die nackten zahlen

der tag neigt sich. unter seiner last. er schleppt die bürde seines zorns. zynismus wirft geröll auf seinen weg. müdigkeit torkelt durch seine adern. er starrt auf seine leeren hände. brot schimmelt in verschlossenen truhen. wasser verfault in geschliffenen karaffen. dagobert duck badet in seinem münzensee. voyeure des todes schaufeln gräber. bedienen die geilheit schau-lustiger. kein platz für nackte überlebende.
erst wenn auch sie zu zahlentoten werden.

 

© evelyne w.

 

Gespräch unter Freundinnen V

 
Warum lässt du dir nicht die Oberlippe machen?
Wozu?
Du hast da ganz ordentliche Rüschen.
Na und?
Die muss man heutzutage nicht mehr haben.
Und was bringt es, keine zu haben?
Du siehst dann jünger aus.
Und was bringt es, jünger auszusehen?
Man muss heute nicht mehr so alt aussehen, wie man ist.
Warum soll ich nicht so alt aussehen, wie ich bin?
Weil es heute nicht mehr nötig ist.
Was ist heute nötig?

Es ist besser für die Psyche. Du fühlst dich dann als Frau besser.
Ich?
Ja.
Aber ich fühle mich super!
Du fühlst dich dann besser.
Besser als wer?
Besser als du dich jetzt fühlst. Weil du nicht mehr so alt aussiehst.
Aber ich bin so alt.
Das muss man doch nicht sehen.
Warum nicht?
Weil es nicht nötig ist.

Glaubst du, dass du dich besser fühlst als ich?
Ich hab mir die Oberlippe machen lassen.
Und nun fühlst du dich besser als ich?
Ich sehe jünger aus.
Aber ich fühle mich wohl in meiner Haut.
Ich natürlich auch.
Ah ja.

© evelyne w.

 

Gedanken über … die Wahrsprache

 
Im Augenblick beschäftige ich mich sehr mit Sprache. Nicht, dass ich Sprachen lerne, sondern ich denke über das Kommunikationsmittel Sprache nach.

Sprache ist etwas sehr Qualitätsvolles. Man kann sehr viel damit machen. Man kann sehr viel daraus beziehen. Sie kann Genuss bereiten und Leid über einen stülpen.
Sie ist natürlich das Kommunikationsmittel Nr. 1 für den Menschen. Aber auch das größte Machtmittel. Gäbe es keine Sprache, wäre es nicht möglich, Kontinente übergreifend zu beherrschen. Ohne Parolen, ohne Mehrdeutigkeiten, ohne Lügen und Missverständnisse, egal ob ungewollt oder gewollt, wäre die Welt ein Paradies.
Sprache als besondere Qualität der Menschheit ist auch ihr größter Fluch.

Viele Menschen meinen, nur wer einer Sprache mächtig ist, kann denken! Bewusstsein ist für sie gleichbedeutend mit Denkenkönnen. Und denken kann man angeblich nur in Worten, dafür benötigt man die Sprache.
Aber dem ist ganz und gar nicht so. Der Mensch denkt mit und in vielen Regionen seines Körpers.

Was ist denken denn? Denken ist bewusste Wahrnehmung und Reaktion darauf. Unbewusstes Denken gibt es nicht. Aber das heißt deshalb noch lange nicht, dass man für Denken Worte benötigt.

Die meisten Menschen denken in Bildern. Sie nehmen etwas wahr und in ihrem Kopf läuft ein Film ab.Sie sortieren die Eindrücke die sie wahrnehmen aufgrund ihrer Konditionierungen in bestimmte Schubladen.Vollkommen unwillkürlich. Dann holen sie etwas aus dieser Schublade und fügen es dem eigenen Eindruck an. Nun erst suchen sie einen Begriff dafür, mit dem sie das Erfahrene benennen können. Es entsteht also ein Gedanke, der sich aus Worten zusammen setzt. Und zwar in jedem ein anderer und in jedem Land in anderer Sprache. Und doch ist es immer die gleiche Wahrnehmung und immer der gleiche Vorgang.

Es gibt aber auch andere Möglichkeiten zur Wahrnehmung. Ein Klang oder eine Berührung muss nicht mit dem Kopffilm wahrgenommen werden. Man kann ihn auch über sein Gefühl in seine Schubladen sortieren und auch dort die Reaktion herausholen.

Nur – wir haben keinen Einfluss darauf! Dieser Prozess läuft immer unwillkürlich ab.

Wichtig an dieser Erkenntnis ist nur, dass wir akzeptieren, dass Denken nicht mit Worten stattfinden muss. Dass ein ungebildeter Mensch z.B. poetisch denken kann, obwohl ihm die Worte dafür fehlen. Gehörlosen, stummen Menschen, die womöglich auch noch blind sind, und deshalb nie ein Wort gehört oder gesehen haben, kann man keineswegs die Qualität des Denkens absprechen!

Worauf aber will ich überhaupt hinaus?

