Die Schreibtischtäter II. – Die Aufrüttler

 
Die Aufrüttler
 

Menschen verdrängen das Böse das von Anderen ausgeht, und sie nicht unmittelbar selbst betrifft, oft so lange, bis es absolut nicht mehr geht. Sie wollen es nicht erkennen, weil es ihre Ängste schürt und ihre Ruhe stört. Weil es sie zu eigenverantwortlichen Handlungen auffordern müsste. Und deshalb verteidigen sie ihre Position mit Rationalisierungen und stellen sich gegen den Aufdecker.

Allerdings – psychologische Erklärungen konnte ich mir früher auch schon geben. Aber bisher habe ich noch nie unmittelbar erlebt, wie so etwas in der Realität abläuft.

Meine persönliche Einstellung liegt erklärtermaßen darin, dass nur die Verbreitung von Frieden auch tatsächlich Frieden bringt.
Die Verbreitung von Gräueltaten unter dem Vorwand „aufrütteln zu wollen“, kann meines Erachtens nach nicht zum Frieden beitragen.
Selbstverständlich muss darüber informiert werden. Verbreitung von Information ist äußerst wichtig.
Aber auch hier – was daraus gemacht wird, ist wesentlich dafür, in welche Richtung diese Infos treiben.

Die Aufforderung Täter zu hetzen, zu quälen, zu ermorden zeugt niemals von friedlicher Gesinnung! Egal, welches Mäntelchen man sich dafür umhängen möchte.
Aus einem Rachefeldzug kann niemals eine Friedensdemo werden!
Mit der Darstellung von brutalisierten oder missbrauchten Opfern kann niemals deren Würde wiederhergestellt werden! Im Gegenteil … man nimmt sie ihnen immer aufs Neue.

Wer meinen Flossenbürg-Bericht kennt (man muss ihn nicht kaufen, man kann ihn auch hier auf meinem Blog lesen und sich Teile daraus im Video vorlesen lassen), der kennt auch meine Vorgabe, wie man aus tragischen Erlebnis-Situationen, in friedvolle Richtungen einschwenken kann.

Immer-Wieder-Aufrührungen der Geschehnisse unter Zuhilfenahme von vor Grauen strotzenden Bildern und Berichten schrecken niemanden der so etwas tun will, von weiteren solcher Handlungen ab! Und sie rütteln auch nicht die Konsumenten dieser Werke auf, genauer hinzusehen, wo die Grundlagen in Wahrheit zu suchen sind. Sie bedienen lediglich den Voyeurismus, bedienen eine Klientel, die sich an der Hilflosigkeit von Opfern aufgeilt.
Darüber habe ich schon in meinem Artikel Von der Dummheit der Menschen“ geschrieben.

Und sie verhetzen an sich friedfertige Menschen, treiben sie in eine Ecke ihrer Angst, in der sie in einen Kreislauf der Gewalttätigkeit eingebunden werden und sich deshalb nie mehr daraus befreien können.
Doch Machtgeile, Böse oder auch „nur“ Zyniker setzen genau dort ihre Hebel an.

An und für sich wären solche Typen leicht erkenn- oder durchschaubar. Sollte man meinen.
Kein Mensch, der wahren Frieden anstrebt, würde diesen jemals mit Brutalität oder Erbarmungslosigkeit zu erreichen versuchen. Ist ja wohl auch ein Widerspruch in sich. Oder?

Leider musste ich wieder einmal feststellen, dass schreibende Menschen, die sich ja so gern zur Denker-Elite zählen, das häufig nur als Lippenbekenntnis so sehen wie ich und sich ebenfalls oft als Ausgelieferte ihrer eingangs von mir beschriebenen Ängste demaskieren. Obwohl sie so gerne ihre Überlegenheit über das Fußvolk der Nichtdenkenden demonstrieren wollen.

