Writer’s Life in miniatures I.

 

Auf dem Zeitgeistdampfer

Ich bin Autorin.
Ja? Und?
Eben. Und?
Nix weiter. Autorin zu sein, ist eine schöne Sache, aber weiter gibt es da nix.
Hast du denn einen Verlag, werde ich sofort gefragt, wenn ich von meinem Schreiben berichte.
Ist das wichtig, antworte ich mit einer Gegenfrage.
Du wirst deine Manuskripte nicht veröffentlichen können, wozu dann schreiben?

Wozu schreibe ich also?
Ich schreibe, weil ich nicht in Bildern denke. Sonst würde ich malen. Um meine Gedanken zu sehen.

Aber wieso sollte ich meine Texte nicht veröffentlichen können?
In Zeiten wie diesen gibt es dafür eine Unzahl an Möglichkeiten. Der Verlag ist heute nicht mehr ein unbedingter Partner dafür.
Büchermachen kann heute jeder. Qualität ist in unserer konsumlastigen Zeit auch kein Kriterium mehr. Und letztendlich braucht man heute kein Buch, um als Autor zu reüssieren.

Verlag. Ein Metier, das viel von seinem Glanz eingebüßt hat. Die einen sind Zeitgeistdienstleister und die anderen Druckdienstleister, die dem Zeitgeist dienen.

Gerade heute habe ich in einem Büchermagazin gelesen. Hochglanz! Autoren wurden vorgestellt. Ihre Wichtigkeit strömte nur so aus den Seiten. Die Eitelkeit troff aus den Trauben, die mir kleinem Autorfüchslein zu hoch hingen.
Oder doch nicht? Ich mag gar keine Trauben!

Vielleicht liegt es daran, dass ich nicht mehr jung bin. Äußerlich.
Innerlich? Eigentlich auch nicht.
Ich habe meine Erfahrungen gemacht und ich habe daraus gelernt. Ich brauche keine neuen mehr. Ich kann schon darüber berichten. Schreiben.
Das ist kein Zeichen von Jugend. Oje. Also wirklich nicht nur äußerlich.

Der Zeitgeistdampfer ist kein Lebensschiff. Für mich.
Mein Leben lang wollte ich nicht mit der Masse schwimmen. Als Autorin weniger denn je. Nicht nur in meinen Themen. Auch in meinem Lebensstil. Ich möchte mich nicht verkaufen. Ich brauche keinen Wechselkurs für meinen Wert. Das Spiel des Lebens heißt für mich nicht Monopoly.

Der Preis der Freiheit ist nicht Geld. Und nicht Erfolg.
Die Freiheit ist der Lohn für Mut. Nicht für Berühmtheit.

Deshalb brauche ich keinen Verlag, der mich kauft und keinen, den ich kaufen muss.
Meine Bücher finde ich dennoch auf so manchem Bücherregal. Nur auf dem Zeitgeistdampfer ist kein Platz dafür. Wie auch für mich.

 

2 Gedanken zu „Writer’s Life in miniatures I.“

  1. gott sei dank das du den mut hast du selbst zu sein und dich nicht nach gefallen verbigst. jetzt wo ich durch deine texte im netz angefüttert bin freu ich mich auf das abenteuer deine bücher zu lesen.dagmar hat sie mir gestern mit gebracht .da es ein grauer windiger sonntag ist werde ich mich mit dem ersten buch verkrümmeln und in di von dir geschaffenen welt abtauchen. lieben gruß annette

  2. oh annette, wie freue ich mich darüber, dass du nun an meine bücher gehst.
    tipp von mir: zuerst die lena, dann die emmy (das mutterweib), weil du lena dort dann wiedertriffst.
    aber es geht selbstverständlich trotzdem auch umgekehrt.

    und ja, ich verbiege mich nicht gern. persönlich nicht und auch als autorin. darum haben meine leser/innen mehr freude mit mir als die verlage 😉

    angenehme leseunterhaltung und ganz lieben gruß
    evelyn

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