Es geht mir um die Bedeutung, die wir der Sprache geben. Diese wird oft überwertet. Viele Menschen glauben Worten mehr als allen anderen Wahrnehmungen. Wenn z.B. etwas in der Zeitung steht, dann ist es wahr. Oder wenn der Arzt eine Diagnose stellt. Schön formulierten Liebeserklärungen wird mehr Glauben geschenkt, obwohl sie oft die größten Lügen sind.

Seit ein paar Wochen experimentiere ich in meinen Texten ein bisschen mit der Sprache.
Ich mache nichts anderes, als die Zeilenumbrüche anders zu setzen, als sie im ursprünglichen Text sinngemäß angesetzt waren. Und siehe da. Die Texte bekommen oft eine ganz andere Bedeutung für die Leser. Oder tritt Verwirrung auf, ist ein Innehalten, Zurückgehen notwendig, um die an sich fließenden Texte auch wirklich fließend zu verstehen.

Ich finde das sehr spannend und vor allem als hilfreichen Denkanstoß zum Durchschauen von Missverständnissen in verbaler Kommunikation. Und ich bedanke mich herzlich dafür, dass ihr dem auch einiges abgewinnen konntet und hoffentlich noch weiter könnt. Denn noch bin ich weiter am experimentieren.

© evelyne w.

 

am tag danach

 
und wieder kam die nacht
die scherben brachte

scherben der unmenschlichkeit
des hohns
und grausamen zynismus

der tag danach führt
an jeder hand ein kind
kahlgeschoren und in lumpen

taumeln sie durch jene mengen
die tanzend ihre zukunft
als aschenhaufen hinterlassen

wirst du sie töten?

nein, schreist du
und doch wehrst du
dem halali nicht

das geblasen wird
an jedem morgen
wo du die augen senkst

um dich immun zu machen
im virtuellen schulterschluss
mit blinden und gehörlosen

© evelyne w.

 

in der gnade der geburt

75 jahre reichskristallnacht …

 

an solchen tagen
werde ich ganz klein
aus scham und angst

fünfundsiebzig jahre
legen sich auf meine haut
auf meinen rücken

der sich krümmt
unter der last
gemeinsamer verantwortung

für das was sich
nicht wiederholen
DARF

was tun
mit diesem erbe
von dem ich weiß

dass es den menschen
innewohnt
damals sowie heute

lasst uns
die namen nennen
für das kleid
in dem das totschweigen
sich präsentiert

sei es aus eitelkeit
oder aus abgestumpfter
sattheit

und dann nehmt meine hand
die euch den weg
zur liebe weist …

an solchen tagen
werde ich ganz klein
aus demut

über mein leben in der
gnade der geburt

© evelyne w.

 

lesung flossenbuerg

 

 

Urlaubstage auf dem Zauberberg


Zehn Jahre war es her. Wir hatten das Hotel in guter Erinnerung, aber es hatte sich zwischenzeitlich nicht ergeben, hierher zu kommen. Wir hatten Spaß daran, immer neue Wellness-Hotels kennen zu lernen. Auch suchten wir gerne Orte auf, wo wir am Abend ein wenig Infrastruktur vorfanden, um noch wo gemütlich ein Glas Wein zu trinken, oder ein Tänzchen zu wagen.
Dieses lag nur zwei Autostunden von unserem Wohnort entfernt und in einer traumhaften schönen Umgebung. Wunderbar ruhig, weil einschichtig an einen Hang gebaut, von dem aus man in ein Tal mit weiten Wäldern und einem kleinen Teich sehen konnte. Sehr idyllisch, aber wie gesagt, auch sehr einsam.
Nun hatten wir erfahren, dass ein großer Umbau des Wellness-Bereiches vorgenommen wurde. Das machte uns neugierig.

Schon bei der Ankunft waren wir fasziniert. Das alte Stammhaus war in ein gläsernes Umfeld eingepackt worden. Sah toll aus und zerstörte auch den Gesamteindruck der ursprünglichen Gemütlichkeit nicht. Da hatte einmal ein guter Architekt gearbeitet. Wie man weiß, sind Architekten sonst ja eher Feindbilder für mich.
Das Zimmer – vom Feinsten. Rustikal und modern. Aber nicht als Kombination, sondern als Einheit. Viel Holz in graubraunenTönen, dunkelbraune Polstermöbel, mildorange Kissen und ein farbenfrohes abstraktes Acrylbild. Eine Glasfront zur geräumigen Loggia, mit traumhaftem Panoramablick. Das Bad als gläserner Kobel in der Ecke des Appartements. Doppelwaschbecken, verschiedenste Duschen, teuer glänzende Armaturen. Strahlend weiße Handtücher, Badetücher, Saunatücher, Bademäntel, Badeschlapfen. Selbstverständlich Begrüßungsobst und –drinks auf dem Zimmer. Und eine hübsche Badetasche.

