worthülsen

und dann liegen da
die hülsen dieser worte
die sie sprechen
jeden tag
zu jeder stunde


gesetze kriechen
aus dem dürren staub
ihrer herzwüsten
denen sie schon längst
das wasser abgegraben


egal
ob aus dummheit
ignoranz
oder selbstgefälligkeit


knöcherne fäustchen
ballen sie in kameras
und wissen nicht
dass schöne hände jene sind
die geben
und nicht nur nehmen

 

 

an den grenzen der gehirne

an den grenzen
der gehirne
drängen sich parolen
im schulterschluss

ängste
krallen sich daran
untertänigster gehorsam
baut einbahnen
mit hohen schallschutzmauern

kein ton von außen
darf den widerhall
der eignen worte stören
und den singsang
der gemeinschaftschöre

die mit einlullenden
„gute nacht, welt“-liedern
die klagelieder leidender
und die grabesstille
in den hohlräumen der köpfe
übertönen

farbenspiel

ich bin ein farbenspiel
satte röte strömt in mir
mit beiden händen male ich
gelbe sonnenkreise
in die tage

meine füße
laufen sich grün
auf blühenden wiesen
über die mein blick
azurne bläue spannt

orange und lila
rosa und indigo
ziehe ich aus meinen augen
und ohren

doch nicht ein pünktchen
türkis

 

 

innen vs. außen

ich bin zuhause
in meinem leben
in meiner liebe
in meinem körper
in meiner welt

in mir.

das außen zieht an den fenstern vorbei wie schemen aus einer anderen galaxie. schwarz-weiße arabesken bilden schachbretter der zeit. fremde wesen drohen zu mir herein, pressen ihre fratzen an die scheiben. aus ihren augen quillt der hass, aus ihren mündern tropft die gier. klauenfinger weben dichte netze zum einfangen der lemminge.

manchmal öffne ich die tür, werfe licht in die gasse, die ich durch ihre masse dränge, und gehe unbeirrt den weg meines lebens.

auch im außen.