herzmittig
duftest du mir
sternweiß
gefiedert
an den ufern
meiner wimpern
ins rot gelüftet
weit
© evelyne w.
herzmittig
duftest du mir
sternweiß
gefiedert
an den ufern
meiner wimpern
ins rot gelüftet
weit
© evelyne w.
in den taschen des windes
fliegt mein herz
über rieden
und den see
die amsel
ist mein begleiter
und die demut
© evelyne w.
ein kleines lied in meinem kopf
trällert ohne unterlass
jubelt von meinen lippen
und hämmert einen wilden bass
es dröhnt ganz tief hinab
und singt in höchsten tönen
es tanzt auf meiner zunge
vibriert in meinen zähnen
geigt an meinem busen
trommelt in meinem bauch
flötet dann etwas tiefer
und dort vibriert es auch
der text ist denkbar einfach
und einprägsam dazu
sein herrliches libretto
hat eine zeile:
du!
© evelyne w.
Eine Begleitperson machte einen Mitschnitt. Auch wenn das Material nicht sehr gut war, so bin ich doch sehr dankbar, dass ich es zur Verfügung habe. Es ist eine schöne Erinnerung für mich und vielleicht ja trotzdem auch ein Anstoß …
Leider fehlt der Anfang, die Begrüßung und der Einstiegs-Walzer (um den mir ein bisschen leidtut, weil der wirklich super ankam) und musste auch die Pendeluhr gestückelt werden. Natürlich habe ich auch sonst einiges herausgeschnitten. Aber 10 Minuten sind eh lang genug …
Mein Mann meinte, dass leider die Stimmung nicht so herauskommt, wie sie vor Ort war. Ich glaube, das liegt daran, weil man die Damen fast nicht sieht und die ja eher nonverbal kommunizierten.
Aber wie gesagt, eine sehr schöne Erinnerung und ein bissl was sieht man ja doch …
und dann ist da
diese stille
die ich so liebe
wenn der morgen
sich in das haus schleicht
durch alle räume atmet
und mit seinen fingern knackt
die dusche
ihren jungfernstrahl
in kalten schauern
über mich flutet
und sich die minze
in die höhlen
meines mundes
breitet
dann der kaffee
auf dem balkon
ein stummes nicken
aller blütenköpfe
und aus dem fenster
hinter mir
schnarcht es sonor
dann bist es
wieder du
den ich so liebe
© evelyne w.
ich möchte deine augen schlucken
alles sollst du in mir sehen
geheimnisse für dich geschrieben
ohne wort einfach verstehen
ich möchte dich mit fingerspitzen
atmen in meiner brüste tiefe
weil deine haut dann immerzu
warm an meinem busen schliefe
ich möchte meine liebestode
mit dir in deinem bette sterben
und in der morgenauferstehung
die herzensreste dir vererben
ich möchte mit zerzausten haaren
barfuss durch dein erwachen laufen
und um die ersten sonnenstrahlen
für dich ein sternenfrühstück kaufen
© evelyne w.
ich liebe
dich an den tagen
wo die welt ganz flach wird
das licht sich
in den ecken drängt
und nur dein mund
mein sein beatmet
ich liebe
dich in die tage
an denen mein mund
spuren legt
in deine ecken
um dunkelheiten
auszuspülen
die das gestern
in deine nächte legt
ich liebe
dein dich an mich drängen
bevor die einsamkeit
dich mit sich zieht
dein greifen nach
der zärtlichkeit
um dich zu finden
in der ewigkeit
des uns
© evelyne w.
Am 12. Juni war es so weit, ich hatte meine erste Lesung vor Zielpublikum, in dem mir bis dahin unbekannten SeneCura Sozialzentrum Frauenkirchen. Das Literaturhaus Mattersburg hatte mich im Rahmen seiner Veranstaltungsreihe „Literatur auf Rädern“ dafür angefragt.
Die Zusammenarbeit im Vorfeld war bereits höchst angenehm. Die Betreuer waren sehr interessiert und entgegenkommend.
Selbstverständlich setzte ich mich nicht an einen Tisch für meine Lesung. Ich wollte beim Lesen auf die Menschen zugehen, Augenkontakt suchen, sie eventuell – wenn möglich – sogar berühren. Zu diesem Zwecke bildeten wir einen Halbkreis für die schon etwas fortgeschritteneren Fälle.
Die Lesung fand in der Kapelle des Hauses statt und vielleicht war das ein bisschen ein Nachteil. Nicht alle Insassen verließen ihren Wohnbereich. Ich kenne das von meinen Angehörigen, wenn etwas extern veranstaltet wird, ist die Barriere zu groß.
Andererseits war es wahrscheinlich genau die richtige Größe für die Gruppe, um nur ja jeden einzeln zu erreichen.
Ich war schon etwas früher dort, um alles in Ruhe vorbereiten, mich auf den Leseraum einspüren zu können.
Und so waren es sehr bewegende Augenblicke für mich, als die ersten Gäste eintrafen. Von ihren Betreuerinnen im Rollstuhl hereingeschoben oder an der Hand hereingeführt wurden. Nur drei oder vier konnten noch ohne Hilfe ihre Plätze einnehmen. Ich begrüßte jeden einzeln mit Handschlag und wurde beinahe enthusiastisch aufgenommen.
Nach der Begrüßung begann ich mit meinem Walzertanz.
Und ich merkte sofort, dass der Funke sprang!
Ich wiederholte den Refrain öfter als geschrieben und drehte mich zu allen Seiten. Und ja, sie wippten tatsächlich mit!
Dann die Pendeluhr, auch hier war noch Schwung und Bewegung drinnen.
Eigentlich begann ich dann erst mit der „Lesung“.
Aber da war das Interesse der HörerInnen schon gut bei mir.
Ich kann sagen, die Lesung war genauso, wie ich sie mir vorgestellt, mir gewünscht hatte.
Ich suchte immer Augenkontakt, ging auf die einzelnen Hörerinnen zu (in der ersten Reihe saßen keine Männer – es waren ja überhaupt nur drei da) und las sie direkt an. Ich unterstützte mit Körpersprache.
Und ich merkte deutlich, wie sehr sie dabei waren. Manchmal sagten sie auch etwas dazu. Wiederholten ein Wort oder eine Zeile. Kopfnicken war das Mindeste.
Einzig der Herr in der zweiten Reihe gähnte immer laut. Aber er schien auch verschnupft zu sein, hielt sich dauernd ein Taschentuch vor die Nase …
Dann bekam eine der Damen Durst und verlangte nach Wasser. Da machten wir alle eine kleine Trinkpause.
Gestärkt ging es dann ins Finale. Und es war wie vorher. Das Interesse war da und wir hatten einen guten Draht zueinander.
Zuletzt las ich dann noch Wichtig! und dabei ging ich wirklich bei jeder Zeile zu einer der Damen und las sie direkt an. Das war so, ja wichtig! Und wirklich unglaublich berührend.
Zu guter Letzt verabschiedete ich mich wieder per Handschlag und fragte natürlich auch, wie es gefallen hatte. Und von den Antworten und Reaktionen werde ich noch lange zehren.
Ja, das Projekt hat sich gelohnt! Und ich kann es wirklich nur jedem empfehlen, sich ein bisschen mit alten Menschen auseinanderzusetzen und zu beschäftigen! Da bekommt man sehr viel zurück!