Von der Pflicht zum Aufrütteln wird dann gesprochen. Von Kunst, die diese Pflicht angeblich hat. Und unter diesem Deckmantel wird Hass in die Welt geschleudert.
Werden Anprangerungen und Verfolgungen gerechtfertig. Wird für Selbstjustiz plädiert und Verständnis für Übergriffe gezeigt. Wird die Todesstrafe nicht nur gut geheißen, sondern sogar als zu milde eingestuft und dgl. mehr.
Und der Einwand, dass all das auch Unschuldige treffen könnte, wird mit dem Argument abgeschmettert, dass wohl der Eine oder Andere für eine Hundertschaft schon mal geopfert werden könne.

Nun frage ich mich – und jetzt auch meine Leser:
Kann man auf diese Weise wirklich aufrütteln? Und wenn ja – möchte jemand hier zu Ende denken, wozu damit aufgerüttelt wird?

Wurde schon jemals durch die Darstellung brutaler Szenen ein Mord oder eine Vergewaltigung verhindert?
Wurde schon jemals durch das Zeigen von Leichenbergen oder verstümmelter Kriegsopfer ein Krieg verhindert?
Wurde schon jemals durch die Ermordung von Tätern die Flut der Gewalt eingedämmt?

Glaubt das wirklich irgendjemand da draußen?

© evelyne w.

 

17 Gedanken zu „Die Schreibtischtäter II. – Die Aufrüttler“

  1. Liebe Lintschi, Du stellst dem Leser eine Frage.
    Ich kann mir gut vorstellen, dass es mehrere Antworten gibt – entsprechend des eigenen Blickpunkts.

    Der eine wird auf die Barrikaden gehen, ein anderer seine Meinung schriftlich kundtun, wieder ein anderer nicht auf den Gedanken kommen, dass jeder auch den Voayeur, den Denunzianten oder den Feigling in sich verborgen hat – weil er ein Mensch ist.

    Im Laufe des Lebens haben wir alle die Gelegenheit, mit anderen Bildern und wenn wir Glück hatten mit weniger drastischen, uns kennen zu lernen.

    Also bin ich still und schaue mich an.

    Ich nutze die Bilder, die Du aufzeichnest wie einen Spiegel. Gehen sie mich an oder habe ich manches davon schon durchdacht und die Konsequenzen gezogen?

    Mit Mitgefühl sehe ich die Versuchungen, die mancher Mensch in diesem Sinne ausgesetzt ist.

    Ich finde es unsinnig, Gewalttaten durch ständige Wiederholungen – im Fernsehen bespielsweise – noch in die Gehirne einzubrennen oder sie erst dazu anzustiften.

    Aber darauf willst Du ja am Ende Deines Eintrags auch hinaus.

    Mir kommt gerade der Gedanke, dass selbst gut gemeinte Einträge in diesem Sinne und eine Antwort darauf den gleichen Effekt haben *lächel*

    In diesem Sinne
    Barbara

    1. liebe barbara,

      danke, dass du dich einbringst!

      ich glaube, wir sind so ziemlich einer meinung.
      allerdings muss ich dir dort ein wenig widersprechen:
      doch – wir haben alle den voyeur, den denunzianten und den feigling in uns.
      doch es liegt in unserer eigenen verantwortung, welchem anteil in uns wir nachgeben!

      auf die barrikaden zu gehen, bedeutet ja nicht gleich, dass ich mit der gun in die menge ballern muss, oder?
      man kann sich auch auf eine barrikade stellen und versuchen, menschen aufzuklären, anstatt „aufzurütteln“ …
      eine barrikade zu errichten ist an sich ja schon eher ein friedlicher aspekt.

      und genau so sehe ich ja, dass es richtig ist.
      mit sicherheit muss man die gesellschaft vor gewalttätern schützen.
      aber selber zur gewalt aufzurufen, bringt keinerlei schutz. macht einen nur zum verbündeten der gewalttäter.
      auch wenn sich diese gewalt „nur“ gegen täter richtet.

      auge um auge, zahn um zahn, hieß es im alten testament. zu einer zeit wo menschen weder lesen noch schreiben konnten und nicht, wie heute, sich etwas auf ihre hochkultur einbildeten.