Der Speisesaal, nein, die Räumlichkeiten des Restaurants, denn es gab mehrere, harmonisch elegant, und auch hier – dennoch sehr gemütlich. Durch weiße Ledersofas waren Nischen um die Tische gebildet. Von der Decke hingen große beige Lampen, die angenehmes Licht verbreiteten. Gedeckt war selbstverständlich perfekt und fleckenfrei. Blumen und Kerzen inklusive. Auch hier wieder die obligaten Fensterfronten zur Natur pur.

Die Mädchen ausnahmslos sehr hübsch. Mit persönlichem Charme und natürlicher Freundlichkeit und dem Willen zum Verwöhnen der Gäste.

Und dann der Wellnessbereich. Ich bin ja diesebezüglich kein Greenhorn. Aber dieser gehörte sicher zu den tollsten, die ich in den letzten Jahren gesehen habe.
Was mir immer besonders gut gefällt: Wenn nicht am Platz gespart wird. Und hier war alles großzügigst angelegt. Mehrere Ruheräume (die meisten wieder mit Panoramaverglasung), auch kleine Rückzugsorte, die üblichen Saunen, Dampf- und sonstigen Bäder, großes Hallenbad, tolles geheiztes Außenbecken, eine Liegewiese mit bequemsten Liegen und Sitzgruppen, und alles von Glas statt Zaun umrandet, damit kein Millimeter Blick auf die Natur verlorenging.
Die Vitalrezeption elegant und vornehm, die angebotenen Behandlungen und Massagen ließen keine Wünsche offen.
Natürlich gab es auch eine Vitallounge, mit Tees und Säften, Obst, und Keksen …

Ein Paradies! Ich war begeistert.
Ich verbringe meine Wellnessurlaube mit stundenlangem Schwimmen – am liebsten in Außenpools. Dann Sauna und/oder Dampfbad und Ruhe, Ruhe, Ruhe.
Hier konnte ich das perfekt durchziehen. Das sah ich auf den ersten Blick.

Warum ich das alles schreibe? Nicht um Werbung zu machen und auch nicht um Neid zu erregen.
Aber wer bis hierher gelesen hat, der hat nun wahrscheinlich einen ganz bestimmten genüsslichen Eindruck bekommen. Zumindest ging es mir so.

Und dennoch stellte sich das uneingeschränkte Hochgefühl nicht ein.
Ich haderte ein wenig mit mir, dachte, bin ich denn schon so verwöhnt? Gerade ich, die ich auch mit sehr wenig sehr glücklich sein kann. Üblicherweise kann ich diese Tage im für mich Luxus wirklich zelebrieren und absolut genießen. Ich bade in der Dankbarkeit. Als ich ein Kind war, und mit meiner Mutter in einem Kabinett hauste, ohne eigenes Bett, mit einem Lavoir auf einem wackeligen Stockerl, in das aus einer rostigen Blechkanne Wasser, selbstverständlich eiskalt, von der Bassena gefüllt wurde und einem Kübel für die Ausscheidungen, der dann in ein Sammelklo geleert werden musste, da sah ich es nicht als vorbestimmt für mich an, dass ich jemals solche Tage verbringen dürfen würde.
Und jedes Mal denke ich daran. Und meinen Standardsatz: Demut ist angesagt …

Und diesmal? Auch, eh klar. Und doch …
Dieser Luxustempel war besucht von Stammgästen, die schon Jahrzehnte hier ihre Urlaube verbringen. Die meisten kommen mehrmals im Jahr und haben schon ihre fixen Termine dafür. Und kennen einander untereinander auch schon sehr lange.
An sich kein Problem, ich brauche keine Menschen zur Kommunikation in so einem Haus, im Gegenteil, ich selbst versuche, ihr aus dem Weg zu gehen. Ich pflege da viel lieber meine Ruhe, sogar mein Mann geht tagsüber andere Wege als ich. Also daran konnte es nicht liegen.
Ich grübelte weiter …

Wie immer, wenn ich mit denken nicht weiterkomme, versuchte ich zu spüren. Und da spürte ich mich plötzlich als Bestandteil eines Ganzen.
Als ich die Augen öffnete, wurde mir klar, dass ich mich auf einem Zauberberg befand. Hier war beinahe keiner jünger als wir. Wir waren „breite Masse“. Und nicht zu wenige waren bedeutend älter.

Wie auch von mir bekannt, habe ich ein Faible für alte Menschen und erklärtermaßen kein Problem mit meinem Alter. Üblicherweise macht mich der Blick auf ältere Menschen, die es sich gut gehen lassen, froh und zuversichtlich. Aber diesmal …

Ich kam mir auf einmal vor wie in einem Altersheim der gehobenen Klasse.
Waren es auf dem Zauberberg von Mann die Tuberkulosekranken gewesen, die in exquisitem Ambiente versuchten, gesellschaftliche „Normalität“ zu zelebrieren, die sich von ihrer Krankheit nicht beeindrucken ließ, so erschien es mir plötzlich so, als würden dies hier die betagteren Herrschaften ebenso machen.

