Vielleicht ist es Frust. Vielleicht …
Aber ich glaube es nicht, denn ich gehöre nicht zu den Frustanfälligen. Aber ich gehöre zu denen, die sich Gedanken über Kommunikation machen. Ich motiviere mich dafür immer aus mir, wie möglicherweise bekannt. Schaue erst in zweiter Linie darauf, was die Anderen machen.
Doch irgendwann schau ich dann doch darauf …
Ich bin ein Weihnachtsmensch. Allerdings jenseits der gängigen Modelle. Ich sehe den Sinn der Weihnacht in der Bewusstmachung der Liebesfähigkeit der Menschen. Und diese Liebesfähigkeit drückt sich für mich nicht in Konsum und Dekoration aus.
In unserem Haushalt gibt es auch schon seit Jahren keine Güter-Geschenke mehr.
Meine Gedanken zur Weihnachtszeit verändern sich, sie wenden sich anderen Bereichen zu als während des Jahres, wo geschaffen, gepflegt und geerntet werden muss.
Ich suche bewusst nach Stille, um aus ihr Energie und Kreativität für das Miteinander erblühen lassen zu können.
In meinen Weihnachtslesungen lese ich zu Beginn immer meine Motivitation für mein Weihnachtsbuch. Diesen Absatz möchte ich gerne hier zitieren:
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Und ich entdeckte, Gedanken zur Weihnachtszeit unterscheiden sich in vielem von Gedanken während anderer Zeiten des Jahres. Im Frühling und Sommer drängen unsere Gedanken nach draußen, nach Aufbruch, nach Wanderschaft. Im Herbst wird langsam eingekehrt, werden die Ernten eingefahren. Und dann die Vorweihnachtszeit. Das Zurückkehren an den warmen Herd, die Heimkehr der Ausgeschwärmten und das gemeinsame Auspacken der mitgebrachten Geschenke, die uns das Jahr bescherte.
Wie man daraus erfahren kann, geht es mir darin um mein Umfeld. Um meine Familie, Freunde, Bekannten und Nachbarn. Ich bin keine Weltverbesserin der großen, anprangernden, plakativen Worte, schaue nicht darauf, wie die Anderen die Welt verbessern sollten oder könnten. Sondern versuche dort offen zu bleiben, wo ich auch tatsächlich wirken kann.
Das mache ich auch das ganze Jahr über. Aber in der Weihnachtszeit nehme ich mir noch bewusster dafür ZEIT. Ich gehe auf die Menschen zu und schaue noch genauer hin, weil mich der Frühlings-, Sommer-, Herbstalltag nicht ablenken kann.
Ein Teil dieses Auf-die-Menschen-zugehen ist meine Weihnachtspost. Jedes Jahr suche ich eines der Gedichte aus, die ich in der Weihnachtszeit schreibe, mein Mann malt ein Bild und ich mache eine Karte daraus, die ich an die Menschen verschicke, denen ich sagen will: Ich denke an dich! Im Zeitalter der virtuellen Kommunikation kommt nun auch eine entsprechende E-Card dazu.
Meine langjährigen Freunde wissen, dass diese Weihnachtspost für mich einen besonderen Stellenwert hat. Ich mache das, weil es MIR emotionale Qualität bringt, mich auf diese Weise mit den Menschen auseinanderzusetzen, die ich schätze und liebe. Augenblicke innezuhalten, um nur an sie zu denken, wenn ich die Karten schreibe – auch wenn es nur ganz kurze Floskeln sind, die ich unter die Grüße setze. Ich schreibe keine Alibikarten, weil „man“ es so macht.
Der kreative Anteil ist natürlich auch Bestandteil meiner Freude, aber vorrangig für mich ist der Augenblick der geistigen Verbindung, die auf diese Art eben nur in der Vorweihnachtszeit möglich ist. Ich mache das mir zum Geschenk, denn wie man weiß, die Postgebühren sind ja nicht sehr weihnachtskartenförderlich …
Ich selber klebe die erhaltenen Weihnachtskarten hier gegenüber meines Arbeitsplatzes auf eine Kastenwand und erfreue mich daran.
Heuer habe ich 62 Karten geschrieben und noch einmal 46 E-Cards verschickt.
Auf meiner Kartenwand hängen 7 Weihnachtskarten. Davon 2 „freiwillige“, 2 von den Hotels in denen wir heuer Urlaub machten und 3 waren wohl Antworten …
Auf meine E-Cards kam immerhin gut die Hälfte an Wünschen zurück.
Nun kommt der Augenblick, wo ich hinterfragen muss, ist es nun Frust, was ich hier schreibe?
In jedem Fall kein persönlicher! Da bin ich ziemlich sicher.
Erstens fühle ich mich in meinem Kreis sehr gut angenommen und aufgehoben. Es hängt wirklich nicht an einem Weihnachtsgruß, mir das „beweisen“ zu müssen.
Zweitens habe ich meine persönliche Motivation vorher ja wortreich beschrieben. Sie genügt mir.
Aber
ich mache mir ganz andere Gedanken …
Vornehmlich in meinem Freundeskreis befinden sich einige sehr kreative und sozial engagierte Menschen. Und alle diese waren auch in der Vorweihnachtszeit kreativ und sozial unterwegs. Im Internet wurden Aktionen gestartet, wo man diese Kreativität und Sozialität verbreiten konnte.
Und da haben einige Einiges beigetragen. Halbanonym, weil sie ja viele dieser Menschen gar nicht wirklich kennen.