      heute müsste es die denker-elite m.e. besser wissen. kann sie nicht nur auf psychologische und philosophische erkenntnisse, sondern auch auf jahrtausende alte geschichte zurückblicken.

      wenn du mit gutgemeinten einträgen nun meine hier meinst, dann möchte ich schon darauf antworten, dass ich hier keine gräuel beschreibe und auch nicht zur hatz aufrufe. sondern dazu, genauer hinzuschauen, mit wem man es zu tun hat. und beim auftritt von gerechtigkeitsfanatikern lieber einmal mehr als einmal zu wenig selber nachzudenken …

      danke noch einmal
      und lieben gruß
      lintschi

      ps: abgesehen davon, dass auge um auge und zahn um zahn sich ja auch immer nur zwei kontrahenten beziehen kann. und nicht über den umweg laufen kann, dass einer hinter seinem schreibtisch sitzt und andere dazu auffordert, augen und zähne einzuschlagen …

        1. ach liebe barbara,
          ich habe mich nicht angegriffen gefühlt. ich wollte es nur klarstellen.
          das ist wichtig, denke ich.
          und halt bei schreibkommunikation besonders, weil man ja mit gestik und mimik nichts unterstreichen kann.

          ganz viel liebe grüße zu dir!
          ich freue mich, dass du da bist!
          lintschi

  2. !976 reiste ein junger 17-jähriger Mann im Zuge einer Familienzusammenführung aus einem kommunistischen Ostblockland in die Bundesrepublik Deutschland aus.
    Die ganze Schulzeit über wurde ihm bis dahin von den Errungenschaften des Sozialismus, Heldentum und der Befreiung vom „Faschistischen Joch“ erzählt. Eine genaue Erklärung über die Bedeutung des „Faschistischen Jochs“ wurde nicht gelehrt.
    Der Eindruck des 17-jährigen war eher der, dass die „Faschisten“ für ihre „Tapferkeit“ eher noch bewundert wurden – eine genaue Aufklärung über den Faschismus gab es nicht – wahrscheinlich aus Angst um die eigene Heldentumslehre.
    Holocaust, Völkermord, Massengräber, Konzentrazionslager – Verharmlosung oder sogar Fremdwörter.
    Das änderte sich in Deutschland.
    Es wäre ein Verbrechen an der jungen Generation die Aufklärung hierüber zu vernachlässigen – oder eben wie damals im Ostblock mit Absicht zu unterlassen.
    Ich denke sehr wohl, dass mit Veröffentlichung jedwelcher Greueltaten – auch in Bildern – eine Wiederholung derselben verhindert werden kann.
    Unsere heutige offene westliche Welt mag nicht immer gut sein – aber, dass wir uns gegenseitig genau auf die Finger schauen ist erstrebenswert. Von der Sensationsgeilheit „mancher“ Medien mal abgesehen.
    Liebe Evelyne, sollte meine Einstellung als Aufrüttlung angesehen werden – ja, ich bekenne mich aus den genannten Gründen dazu. Man ist froh, nicht mehr der 17- jährige von damals zu sein.

    Herzliche Grüße,
    Michael

    1. ich weiß nicht, michael,

      ich glaube, du hast mich dennoch noch ein wenig falsch verstanden.

      ich schrieb ja, man muss aufklären! man muss informieren!
      man darf nichts unter dem teppich verschwinden lassen.

      aber wenn jemand über den holocaust schreibt, und dann wird alles bis ins kleinste detail wieder und wieder hervorgezerrt und die ausgemergelten gestalten endlos durch die geschichte geschickt und noch ein knochenhaufen wird gezeigt und dann kommt endlich die wahrheit ans licht:
      es laufen noch immer einige der bestien von damals herum und die müssen gehetzt und gequält werden und jeder euro, der für ihre verhandlung oder ihre verwahrung aufgebracht wird, ist zu schade. es wäre besser, sie zum freien abschuss freizugeben, und dgl.
      da kann doch was nicht stimmen, oder?