Im Schwimmbad tummelten sich alte Damen, die an den Rändern des Bassins hingen und sich über ihre Pensionen unterhielten und über die Leistungen, die sie in Anspruch nahmen. Und selbstverständlich zweimal am Tag bei der Wassergymnastik mitmachten. Immer verausgabten sich nette alte Herren auf den Fitnessgeräten (die ich nur beim Vorbeigehen sah – weil natürlich auch hinter Panoramaglas), stylish gekleidet, mit schneeweißen Handtüchern um den Hals.
Für Massagetermine war es für mich zu spät. Denn diese wurden von den Gästen bereits von zu Hause gebucht. Und auch die Kosmetikerinnen fanden kein Plätzchen mehr für mich.

Ich musste feststellen, dass es mir lieber ist, wenn ich in einem Wellnesshotel zu den wenigen Älteren gehöre. Das Gefühl, wenn ich um mich blicke und jüngere Gesichter sehe, wirft ein anderes Spiegelbild in meine Seele als dieser Anblick.
Auch sind die jüngeren Leute meistens tagsüber unterwegs, machen Wanderungen oder Besichtigungsausflüge. Deshalb ist im Haus fast niemand zu sehen. In der Sauna bin ich oft und gern allein. Nicht so hier. Denn viele alte Herren sind passionierte Saunageher. Was allerdings den Vorteil hat, dass sie meistens auch begnadete Aufgießer sind …
Doch tagelang nur Faltenwürfe, selbst wenn ich meine Brille erst am Abend aufsetzte, oder die Konversation an Nichts, der aufgesetzte Schmäh, oder die selbstmitleidigen Lamentos, deren man sich nicht entziehen kann, weil die Lautstärken dafür natürlich angehoben sind, das ging mir doch irgendwo ans Gemüt.

Sogar das Schwimmen im Freien im dichten Nebel, das ich sonst überall allein zelebriere, war mir hier nicht vergönnt. Im warmen Becken, mit hochaufgetürmten Badehauben, wurden hier die neuesten Geschichten über Arzt- und Rehaaufenthalte, über neue Hüften, Knie- oder sonstigen Gelenksersatz, ausgetauscht.

Natürlich hatte ich meine Ohrstöpsel mit und deshalb herrschte bald Ruhe in meinem Kopf und da, wie gesagt, viel Platz und Raum hier war, konnte ich mich immer wieder an einen schönen Ort der Stille zurückziehen.
Aber … es war anders als sonst.

Ich sah mich einfach selbst. All das genießend, was die Jugend gar nicht sucht! Weil es für sie selbstverständlich ist. Junge Leute machen keine Wellnessurlaube! Die wollen was erleben. Fremdes, Unbekanntes sehen.
Harte Betten, überfüllte Strände, nächtliche Kakophonien unter ihren Fenstern, sind für sie kein Grund, sich Urlaube vermiesen zu lassen. Sie kennen keine Angst vor Eiswürfeln aus unsauberem Wasser, nicht vor Kakerlaken in südlichen Gefilden, unsicheren Autos oder steilen unbefestigten Wegen auf dem Weg zum Gipfelkreuz.

Nur für uns Ältere sind Genuss von Raum und Stille, ein weiches Bett, gutes Essen und aufmerksame, um unser Wohl besorgte junge Menschen das, was wir uns nie erwarten konnten.

Und noch etwas machte mir schwer zu schaffen.
Meine Generation und die davor, wir sind es, die den Großteil des Tourismus in unserem Land erhalten. Ein Wirtschaftsfaktor, der sich in solche Feudalghettos treiben lässt, weil genau das an uns erkannt wurde. Denn junge Menschen interessiert das einerseits nicht und andererseits können sich Familien diese Art der Ferien wohl nicht leisten.

Ich sagte bisher immer – Ich fühle mich, wie ich mich fühle. Weiß nicht, ob das älter oder jünger ist als ich bin. Alt fühle ich mich jedenfalls nicht. Und manipulierbar bin ich nur schwer.
Und nun?
Ja, ich fühlte mich plötzlich alt und werde darüber manipuliert. Denn ich bin mitten drin.

Auch mich wird das nicht daran hindern, wieder einen solchen Urlaub zu machen.
Das nächste Mal allerdings wieder in einem Seminarhotel. Da rennen so viele junge, aktive Menschen herum. Und nur abends, denn tagsüber sind sie in ihren Seminaren …

© evelyne w.

panorama

 

Gedanken über . . . die unerkannte Gewalt – I. Sprache


Die unerkannte Gewalt in der Sprache

Frieden. Ein Thema, das derzeit sehr popluär ist. In Gesprächen. Sonst leider nicht.
Und ich lausche den Diskussionen und kann bereits in den Gesprächen den Frieden nicht entdecken.

Der Frieden wird mit Anschuldigungen, Ausgrenzungen, Sanktionen und Lobbybildung gefordert. In Kontroversen ausgedrückt.
Und ich denke: Auch Frieden ist offensichtlich nur ein Wort.