Aber, der Freude einer Verwandten, jahrelangen Freundin, Bekannten an ihrer Weihnachtspost wurde keine Aufmerksamkeit entgegengebracht.
Nicht einmal als Antwort …
Und wie gesagt, wir sind ein Haufen, der nicht einfach dumpf vor seinem Fernseher brütet. Wir sind Leute, die schreiben, kreativ und künstlerisch tätig sind, sich Gedanken über die Kommunikationslosigkeit unter den Menschen und die Unruhe der Weihnachtszeit machen.
DAS stimmt MICH sehr nachdenklich.
Weil ich so gerne auf Authentizität achte … Wird sogar unter uns nur verbreitet? Und nicht vertieft?
Andauernd habe ich den Tenor im Ohr, in welchem sich die Allgemeinheit einig ist: Keiner hat Zeit für die Mitmenschen, keiner achtet auf sie. Natürlich die Anderen …
Wer aber achtet dann auf Bedürfnisse, wenn nicht einmal die leicht erfüllbaren Wünsche wahr- oder angenommen werden. Muss es wirklich immer laut krachen, dass die Menschen was von Anderen mitbekommen? Muss es wirklich Gold sein, das uns auf Weihnachten hinweist? Auch wenn wir es offiziell wortreich ablehnen? Lassen wir uns dann doch mitziehen?
Aber eins steht auch fest. Meine Weihnachtspost mache ich auch nächstes Jahr wieder. Weil sie das ausdrückt, was ich auf meine Weihnachts-Fahnen hefte. Zeit und offene Augen für meine Mitmenschen. Und über meine sozialen Projekte werde ich auch nächstes Jahr nicht berichten! Damit ich ganz sicher sein kann, dass ICH sie nicht DESHALB betreibe …
Dein „offener“ Brief erschreckt mich, vor allem mit dem, was Du nur andeutest oder zwischen den Zeilen versteckst. Vielen Erfahrungen zum Trotz – so lese ich mache Zeilen. Vor allem der Schlußabsatz schmeckt gar nicht gut. Aber – Du hast Menschen angesprochen, die Dir vertrauen, für die Du ein offenes Ohr hast und auch beim sommerlichen Spaziergang durch die Weinberg hast Du den Kelch vor auch, den bitter süßen, in aler Freude vergisst Du die nicht, die nicht mit feiern können. Sp wünsche ich Dir ein gesegnetes Neues Jahr, in dem Du den Segen Gotttes erfährsr und selber zum Segen wirst. Ganz herzliche Grüße Dein Michael.
es tut mir leid, lieber michael, ich wollte dich nicht erschrecken!
weißt du, es gibt viele menschen in meinem leben. ich finde sie jeden tag. wie du schreibst. und ich brauche keine bestätigung dafür!
ich finde auch gott und seinen segen täglich in mir …
und auch dafür brauche ich keine bestätigung von außen.
ich möchte mit diesem text nur zum nachdenken anregen,
dass frieden von klein nach groß, von innen nach außen wächst.
wenn wir in unserem inneren kreis nichts sehen, sehen wir im großen auch nur das, was uns die manipulierer zeigen wollen!
und ich frage mich halt, wenn schon meine freunde, die wahrlich keine überflieger oder nurplapperer sind, in diese falle tappen …
dann ist es zeit, zu versuchen, etwas aufzuzeigen,d as man vordergründig nicht so leicht erkennt, damit man es in sich selbst hinterfragen kann, wie man es selbst macht.
da ist nichts zu erschrecken daran, lieber.
ich danke dir für deine lieben wünsche und gebe sie gerne zurück
und grüße dich ebenfalls ganz herzlich
Mich erschrecken Deine Zeilen nicht, im Gegenteil. Obwohl ich heuer auch keine einzige Weihnachtskarte geschrieben habe „schäm“ (früher habe ich immer viele geschrieben) hat es mir selbst tatsächlich im Herzen weh getan. Ich habe keinen großen Freundeskreis mehr und für die wenigen Menschen wäre es wohl möglich gewesen, eine Weihnachtskarte zu versenden, wenn ich meinem Gefühl des „Schleifen lassen“ nicht nachgegeben hätte und genau das ist der Punkt.
Ich danke Dir für diesen Denkanstoß liebe Lintschi.
Der PC vereinfacht mitunter die Weihnachtsgrüße auszusenden, aber sie sind trotzdem nicht das, was ein persönlich kleiner, handgeschriebener Gruß, selbst wenn er nicht besonders leserlich ist, ausmacht.
Ich möchte daraus lernen, denn wahre Freundschaft ist nicht selbstverständlich, aber es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, diese auch zu pflegen. Dazu gehören auch ab und zu Grüße von Hand geschrieben – oh ja.
Hab vielen Dank für diese Zeilen liebe Lintschi.
Liebe Grüße
Fini
ach liebe fini,
da reden wir jetzt ein bissi aneinander vorbei.
für mich hat meine weihnachtspost nichts mit wahrer freundschaft zu tun.
wahre freundschaft braucht wirklich keine weihnachtsgrüße.
sondern mit weihnachtsfreude. und die muss nicht per post sein.
ein gruß, wie auch immer, vermittelt mir die schon.
aber wie ich ja schrieb, die meiste freude habe ich mit dem schreiben. und drum tu ichs …
es tut mir nur leid, dass die anderen sich so viel von der weihnachtsfreude nehmen. und dass dann weihnachten daran schuld haben soll, dass sie keine freude oder keinen sinn darin finden …
aber das trifft für dich ja nicht zu. mit und ohne weihnachtspost …
ganz viel liebes!
lintschi