heiße tage


vorbei die tage
als die hitze uns
die worte raubte
wir seufzten
stöhnten
uns luft zufächelten
als zeichen des verstehens

jetzt sprudeln
die gespräche wieder
in flammend rot
leuchtendem gelb
und sattem violett

aus unseren mündern
tropft die hitze
die der junge wein
noch nicht vermag
zu kühlen

und unsere augen
spiegeln noch immer
sommer

© evelyne w.

 

erste herbstgedanken


wie die krähen
kreisen gedanken
über meinem herbst

setzen sich in
die rostroten blätter
meines haars

zupfen trockene
ränder von
nichtgesagten worten

krächzen in die klänge
des alltags
verschweigen sich
in der länge der nacht

vorboten sind sie
der ausbleichung
der kargheit

äschernen bodens
unter meinen füßen
lichtloser nachmittage

doch wirst du
sie vertreiben
am kamin des abends

an dem die liebe
wortlos
rezitiert

© evelyne w.

 

Weiberherbst

 
Zärtlich getragen vom Nebel
Der sich weich um mich schmiegt
Tief atmend den Duft des Herbstes
Der in der satten Luft liegt
Schwebt mein Herz durch die farbige Pracht
Die mein Leben so herrlich reich macht

Es sind die Farben der glücklichen Stille
Die in mir leuchten in einer Fülle
Die Gott in meine Ewigkeit senkt
Weil Er mir wieder den Herbst schenkt

Sanftes Nieseln streichelt mich
Und küsst wie frischer Morgentau
Alle meine Sinne wach
Und ich erkenne im Herbst die Frau

Der Jahreszeiten einziges Weib
Die strahlende Schönheit
In deren Leib
Der Herd des Lebens ewig wärmt

Der Frühling
Der Jüngling der sonnig ausschwärmt
Der sorglos aufbricht und überall sät

Der Sommer
Der lachend einhergeht
Mit heißem Atem und spendender Kraft
Alles wachsen lässt aus seinem Saft

Der in schwülen Nächten von Freiheit erzählt
Und vieles verspricht was er dann nicht hält

Der Winter
Ein eiskalter Soldat
Mit klirrenden Waffen in prachtvollem Staat
Tötet
Was sich nicht schützt vor ihm
Lässt viele zitternd vor ihm fliehen

Doch jetzt der Herbst
Der nach innen ruft
Mit prächtigen Farben und sinnlichem Duft
Mit weichen Konturen im milden Licht
Mit feuchten Lippen im üppigen Gesicht
Der Ernten gibt und sich daran freut

Der Jahreszeiten Weiblichkeit

Und groß ist mein Glück
So von Weib zu Weib
Denn auch ich fühl‘ den Herbst
In meinem Leib

© evelyne w.

aus:

 

Ich bin aus einem ganzen Stück
Best of Tagebuchgedichte

152 Seiten
Broschiert mit Klappen

 

 

 

 

 

november

 
wenn dicke nebel
wie kalter schweiß
dein antlitz netzen

im grau
dein sommerlachen
sich selbst erstickt

deine hände
steif und klamm
ins dunkle greifen

will ich dich betten
auf die blüten
meiner haut

deine hände wärmen
an der hitze
meiner brüste

und mit ernteduft
aus meinem munde
deinen atem nähren

fürchte
weder schatten
noch kälte
bunt und warm
ist der november

unserer liebe

© evelyne w.