Was scheinbar allen Menschen fehlt, ist eine bestimmte Fertigkeit: nämlich die Friedfertigkeit. Diese heißt nicht ohne Grund so. Denn sie erfordert eine gewisse Fertigkeit, also ein gewisses Können. Dieses muss von der Menschheit aber erst erlernt werden. Denn wie die Geschichte zeigt, ist mit den bisher angewandten Methoden kein Frieden erreicht worden.
Frieden erfordert vom Menschen FriedlichSEIN. Dieses Friedlichsein kann man jedoch selbstverständlich weder erzwingen, noch vereinbaren. Friedlichsein kann – ja muss – jeder für sich selbst erlernen. Das bringt dann den Frieden in die Welt.

Wir aber fordern Frieden, ohne uns darum zu kümmern, selbst diese Fertigkeit zu erlangen.

Verhängnisvoll steht dem entgegen, dass von Vielen die Gewalt nicht mehr als solche erkannt wird. Die hohe Flut an Information, die unser Zeitalter mit sich bringt, hat dem Menschen die Fähigkeit genommen, Gewalt abzulehnen. Es ist dies ein Akt der Massenverdrängung. Nur so kann der Mensch wohl überhaupt mit ihr leben. Würde er das Ausmaß selbst erfassen müssen, ginge er daran zugrunde.
Deshalb ist sie für uns zu einem notwendig erscheinenden Zubehör des Friedens geworden. Ein solcher Bestandteil unseres Alltags, dass wir sie erst wahrnehmen, wenn unser eigener Schmerz uns darauf hinweist. Der Schmerz des Anderen bleibt hinter der Netzhaut stecken. Manchmal auch schon davor.

Als schreibender Mensch nehme ich mit großer Bestürzung eine Veränderung der Sprache zur Verrohung wahr, die einerseits eine logische Folge ist, andererseits natürlich enorm dazu beiträgt, die unerkannte Gewalt hinzunehmen.
Dies ist aber leider nicht nur in der Umgangssprache so, sondern wird von den kulturellen Trägern bereitwilligst übernommen.

Wenn wir uns näher anschauen, in welchen Worten heute veröffentlicht wird, dann werden wir rasch erkennen, dass in Texten, Theaterstücken und Drehbüchern nur wenig an Friedfertigkeit vorhanden ist. Nicht nur vom Inhalt her, sondern auch die Sprache an sich hat an Aggressivität enorm zugelegt. Ich bin keine große Fernseherin, aber wenn ich gerade am Fernseher mal vorbeigehe, dann fällt mir auf, dass da beinahe immer nur herausgebellt wird.

Ich kann mich erinnern, dass in früheren Jahren, vor allem von den öffentlich rechtlichen Anstalten, großer Wert auf eine sorgfältige und richtige Sprache gelegt wurde. Handelte es sich doch wohl auch um einen Kulturauftrag. Es galt schon als Skandal, wenn ein Nachrichtensprecher einen grammatikalisch falschen Satz sprach.
Abgesehen davon, dass heute Redewendungen verwendet werden, die von Sprachkultur weit entfernt sind, wird den Produktionen, die natürlich der Quote geschuldet sind, eine Normalität zugrundegelegt, in der sich die Protagonisten ausschließlich rüden Umgangstones befleißigen. Fäkalsprache, Schimpfworte, Hetze eingeschlossen. Selbst in Liebesszenen gibt es keine leisen Töne mehr, sondern muss geschrieen und verstümmelt gesprochen werden.
Und interessanterweise bringen solche Produktionen tatsächlich die besten Quoten und auch die größte Resonanz.

Die Literatur konnte sich diesem Wandel selbstverständlich nicht entziehen. Waren es früher wohl Ausnahmen, wenn umgangssprachlich veröffentlicht wurde, so ist das nicht Thema meines heutigen Beitrags. Die Verwendung der Umgangssprache an sich ist nicht das Verhängnis, sondern WIE sich die Umgangssprache verändert hat. Und wie sich durch deren Veröffentlichung die unerkannte Gewalt in unser tägliches Leben schleicht.

Ich habe vor einiger Zeit eine Serie über die Schreibtischtäter geschrieben. Die Reaktionen haben mir gezeigt, wie wenig die Sensibilität für dieses Problem in der Allgemeinheit verankert ist. Wie sehr das Nichtkönnen der Friedfertigkeit als normal – ja darüber hinausgehend sogar als wertvoll, weil angeblich künstlerisch – angesehen wird.

Heute wende ich mich deshalb nicht an die Ausführenden, sondern an die Leser, Konsumenten, Nutzer und Anwender.

Frieden beginnt mit Friedfertigkeit und die Sprache ist ein wichtiges Instrument dafür. Erkennen wir die unerkannte Gewalt in unserem Sprachgebrauch und tragen wir selber dazu bei, Friedfertigkeit auf diese Weise in die Welt zu tragen. Ein erster – aber sehr wichtiger Schritt!

