wir leben worte

 
es leben worte
in den tagen
wo deine augen
mir gedanken flüstern

in den nächten
wo du sie stumm
auf meiner haut
spazieren trägst

und an den morgen
wo dein mund mich
ins erwachen küsst

wir leben worte
die ungesagt
uns so viel sagen

© evelyne w.

 

regenfall

 
regenfall

 

grau wälzt der himmel sich über der hänge trockene münder. öffnet ein wolkenband. tropft feuchte küsse auf die hälse wogender sehnsucht. trommelt sein nass an die hüften junger rieden. und dann der sturm. er peitscht die triebe. biegt ihre schlanken arme tief zu boden. doch stark sind ihre rücken. nach dem erguss bäumen sie sich empor. zu süßen ihre säfte.

© evelyne w.

 

im weintau

 

dann ist hier dieser tag. der aus der nacht steigt wie venus nach dem bade. rosige wangen in den horizont legt. und grünwallend sein haar im winde flattern lässt. der blick den langsam er erhebt erglänzt am wimpernkranz des sees. vor seiner scham kein feigen-blatt. es ist der wein in diesem paradies. der seine nacktheit ziert.

© evelyne w.

im weintau - video

 

frühlingsrausch

 

und ich tauche in die tage. aus denen sich der frühling windet. in krokusgelb und fliederweiß. und aus den rieden treibt der kleine rausch des anfangs. reibt sich an kirschenmündern rot und färbt mein blut. das schäumend durch die adern brandet. um sich zu stürzen in das spiegelblau des sees. der diese heimat mir zur wollust flutet.

© evelyne w.

 

mein herbstrotes haar

herbstrot


mein herbstrotes haar
wehe ich zu dir
blattgoldgesprenkel
in nachtgrünem blick

es war der frühling
der den morgen aufließ
wie eine taube
in die weite dunstiger ahnung
sonnengespinste
zeichnete auf den
scheitel der verheißung

und zarte knospen trieb
aus den ästen mit denen wir
die welt umarmten

als der morgen fiel

ließ er die früchte
der erinnerung zurück
im korb der sehnsucht

und kahle äste
recken sich
in den abend
auf dem scheitel
meines herbstroten haars

© evelyne w.

mein herbstrotes haar - audio

 

sternenblues

 
aus sternennacht
wälzt sich der blues
schleppt dunkle töne
in das lied der sehnsucht

hinter verbissenem mund
zieht atem flache kreise
aus leeren augen
rieselt schwarzes salz

in brünstig‘ blut
ein saxophon verzittert

aus weicher kehle
stürzt ein stummer schrei

© evelyne w.

sternenblues - audio

 

aschermittwoch

 
eine närrin war ich
und dachte doch
ich wäre colombine
mit rotfunkelndem kussesmund
und bommeln an den röcken
wippend im takt
meiner zu dir hüpfenden schritte

die tränen sind nicht mehr gemalt
am auge meines herzens
die röcke schwer wie blei
die füße kalt
erfroren fast
beim tanze auf dem eis
deines grausamen spiels

der fasching ist vorüber
die demaskierung

die närrin bleibt

© evelyne w.

aschermittwoch - audio