!

      ganz lieben gruß, liebe astrid

  6. Hi Lintschi,

    ob Flirten oder nicht, ich bin auch wesentlich entspannter als früher – und genieße es jeden Tag mehr! Danke, dass du auf diese Art darüber schreibst – du sprichst mir aus dem Herzen!

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