© evelyne w.

 

Gedanken über . . . die unerkannte Gewalt – II. Friedfertigkeit


Die Friedfertigkeit hat mich nun noch weiter beschäftigt.

Wenn ich schreibe, schreibe ich so gut wie nie losgelöst von mir. Ich schreibe eigentlich immer für mich. In der Lyrik meistens, um mich auszudrücken und daraus zu erkennen, wie authentisch ich mich fühle. In Prosatexten, entweder um etwas zu erzählen, das mich gerade interessiert, aber meistens (sogar in meinen Romanen) um etwas zu erkennen, etwas in mir zu hinterfragen und um Ordnung in Gedankenschleifen zu bekommen.
Wenn ich damit hinausgehe, dann um anderen Menschen Perspektiven zu bieten. Denn auch ich bin ja oft froh darüber, Anregungen zur Hinterfragung zu bekommen.

Aber ich schreibe niemals, um Anderen meine Meinung als einzig richtige Weltsicht aufs Auge drücken zu wollen und schon gar nicht, um Anderen Schuld zuzuschieben.

Ich gehöre zu den Menschen, die sich fast nie als Opfer Anderer sehen. Aus dem Grund, weil ich immer versuche, meinen Ausgangspunkt zu erkennen, wo ich im Hier und Jetzt meinen nächsten Schritt setze. Und manchmal ist es dafür wichtig, sich den Schuh eines Anderen anzuziehen.

Deshalb habe ich selbstverständlich darüber nachgedacht, wie es mit meiner eigenen Friedfertigkeit aussieht. Z. B. auch, ob solche Texte denn nun der Friedfertigkeit dienen, sich ihr unterordnen.
Das Ergebnis findet sich hier in der Einleitung.
Aber – es bestärkt mich auch in meinem Bestreben, selber Friedfertigkeit zu lernen, dort wo ich sie noch nicht in mir finde. Denn dass das der Fall ist, erkenne ich auch in so manchen meiner Texte.

Dafür erscheint es mir wichtig, die Friedfertigkeit näher zu beleuchten, um vor allem, die unerkannte Gewalt aufzuspüren. Nicht in der Anprangerung, sondern von der anderen Seite kommend. Nur so kann wirkliches Friedlichsein erreicht und von mir echter Frieden in die Welt getragen werden.

Ich möchte einfach zu dieser Gruppe der Menschheit gehören. Und nicht zu den Anklägern, Anprangern und selbsternannten Weltreinigern. Was mich logischerweise zum Begriff der Besserwisserei führt, die mit Sicherheit auch ein Bestandteil der unerkannten Gewalt ist.
Ich weiß nicht, wie Andere es besser machen könnten oder sollten, aber ich weiß, wie ich es machen möchte. Und dort orientiere ich mich.

Wie nun also würde eine Welt der Menschen aussehen, die die Kunst der Friedfertigkeit in diese bringen.
Friedfertigkeit würde jeden Konflikt beenden.Vielmehr noch, würde sie sogar gar nicht erst zu Konflikten führen.
Unvorstellbar?
Nur dann, wenn man die unerkannte Gewalt nicht in erkannte Gewalt umwandeln kann.

Was uns Menschen leider viel zu sehr fehlt, ist die Sorg(viel)falt, die ihren Wortbegriff, wie man sieht, für mich aus der Vielfalt an Sorge bildet: Fürsorge, Obsorge, Vorsorge …

Sorglicher Umgang, womit auch immer, veträgt sich in keinster Weise mit Gewalt. Erkannter und unerkannter.
Der sorgliche Umgang mit uns selbst beinhaltet, die Gemeinschaft ebenfalls sorglich zu behandeln. Weil das Eine ohne das Andere nicht möglich ist.
Der sorgliche Umgang mit dem, was unsere Erde uns bietet, könnte niemals zu Machtübergriffen führen, die ja wie wir alle wissen, die Grundlage jedes Unfriedens bilden.
Der sorgliche Umgang mit Wissen würde Bildung für alle auf dem Niveau ihres Seins beinhalten und die Wissenschaft ausschließlich in den sorglichen Dienst der Menschheit stellen.

Friedfertigkeit zu erlangen bedeutet also, sich in Sorgfalt zu üben.
Obsorglich damit umzugehen, was uns gegeben ist und vorsorglich darauf zu achten, dass es nicht zerstört wird. Fürsorglich darauf zu schauen, dass es auch Anderen zugänglich gemacht werden kann. Unerkannte Gewalt in diesem Prozess ist dann logischerweise, wenn wir das Prinzip der Sorgfalt aushebeln und beispielsweise darauf achten, dass etwas, das uns gegeben ist, nicht zerstört wird, indem wir das, was Anderen gegeben wird zerstören. Weil alles UNS gegeben ist.

© evelyne w.

