ich pfeife
auf die parolen
der angst
tanze
auf dem maskenball
der regeln
singe
am offenen fenster
abgesperrter räume
lache
in den prasselnden regen
kurioser informationen
nein!
meine freiheit
kriegt ihr nicht.
ich pfeife
auf die parolen
der angst
tanze
auf dem maskenball
der regeln
singe
am offenen fenster
abgesperrter räume
lache
in den prasselnden regen
kurioser informationen
nein!
meine freiheit
kriegt ihr nicht.
mein leben
lebt mich
es schwimmt mich
in den wellen seines daseins
es tanzt mich
in der sonne seines glücks
es singt mich
in den liedern seiner liebe
es malt mich
in den farben seines herbstes
es trägt mich
über die äcker der erinnerung
es führt mich
an der hand seines mutes
es leitet mich
durch seine gassen des erkennens
es springt mich
über die schatten seiner zeit
die zärtlichkeit des seins
schmiegt sich in meinen morgen
flüstert liebe in mein ohr
massiert freude unter meine haut
lichtfinger streicheln mein herz
wandern durch den hals hinauf
in meine augen
die sich dem glück öffnen
einen neuen tag
begrüßen zu können
und dich in ihm.
an den grenzen
der gehirne
drängen sich parolen
im schulterschluss
ängste
krallen sich daran
untertänigster gehorsam
baut einbahnen
mit hohen schallschutzmauern
kein ton von außen
darf den widerhall
der eignen worte stören
und den singsang
der gemeinschaftschöre
die mit einlullenden
„gute nacht, welt“-liedern
die klagelieder leidender
und die grabesstille
in den hohlräumen der köpfe
übertönen
an diesem tag
lege ich mein glück
vor mir auf den tisch
und betrachte es zärtlich
jede faser deines du
jede verknüpfung unseres wir
jede freude meines ich
jeden morgenkuss
fast blind noch
und doch so spürbar nah
den alltag
der seinen sinn erfährt
im miteinander
die wunderbaren umarmungen
die halt mir geben
und geborgenheit
wärmende spaziergänge
in der sonne unseres herbstes
und den ausblick auf einen winter
der mit dir
nicht kalt werden kann
dann
nehme ich mein glück in beide hände
und lege es in deine
täglich öffne ich die kassette
mit den schätzen an erfahrungen
wühle mit beiden händen
in den kleinodien der gegenwart
lasse erinnerungen
wie funkelnde juwelen
durch meine finger rieseln
ich schwimme
im warmen infinity-pool
meiner liebe zum dasein
den blick gerichtet auf
die landschaften der zufriedenheit
mein gelebtes märchen
heißt aschenbrödel
kindheit in not
alter in luxus
erbsenzähler, schmeichler
und parolenschleuderer
werfe ich in ihre töpfchen
und!
ich habe den prinzen geheiratet!
* * *
und solange wir nicht gestorben sind … ![]()
das leben ist kein traum
leben ist
wachheit
lebendigkeit
und liebe
stillhalten
und hass
machen dich leblos
träume
lassen dich schlafwandeln
auf den dächern
der unwirklichkeit
öffne die augen
schau auf deinen weg
und auf diejenigen
die dich erkennen
und begleiten
und gehe mit ihnen
auf ziele zu
nicht auf träume
Ich bin durch eine Freundin auf einen sehr interessanten Lyriker gestoßen,
auf Eugen Gomringer. Diesen führt man als „Vater der Konkreten Poesie“.
Ich finde diese Wortspielereien, die aber keineswegs willkürlich gestaltet werden, sondern einer bestimmten Ordnung oder/und einem Versmaß folgen müssen, absolut spannend.
Und eine dieser Formen habe ich nun für zwei Gedichte für meinen Herbst im Burgenland angewendet. Wahrscheinlich einigermaßen unzulänglich, aber weil ich es einfach unglaublich inspirierend fand.
golden
gold
gold und rot
rot
rot und violett
violett
violett und rot
gold und rot und violett und
sturm im glas *)
schilf
schilf
schilf und wellen
wellen
wellen und winde
winde
winde und schilf
schilf und wellen und winde und
abflug der störche
© evelyne w.
*) für meine deutschen leser/innen: federweißer nennt man in österreich sturm

wie samtene herzen
schwebt das weinlaub
in die stille
hagebutten
streuen letzte rosenblätter
auf oft begangenen weg
rot.

in den engen korridoren der angst
hangeln sie sich weiter
an fensterlosen wänden
die ihnen den blick verwehren
auf weite
und den sinn des lebens
mut und kraft
stopfen sie in rucksäcke
die sie anderen umhängen
sie zu tragen
fällt der vordermann
steigen sie über ihn hinweg