      oder, wenn man diesen menschen dann die ärztliche versorgung vorenthalten will oder was weiß ich alles. ich will das ja gar nicht breittreten hier.
      aber darum geht es mir.
      ich persönlich möchte von mir weg keinen menschen auf der erde so behandeln. egal was er getan hat.
      man wird nicht als täter geboren!
      diese menschen sind krank oder wurden von der gesellschaft geprägt.

      und nun versucht ein anderer (autor) wieder menschen zu prägen:
      denn
      was trägt denn dieser autor nun in die welt?

      er ist ein schreibtäter!
      der noch dazu meistens selber zu feig wäre, die hand zu erheben. er fordert andere dazu auf. und weil er schreiben kann, womöglich auch noch „gut“, tröpfelt er diesen hass in die ohren so vieler unsicherer, ängstlicher menschen, die mit ihren rachegelüsten nicht umgehen können. die sehen sich plötzlich „verstanden“, bestärkt in ihrem hass, anstatt zu lernen, wie man damit umgeht, ihn zu liebe und frieden umzuwandeln, weil man nur SO liebe und frieden in die welt bringt.

      und das soll eine friedliche gesinnung zeigen?

      DAS ist kein aufrütteln, das kann mir niemand einreden.
      DAMIT wird absolut nichts bewirkt, außer dass neuer hass erzeugt wird.

      nicht, wenn jemand informiert.
      und wenn die jugend geschichtsunterricht erhält (und auch im privaten austausch oder durch authentische bücher und filme) und gedenkstätten besuchen soll und kann.

      das sind zwei ganz verschiedene bereiche. nur springen diese autoren auf diesen zug auf und werfen von dort ihren kot in die welt.

      aber das kommt erst im nächsten kapitel, da gehe ich darauf ein …
      auf die kunst in unterhaltung und aufklärung.

      danke lieber michael und schönen abend!

      1. Liebe Evelyne, die Frage ob oder wie man jemanden bestrafen soll, möchte ich offen lassen – ich tendiere hier eher zu Deiner Einstellung.
        Mir geht es aber um die immer wiederkehrende und für mich sehr erschreckende Feststellung, dass ich ohne meine Umsiedlung eine jugendliche Entwicklung erlebt hätte, die ich selbst nach meinem heutigen Weltbild als verheerend bezeichnen könnte.
        Ich fühle mich selbst „aufgerüttelt“ – und bin froh und dankbar, dass es so ist.
        Außerdem weis ich, dass wir verschiedene Worte nutzen – im Prinzip doch auch hier der gleichen Meinung sind.

        Liebe Grüße,
        Michael

        1. ja, das glaube ich auch,
          dass wir die worte unterschiedlich belegen.
          und im prinzip einer meinung sind.

          das problem ist, dass auch die schreibtischtäter das wissen und deshalb diese worte benützen. die dann so toll klingen, aber ganz etwas anderes bezeichnen, als der leser meint.

          ich möchte mich auch keineswegs auf dieses wort festfressen, sondern auf den vorgang.
          und dafür benutze halt ICH dieses wort.

          off topic:
          ich habe in meinem sachbuch über die liebe ein kapitel vorgestellt, in welchem ich die persönliche besetzung meiner ausdrücke genau erkläre, weil ich genau weiß, wie sehr gerade auch in der liebe jeder was anderes meint mit dem gleichen wort.
          wahrscheinlich wäre das bei einem solchen heiklen thema auch von vorteil.

          und ich glaube aber auch immer noch, dass du nicht durch hasspropaganda in text und bild aufgerüttelt wurdest, sondern durch information und aufklärung. oder?

          schönen abend und noch einmal ein herzliches danke
          dass du mit mir diskutierst!

          evelyn

  3. ein pazifistischer ansatz … den ich teile.

    liebe lintschi, ich habe dir atemlos zugelesen und ständig genickt.
    ja, ja und nochmals ja. ich unterschreibe jedes wort.

    wenn immer wieder im gegenzug hass und rachegedanken geschürt wird/ werden, ist das ein teufelskreis!