 

Gedanken über . . . die unerkannte Gewalt – III. Lebe in Frieden


Das Problem mit der unerkannten Gewalt besteht darin, dass wir von uns selbst Frieden voraussetzen. Der aber in uns gar nicht in der benötigten Form vorhanden ist.
Selbstverständlich sind Andere oft noch unfriedfertiger. Doch das liegt eher an der Konditionierung, wie sie mit ihren Aggressionen umgehen können – oder eben nicht. Beziehungsweise in welchem Kulturkreis sie sich bewegen.
Die Gewaltbereitschaft ist im Menschen verankert, weil die aggressive Abfuhr störender Befindlichkeiten ein wesentlicher Bestandteil des Lust-Unlust-Prinzips ist. Und vielleicht benötigt der Mensch sie auch zu seinem Schutz.
Aber das ist diesmal gar nicht Bestandteil meiner Überlegungen. Über frühkindliche Konditionierungen und gesellschaftliche Verzahnungen des Herdenwesens Mensch habe ich hier ja schon zur Genüge referiert.

Diesmal beschäftigt mich, wie sehr die unerkannte Gewalt in an sich friedlichen Gesellschaften um sich greift. Und wie sehr wir selbst an diesem Prozess beteiligt sind.
Wie schon gesagt, die erkannte Gewalt, ja, die kennt jeder und richtet auch gerne den Zeigefinger darauf. Aber die unerkannte … Diese fällt in den Bereich Bewusstsein und Unterbewusstsein. Solange wir Unbewusstes nicht ins Bewusstsein holen, bleibt es eben unbewusst.

Die meisten von uns leben in keinem Kriegsgebiet, oder in unmittelbaren Kriegsverhältnissen. Die westliche Welt lagert ihre Kriege aus. Wir leben quasi „im Frieden“.
Aber wenn wir um uns blicken, werden wir rasch feststellen, dass von friedlicher Gesinnung und von Friedfertigkeit nicht viel zu erkennen ist.

Und wir selbst? Wir verlassen selber oft genug den Pfad friedfertiger Ansichten und Kommunikation. Beschuldigen, grenzen aus, drohen, setzen uns gegen den Willen Anderer durch, fordern zu unfriedlichen Handlungen auf, bzw. schließen uns einer Lobby an, die unfriedliche Handlungen fordert oder ausführt.

Wenn wir den Vormarsch der rechten Parteien betrachten, ist das ein höchst aussagekräftiges Zeichen!

Es gibt so gut wie nichts Friedliches in deren Programmen und Forderungen. Und auch wenn viele jetzt aufschreien und sagen, ich habe mit denen doch nichts am Hut, dann wird nicht nur einmal der Nachsatz angefügt: aber in diesem oder jenem Punkt haben sie Recht.
Die Sprache dieser Politiker ist nicht zimperlich, da wird nichts verschleiert oder verschämt umschrieben. Und dennoch können sich nicht nur ihre Wähler damit identifizieren.

In meinem eigenen Bekanntenkreis überrascht es mich immer wieder, wie oft Menschen, die sich selbst als friedliebend bezeichnen und im Prinzip auch scheinbar so leben, in Diskussionen so manche Parolen vertreten, die sich eindeutig gegen andere Menschen oder die Umwelt richten und in der nicht ein Funken Frieden vorhanden ist – meisten noch dazu in aggressiver Form. Und gar nicht erkennen, dass sie selbst nicht friedlich unterwegs sind.

In den Familien. Nur wenige Eltern schaffen einen friedlichen Umgang mit ihren Kindern oder Partnern. Und bezeichnen sich dennoch als friedfertig.

Im Kulturbereich. Dort übernehmen so viele friedliebende Menschen diese Modelle und vertreten die Ansicht, das sei wichtig in der Kunst. Das mag auch so sein, aber selbstverständlich kann man auch mit Gewalt friedfertig umgehen, gar mit Gewalt in der Kunst. Doch auch hier kommt es zu Lobbybildungen, die ihre Ansichten über diese Werke dann keineswegs friedlich in die Welt tragen, die Inhalte künstlerisch verherrlichen und in zunehmendem Maße ihre Sprache an Verstümmelung und Verrohung angleichen, weil es ja die Sprache der neuen Kultur ist.

Wie ich eingangs schrieb, ist der Kulturkreis, in welchem man sich bewegt, ebenfalls oft ausschlaggebend für friedfertige Gesinnung. Leider ist ein Teil der Menschheit in einen Kulturkreis hineingeboren, wo Traditionen dies enorm erschweren.
Doch die meisten von uns tragen diesen Hemmschuh nicht. Wir können den Kulturkreis, in welchem wir leben wollen, selber mitgestalten.
Und uns die noble Aufgabe stellen, der unerkannten Gewalt nicht als Wasserträger zu dienen.

Das sind die wesentlichsten Punkte, die ich gerne als Anregung für den Einzelnen – und wie schon geschrieben, immer wieder auch für mich – näher beleuchten wollte.
Weil die Selbsterkenntnis viel mehr für den Frieden bringen kann, als die Forderung danach.

