tageswalzer

lebenssäfte strömen. in mir.
das leben drängt. aus mir.

an meinen zweigen
treiben blüten
und in meiner krone
bauen bunte vögel
ihre nester

ihr jubilieren
übertönt den lärm der zeit
verdichtet sich
zur sinfonie der liebe

meine füße können
nicht länger stillhalten
sie schlüpfen
aus den erdigen wurzelschuhen

barfuß
tanze ich den walzer
dieses tages

 

tragfähig

getragen werde ich
von meinem leben

weil ich ihm füße gebe
die fest auf der erde stehen

und doch so leichtfüßig
in die tage laufen

weil ich ihm arme gebe
die täglich stärker werden

mich hochheben können
um über zäune zu springen

und mich sicher auffangen
wenn ich auf dem boden der tatsachen lande

 

frei wie ein vogel

eure hilflosigkeit
ist nicht die meine

ich wachse an den ereignissen
werde mutiger
und selbstbestimmter

die kleingeistigkeit
der tage
lässt meinen geist wachsen

er verlässt die grenzen
die man ihm von außen
setzen will

steigt empor
in unerreichte höhen

die vogelperspektive
zeigt die unglaubliche schönheit
des lebens

meines lebens

und derer
die nicht mitmarschieren
sondern eigene wege gehen

 

abgesang

ich sehe
ich höre
ich spüre

und dennoch frage ich mich
wo sind meine worte

sie bilden keine gedanken
nur gefühle
und diese
rumoren in meinem bauch
stoßen mir sauer auf
doch viel zu oft schlucke ich sie
ohne sie in den mund genommen zu haben

ich mag das draußen nicht mehr
in meine welt lassen

aber das dunkelwerden
der abgesang
und bittere geschmack im mund
lassen sich nicht länger verdrängen

 

frühlingssonne

die märzsonne
spiegelt sich in den fenstern
potemkinscher dörfer

hinter blumengeschmückten fassaden
warten in finsteren zimmern
einsame seelen
auf das öffnen
abgesperrter türen

reißt die fenster auf
grüßt von den balkonen
die frühlingssonne flutet dann
auch die verschlossenen räume

denn sie wärmt alle herzen
die sich ihr zuwenden

 

weinbergbaden

ist das glück?
das ist glück.
nicht euphorie
nicht romantik
glück.

es ist einfach da
man kann es nicht erzeugen
nicht festhalten
nur erkennen
und annehmen

gerne lacht es
manchmal weint es
meistens wärmt es
doch es kühlt auch die wut

verliert die angst
aus den augen
sammelt die freude
als mut ein
wächst in der stille
schreit sich aus dem bauch

teilt den nebel des alltags
für den blick ins licht

 

weinbergbaden