    und – die „schreiberlinge“, die ihre gedanken zu verbreiten wissen – haben sie (wir) nicht eine verantwortung?

    liebe grüße zu dir,
    deine diana

    1. liebe diana,

      es tut sehr gut, dich auf meiner seite zu wissen!

      verantwortung der schreiber – ja, du weißt, wovon wir sprechen …
      denk doch nur, wie ich damals meinen text über den tod als freund herausgenommen habe, weil mich jemand darauf aufmerksam machte, dass er einem potentiellen selbstmörder vielleicht zu sehr ins konzept passen könnte.
      natürlich muss man auch dem leser seine eigene verantwortung übergeben, aber man muss doch auch wissen, was man mit einem text erreichen will.
      und wenn er zu einem derartigen missverständnis führen konnte, dann war das für mich unverantwortbar, ihn stehen zu lassen.

      letztendlich komme ich ja dann irgendwann dort hinaus, dass es mir um den leser geht!
      dass natürlich auch der leser verantwortung übernehmen muss, wenn schon der autor keine zeigt. der leser ist ja der, der manipuliert wird. nach bewährtem historischen muster.
      aber das entbindet den autor nicht von seiner.

      aber das wird vielleicht noch 2 kapitel dauern. mehr werden es dann eh nicht mehr. aber im nächsten wird sich das ende noch nicht ausgehen …

      danke noch einmal
      und allerherzlichsten abendgruß
      lintschi

      1. ja, schreib mal weiter, liebe.
        ich werde gespannt lesen.

        und – ja, aber klar hat auch der leser eine verantwortung zu übernehmen.
        dennoch muss ich mir als autor bewusst sein, dass ich sehr wohl manipulieren kann.
        außerdem weiß man ja nie, an welche leser man gerät, nicht wahr …

        jedenfalls finde ich all diese gedanken, die du hier aufbringst wichtig, durchaus brisant – und hochinteressant!

        dir auch einen herzlichen abendgruß,
        diana

  4. liebe Lintschi
    auch hier unterschreibe ich jedes Wort.
    Irgendwo steht in der Bibel, wer Hass sät wird Hass ernten. Ich denke daran müssen wir immer denken.
    Aber für mich stellt sich auch immer die Frage, warum schauen so viele Menschen zu? Warum halten zu viele Menschen den Mund wenn sie Gewalt sehen, hören oder lesen?
    Wieweit darf die Freiheit des „Künstlers“ gehen? Darf er unterschwellig oder offen zu Mord und Todschlag aufrufen?
    Ich danke Dir für Deine Befassung mit diesem Thema sehr, denn es berührt mich immer wieder.
    Herzlich Ilona

    1. liebe ilona,

      ich habe in meinen beiträgen versucht, dieses phänomen aufzuzeigen, warum die masse zusieht oder dann gar mitzieht.
      es geschieht seltsamerweise aus der angst vor dem bösen. deshalb wollen sie das eigene böse nicht wahrnehmen, sondern es auf andere umlegen.

      es ist nur so – nicht wissen schützt vor strafe nicht, sagt schon der gesetzgeber.
      und auch hier ist es das gleiche – nicht wissen und nichtbeachtung schützt vor der eigenen verantwortung nicht.

      doch da immer noch eine andere richtung gepredigt wird.
      da immer noch, wenn wir wieder das beispiel holocaust hernehmen, davon gesprochen wird, dass die masse aus sorge um und für ihre familien mitgezogen ist, weil sie keine arbeit hatte und keine anderen perspektiven, solange wird hier kein umdenken möglich sein.
      die masse ist nämlich mitgezogen, weil sie die verhetzung nicht erkennen konnte.
      aber verhetzung kann jeder erkennen, der an seiner eigenen humanität arbeitet.

      man weiß es doch – heute war damals keiner dafür!