© evelyne w.

 

Gedanken über besondere und Geburtstage im Allgemeinen

 
Ein halbrunder steht an. Und man glaubt es nicht, wieviele Menschen deshalb schon ganz aufgeregt sind. Mein Landeshauptmann hat mir bereits geschrieben, natürlich auch sein Stellvertreter von der anderen Fraktion und auch der Bürgermeister. Onlineshops füllen meinen Postkasten mit Herzen, Blumen und Rabattgeschenken.

Auch einige meiner Freunde haben schon im Vorfeld gratuliert. Denn – wie gerne, zu „besonderen“ Geburtstagen – ergreife ich die Flucht. Nicht vor meinem Geburtstag, sondern vor den mir so abstrus erscheinenden Ritualen rundherum. Ich werde das Geld für eine Geburtstagsfeier selbst verprassen! Und mit meinem Mann ganz allein und kuschelig auf einer wunderschönen Terrasse sitzen und mein Glück genießen, in diesem Alter noch genießen zu können.
Und ganz lieb an meine Familie und meine Freunde denken, die das umgekehrt wohl auch so machen werden. Und sollte wirklich einer vergessen … Es wird mich nicht unglücklicher und nicht älter und nicht jünger machen.

Wie mich eigentlich nichts älter oder jünger macht. Nicht das rote Haar und nicht die Aussagen jener eh nur in besonderen Notfällen besuchten Ärzte, besser beisammen zu sein als altersadäquat zu sein scheint. Und schon gar nicht ein Geburtstag. Auch kein „besonderer“.

Jünger.
Ich möchte nicht jünger sein. Mein Leben ist mit dem Älterwerden immer runder und harmonischer geworden. Viele Sorgen, auch Krankheiten, die mich jahrzehntelang begleiteten, habe ich auflösen können. Die Liebe hat wesentlich mehr Raum bekommen, auch die Kreativität. Mein Bauch ist also größer geworden und mein Kopf leichter. Und damit lässt es sich viel qualitativer leben.
Ich fühle mich ziemlich unabhängig. Im Zentrum meines Lebens. Das wunderbar bereichert wird durch Menschen, die mir wichtig sind. Und für manche bin ich es auch. Das ist dann ein besonderer Zuckerguss auf meinem Lebenskuchen. Aber abhängig von ihrer Aufmerksamkeit oder Liebe bin ich nicht.

Ich weiß heute, was ich will. Und danach handle ich. Ich bin die Instanz, die meinem Leben Sinn gibt. Ich lasse mich nicht übermäßig von der Umwelt ängstigen, suche nach den Möglichkeiten, die ich bewirken kann und das bringt Lebensfreude. Ich lasse mich nicht von Meinungen kontaminieren. Sie regen mich lediglich zur Hinterfragung an. Das bringt Offenheit und Flexibilität.
Die Erfahrungen, die ich mit meiner Art der Lebenseinstellung mache, bringen Spannung in meine Tage. Ballast wirft sich von allein ab und ich bin von Menschen umgeben, die mit mir in irgendeiner Sache an einem Strang ziehen.
Viele können mit mir nichts anfangen. Aber die Erfahrung zeigte, dass diese nur ein Klotz am Bein wären, die mich eher in die negative Seite der Welt ziehen wollten.
Und loslassen. Ich kann loslassen! Auch vom eigenen Druck …

Älter.
Möchte ich gerne werden. Und doch ist mein Haus bestellt. Müsste ich heute von dieser Welt gehen, dann bleibt nichts Unerfülltes offen. Ich habe keine Wünsche, die sich unbedingt noch erfüllen sollten. Ich verschiebe mein Leben nicht auf „dann“ und „wenn“. Und ehrlich, ob ich 70 oder 100 Jahre alt werde, ist ein Zeitraum, der in der Ewigkeit sowieso verglüht. Deshalb ist das Leben im Hier und Jetzt für mich so wichtig geworden.

Ach ja. Und manchmal denke ich, nach meinem Vorleben bin ich eh schon 108. Manche wissen es, manche sehen es, ich akzeptiere es. Aber erfreulicherweise spüre ich es nicht.
Denn ich fühle mich nicht älter und nicht jünger. Ich fühle mich.
Meine Freunde sind fast alle um gut 15 Jahre jünger und sagen immer: du wirkst ja viel jünger … Dann antworte ich: Ist das von Bedeutung? Und wenn ja, für wen? Für mich nicht. Denn ob ich nun mit 65 aussehe wie 64 oder wie 66, wie 59 oder 72, verglüht in der Ewigkeit ebenfalls.

Glücklicher.
Glücklicher kann man nicht sein. Entweder man ist glücklich oder nicht. Ich bin glücklich! Meistens …

Wer mag, kann mir dazu gratulieren. Aber zum Geburtstag muss es nicht sein. Abgesehen davon, dass ich gar nicht erreichbar sein werde

lintschi blinkt

© evelyne w.