Was macht Lena heute II.

 
„Ich hasse Max“, schrieb hesse’s hermann. „Wie konnte er dir nur solchen Schmerz zufügen?“
„Lieber, er hat mir keinen Schmerz zugefügt! Es war meine Romanheldin, der er Schmerz zugefügt hat.“
„Manchmal schäme ich mich, ein Mann zu sein. Einer Frau, wie du eine bist … Ich entschuldige mich für alle Männer bei dir. Es ist gut, dass du nun mich kennen gelernt hast. Ich werde mit meiner Liebe deine Wunden heilen.“
„Ich habe keine Wunden, höchstens ein paar Narben. Mein Mann ist einfühlsam, belastbar und intelligent. Und er findet meine Narben ebenso schön wie ich. Sie sind Zeugen meiner Liebe zum Leben, und des Mutes, der mich so lange suchen ließ, bis ich ihn gefunden habe“.
“ Ich liebe deine spröde Zurückhaltung. Liebste, komm in meine Arme. Ach, du Vollweib du!“

„Ich kenne deinen Roman nicht“, schrieb blohi.
„Aber ich kenne die Männer. Ich bin anders, glaube es mir endlich. Ich werde dir, was sie dir angetan haben, aus dem Körper massieren. Ich werde dir warmes Massageöl auf deinen Rücken träufeln und es ganz langsam verlaufen lassen. Es wird in der Spalte deines Arsches eine duftende Spur zu deiner heißen Liebesrose legen.“
Lena las den Satz mehrere Male.
Konnte sie den für ihren neuen Roman brauchen?
Nein!
Liebesrose! Ohgott, ohgott! Liebesrose! Neiiin!

Mal sehen, ob sie hesse’s hermann etwas passenderes entlocken konnte.
„Spürst du meine warmen Hände auf deinem Rücken? Ich massiere dich mit seidenen Fingerkuppen, immer im Kreis, immer im Kreis, ganz langsam immer weiter abwärts, immer im Kreis. Meine Kreise werden neugieriger. Spürst du die Lust, die ich dir in deine sehnsüchtig geöffnete, feucht beschlagene Grotte massiere?“
Auch nicht das Gelbe vom Ei. Aber wenigstens etwas besser.

„Ach, mein Schwanz zuckt bei jedem Gedanken an dich“, kam blohi zur Sache.
„Ich wünsche mir, dass du es nicht schaffst, wenn du dies liest, die Hände von deiner
Blüte zu lassen. Oh die ersten Tropfen verlassen das rote Köpfchen meines zum Bersten bereiten …“
(Hoffentlich schrieb er jetzt nicht Liebesrosenstiel, dachte Lena)
„… Liebesturmes“ (nun, das war auch nicht besser).
„Ah, Geliebte, der Gedanke an deinen lüsternen Blick lässt ihn dir seine Liebe entgegen spritzen.“

„Lieber blohi“, schrieb Lena. „So geht das nicht. Ich habe dich gebeten, diese Spielchen nicht mit mir zu versuchen. Ich mag das nicht. Du kannst mir gerne schreiben, aber bitte respektiere meine Abneigung gegen diese Form der Mailkommunikation.“

„Oh Liebste, entschuldige, aber meine Liebe hat mich einfach mitgerissen. Du hast eine Ausstrahlung auf mich, die Tag und Nacht in mir pocht und pulsiert! Ich kann an gar nichts anderes mehr denken, als … ach, ich bin schon still …“

Ihre beste Freundin Katharina schrie wieder einmal:
„Bitte kannst du endlich mit dieser kranken Mailerei aufhören. Die sind doch alle nicht dicht. Georg erzählte, sein Freund hatte mit einer charmanten Braut geflirtet und kam nach Monaten dahinter, dass sie ein Mann war … Das sind doch alles Schreibwichser.“

Nun, diesmal konnte Lena nur wenig erwidern, denn …
„Geliebte, die Glut in deinen Augen erhitzt meine Männlichkeit ins Unerträgliche“, schrieb hesse’s hermann. „Ich reiße dich in meine Arme, meine Küsse treffen jede Stelle deines Körpers hundertfach. Meinen Armen wachsen tausende Hände, mit denen ich jeden Millimeter deines Körpers liebkose. Dein wollüstiges Winden unter meinen zärtlichen Händen und lüsternen Blicken drängt zur Entladung. Ja, öffne dich, öffne dich, du Göttliche, damit ich dir meine Liebe in den Leib sprengen kann.“
Wow!
Wurden die Männer nun vielleicht doch origineller?

„Liebe Lena“, schrieb rumpelstilz.
„Die Gedichte auf deiner Homepage lassen mich Sehnsucht verspüren. Noch niemals zuvor habe ich mich einerseits so gut verstanden gefühlt und andererseits so stark den Wunsch verspürt, diese Frau beschützen zu wollen. Beschützen vor meiner eigenen Spezies.
Bitte wirf mir kleine Krumen deiner Wortwärme zu, die mich beim Zusammenklauben in deiner Nähe sein lassen.
Fürchte nicht, dass ich einer dieser Spinner im Netz sein könnte, ich will nichts von dir. Aber bitte stoße mich nicht in das Dunkel zurück, in welchem ich mich bis zum Blick in das Licht deiner Liebe befand.“
Wie viele Mails würde der wohl brauchen, um seine Hand unter den Schreibtisch zu führen, um seinem Rumpelstilzchen Erleichterung zu verschaffen? dachte Lena und holte den Bügeltisch. Sie bügelte so gern. Die Wäsche duftete immer so gut und vertrieb augenblicklich den unangenehmen Geruch, der von ihrem Bildschirm aus in ihre Nase gestiegen war.

© evelyne w.

Zu Teil I.
 

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Die Vorgeschichte
und die erwähnten Gedichte für Max
befinden sich in meinem Roman
… und Lena liebt

 

 

 

6 Gedanken zu „Was macht Lena heute II.“

  1. Voll super geschrieben Lintschi. Ich amüsiere mich köstlich. 🙂 Das ist der Stoff, der aus den Träumen entsteht,… jenen Träumen, die andere spinnen.;-) Dank Deiner Kreativität können wir diese von der heiteren Seite einsehen und darüber lächeln.;-)
    LG
    Fini

    1. ich freue mich sehr, wenn du dich gut unterhältst. man darf das wirklich nicht zu ernst sehen. obwohl es leider auch wirklich oft so abläuft. und das ist dann eigentlich sehr traurig und bedenklich …

      lg lintschi

    1. ach weiter …
      in zeiten von facebook gibt es für die typen ganz andere spielwiesen. da wird überhaupt nur mehr pseudokommuniziert, also können sie sich selber einen runterschreiben 😉

      danke beali und kissies

    1. natürlich können einem die kerle leid tun. aus verschiedenen gründen. vorrangig wegen ihrer einsamkeit und verkorksten liebessicht, ihrem abdriften aus der realität.
      in zweiter linie, weil sie an eine wie lena geraten. denn ich kenne ganz andere fälle. da sind echte tragödien für die frauen daraus entstanden …

      aber was auch nicht übersehen werden darf – auch die lena ist nicht ohne.
      denn bitte – was macht denn DIE da?
      das ist auch nicht ganz astrein … und sollte es auch nicht sein!

      danke und lg
      lintschi

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