      ich denke, für mich persönlich, ich kann NIE sagen, wie ich in bestimmten angstsituationen reagieren werde. die panik ist nicht immer bewusst steuerbar. aber ich muss doch nachher erkennen können, wo meine beteiligung war und verantwortung dafür übernehmen. und vor allem: daraus lernen!
      diese menschen werden heute noch immer von ihrer angst davor abgehalten, die – wenigstens gedankliche – verantwortung zu übernehmen für das, woran sie sich beteiligt haben. es werden noch heute andere schuldige dafür gesucht. und diese angeprangert.
      und die nachkommenden werden durch diese vorgefertigten muster dynamisch in diesen verhängsnisvollen kreislauf eingebunden.

      lg lintschi

  5. liebe Lintschi
    die Erfahrungen der Zeit um den Mauerfall und damit verbunden die Zeit der Angst bei den Montagsdemos haben mich unendlich stark gemacht. Ein Volk steht friedlich auf um zu zeigen, bis hierher und nicht weiter. Die Erfahrung, durch friedliche Geschlossenheit können wir ein ganzes Sytem zu Fall bringen, ich hätte sie jedem Leser gegönnt.
    lieben Gruss
    Ilona

  6. wenn ich die Kommentare lese, meine ich, Dir ist geglückt, was Du im Sinn hattest:

    Du hast aufgerüttelt.
    Du hast allen Gedanken über dieses komplexte Thema aufs Neue eingegeben u. jeder versucht, sie auf seine Weise auszudrücken.

    Ich stelle fest, das gelingt nur einem nArtikel, dem die Wahrheiten so vordergründig auf den Wortspitzen liegen, daß niemand, der hier liest, gedankenlos bleiben kann, es sei denn, er denkt nie u. ich meine, diese Menschen lesen hier bei Dir sowieso nicht. *lächel*

    wenn Frieden verbreitet wird, meinst Du,kann auch nur weiterer Frieden entstehen.
    Eigentlich müßte es so auch stimmen, es kommt aber sehr auf die Art und Weise an, WIE er verbreitet wird und da gibt es viele Formen und viele davon führen leider nicht zu wieterem Frieden, weil sie nicht einfach und friedfertig daherkommen, sondern im Hinterkopf mit Gedanken, mal erstmal wie Frieden aussehen und wir fallen sehr gerne auf friedlich scheinende Angebote herein.
    Was dahinter steckte, zeigt sich dann in der Folge – rückblickend in der Geschichte erkennen wir es gut, da der Abstand dazu die reine objektive Sicht zeigt. (oder zeigen sollte) Also die Wahrheit, die so oft von Dingen überlagert wird, die währenddessen kaum zu erkennen sind, später scheint alles klar zu sein und der Mensch wundert sich.. .

    Liebe und sehr nachdenkliche Grüße von mir

    1. danke bruni,

      nun ja, da haben wir das, was michael auch schon schrieb. dieses wort kann man sicher so und so auslegen.
      meine „aufrüttlung“ bestand sicher nur darin, dass sich jeder selber bei der nase nehmen soll und auf indizien achten soll, bevor er sich einem gewalt-text oder kunstwerk gedanklich anschließt. weil er sich so recht schnell in eine gewaltmaschinerie eingefügt finden kann.

      das unterschied ich (natürlich ganz persönlich) zu aufzeigen … aufmerksam machen.

      und du sagst es ganz genau, nicht überall wo frieden draufsteht ist auch frieden drin.
      das ist nicht nur beim fleisch so …

      und wenn du meine textserie bis zum schluss liest, dann komme ich dort genau auf das zurück, was du hier schreibst. auf dieses nachträgliche wundern.
      doch wir müssen uns nicht nachher wundern, wenn wir vorher unsere gehirnwäsche selber vornehmen und sie nicht vornehmen lassen.

      im übrigen – ich werde mich nicht wundern, wenn auch bei uns wieder dieser verhängnisvolle umschwung kommt.
      hier verweise ich auf den anfang meiner geschichte – in österreich stehen wahlen an und die rechten sind im vormarsch. und genau aus den gründen, wie ich sie hier „im kleinen“ beschrieben habe …

      danke bruni, dass du mich/uns begleitet hast
      schönen wochenbeginn!

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