aschermittwoch

 
eine närrin war ich
und dachte doch
ich wäre colombine
mit rotfunkelndem kussesmund
und bommeln an den röcken
wippend im takt
meiner zu dir hüpfenden schritte

die tränen sind nicht mehr gemalt
am auge meines herzens
die röcke schwer wie blei
die füße kalt
erfroren fast
beim tanze auf dem eis
deines grausamen spiels

der fasching ist vorüber
die demaskierung

die närrin bleibt

© evelyne w.

aschermittwoch - audio

 

wundgelebt

 

wundgelebt

ja
ich sauge dich aus
sauge meine worte aus deinem blut
sauge mein blut aus deinen worten

ich giere
nach dem absinth deiner gedanken
lecke letzte tropfen
auf allen vieren kriechend
aus den ecken der erinnerung
taumle durch die gänge
der schweigsamkeit
auf der suche nach deinem samen
in der bitteren neige

und mein leben
lebt nur
in alten wunden

© evelyne w.

 

wundgelebt - audio

wintersonne

wintersonne

 

wintersonne

hier ist das glück
der tag ist mein

die wintersonne
leckt den himmel blassblau
mildert den frost
zu milchiger kühle
badet glitzernde schleier
im frierenden see
zärtelt die reben
zu kupfernem gespinst

und ich trinke die milch
und ich trinke das glück

und ich spinne das kupfer
zu rotglühenden netzen
die dich umfangen

der tag ist mein!

© evelyne w.

 

schneerosen

 

schneerosen

und aus dem schnee windet sie rosen. kränze
schmücken ihr haar. licht
strömt aus ihren augen. farben
wie violettes gold. gefieder
zittert an ihrem busen. freund
ist der, sagt sie, der ein küsser meiner lippen. bögen
seufzt der wachende wind in den schnee.

 

dann liebte ich - audio

 

die liebe. muss sie sein.


rasend. muss sie sein
die liebe. rasend.
sie muss dir die haut
herunter reißen und
das fleisch verbrennen
dir den atem schnüren
und als schrei von deinen
lippen bluten.

still. muss sie sein
die liebe. ganz still.
sie muss dir balsam auf alle
deine wunden legen und die
hitze der lust zur wärme kühlen
dir den atem des lebens einhauchen
und das blut von deinen
lippen küssen.

die liebe. muss sie sein
die liebe. die liebe.

© evelyne w.

die liebe - audio

 

die heuchler

dann weht der wind
aus einer anderen richtung

sahst mich nie gern
und wenn
mit augen
die vom sand verklebt

der von den klippen
deiner strände wehte

dein bild von mir
verzerrt
von der subtilen macht
nach der du gerne strebst

und dann der schritt
des schnitters
der mein feld zertrat

nun weht der wind
aus einer anderen richtung

doch noch so laute tränen
aus schock
geborener reue

verwehen ungehört
auf meinem grab

© evelyne w.